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Frauen leisten immer noch mehr unbezahlte Arbeit

Noch kein gewohntes Bild - unbezahlte Hausarbeit und Kindererziehung werden zumeist von Frauen geleistet.
Foto: © Africa Studio/Fotolia.de
Noch kein gewohntes Bild – unbezahlte Hausarbeit und Kindererziehung werden zumeist von Frauen geleistet.
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Hierzulande arbeiten erwerbstätige Frauen von 18 bis 64 Jahren im Schnitt täglich 7:44 Stunden, die Männer 7:40 Stunden. Davon verbringen die Männer 5:32 Stunden und die Frauen 4:15 Stunden mit bezahlter Arbeit. Auf unbezahlte Arbeit entfallen für Männer 2:08 Stunden und für Frauen 3:29 Stunden, das ist etwas mehr als das Anderthalbfache. Für unbezahlte Fürsorgearbeit verwenden Frauen sogar 2,4-mal soviel Zeit wie Männer.

Hoher Aufwand für häusliche Arbeit geht Hand in Hand mit Teilzeitjobs

Fast jede zweite Frau in Deutschland arbeitet in Teilzeit. Unter Müttern ist Vollzeitarbeit sogar die Ausnahme, während Männer – auch wenn sie Väter sind – fast ausschließlich in Vollzeit arbeiten. Für einen Mann, der voll arbeitet, besteht mit 73 Prozent der größte Teil seiner Gesamtarbeitszeit aus bezahlter Arbeit. Eine teilzeitbeschäftigte Frau wird hingegen nur für 43 Prozent ihrer Gesamtarbeitszeit entlohnt. Das zeigt eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Analyse basiert auf repräsentativen Sonderauswertungen der Zeitverwendungserhebung (ZVE) 2012/13 des Statistischen Bundesamts. Dafür wurden mehr als 5000 Privathaushalte befragt.

Frauen meist noch für Kleinkinderbetreuung zuständig

Das Missverhältnis von beruflicher und häuslicher Arbeit zwischen den Geschlechtern ist besonders groß, wenn Kinder unter sechs Jahren im Haushalt leben. Vollzeitbeschäftigte Väter mit kleinen Kindern haben mit 9:11 Stunden die längste Gesamtarbeitszeit; davon verwenden sie jedoch nur ein Drittel für Hausarbeit, Kinderversorgung und gegebenenfalls Pflegeaufgaben. Vollzeitbeschäftigte Mütter hingegen wenden dafür mehr als die Hälfte und teilzeitbeschäftigte Mütter sogar fast 70 Prozent ihrer Gesamtarbeitszeit auf.

Elternzeit motiviert Väter auch danach zur Arbeitsreduzierung

Die Betreuung von Kleinkindern ist also nach wie vor weitgehend Frauensache, was sich laut Studie auch daran ablesen lässt, dass Mütter deutlich häufiger und länger Elterngeld beziehen als Väter. Mehr als 90 Prozent der bezahlten Elternzeit entfallen bislang auf Frauen. Allerdings nehmen Männer inzwischen häufiger Vätermonate in Anspruch als in früheren Jahren, woraus sich auch langfristige Effekte ergeben: Im Anschluss an die Elternmonate verringert etwa jeder vierte Vater seine Arbeitszeit um zehn bis 20 Prozent. Von Vätern, die drei oder mehr Elterngeldmonate genommen haben, reduzieren sogar 42 Prozent ihre Arbeitszeit.

Zwei Drittel der unbezahlten Pflegekräfte sind Frauen

Nicht nur bei der Kinderbetreuung, sondern auch bei der Pflege von Angehörigen engagieren sich Frauen häufiger und intensiver. Mit 2,35 Millionen Pflegenden stellen sie fast zwei Drittel derjenigen, die die unbezahlte Fürsorgearbeit leisten. Drei Prozent der Frauen gegenüber einem Prozent der Männer bringen täglich mindestens zwei Stunden für die Pflege von Angehörigen auf. Vor allem im Erwerbsalter unterstützen Frauen andere Menschen viel häufiger, als Männer dies tun.

Negative Folgen für Karriere und Alterssicherung durch nicht entlohnte Arbeit

Die WSI-Wissenschaftler folgern aus den Studienergebnissen, die ungleiche Aufteilung der häuslichen Arbeit hänge damit zusammen, dass Frauen im Beruf häufig zurückstecken. Damit verbunden seien erhebliche Auswirkungen auf das Einkommen, die beruflichen Chancen und die Alterssicherung der Frauen. Gleichstellungspolitik solle daher berufliche Gleichstellung von Frauen mit Anreizen für eine Umverteilung von unbezahlter Arbeit hin zu Männern verknüpfen, so die Forscher, und für beide Geschlechter bessere Bedingungen für die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit schaffen.

Die vollständige Studie steht > hier zum Download zur Verfügung.