Ende vergangener Woche ging der zweitägige DGFP-Kongress in Berlin über die Bühne. Mit Tourbussen, cooler Location und gutem Programm hat die DGFP die „Challenge Transformation“, so der Kongresstitel, überzeugend gemeistert.
Die HR-Szene hat den Berliner Westhafen als attraktiven Treffpunkt entdeckt, um über die neue Arbeitswelt zu diskutieren. Andrea Nahles stellte dort Ende vergangenen Jahres ihr Weißbuch zur Arbeitswelt 4.0 vor, die DGFP lud hierher ein, ebenso Xing zum New Work Award. Ein inspirierender Ort für gute HR-Ideen.
Dass sich beim Check-in eines DGFP-Kongresses bereits 300 Personaler intensiv austauschen, und den „Networking Coffee“ tatsächlich nutzen, lag in diesem Jahr allerdings nicht nur an der Location, sondern vielmehr an der besonderen Dramaturgie des Kongresses. Er startete nämlich mit einer so genannten Innovation Tour, bei der die Teilnehmer am Vormittag mit Bussen zu Exkursionen aufbrachen. Zur Auswahl standen insgesamt 15 Ideenschmieden, überwiegend Innovation Hubs von etablierten Unternehmen wie Bayer, Deutsche Bahn oder Lufthansa, wo Innovationen in einer Start-up-Atmosphäre entwickelt werden.
Ohne Hubs geht es nicht mehr
Gerhard Rübling, noch HR-Geschäftsführer beim Maschinenbauer Trumpf (er geht im Juni in den Ruhestand) und noch Vorstandsvorsitzender der DGFP (gibt im Mai sein Amt auf) zeigte sich in seiner Begrüßung sichtlich beeindruckt von der Resonanz der Touren. Für ihn ist klar: Bei der digitalen Transformation muss HR eine gestaltende Rolle übernehmen. Wie diese Rolle gelebt werden kann, zeigten am ersten Kongresstag zahlreiche Keynotes. Gitta Blatt, HR-Chefin von Sky Deutschland, stellte die Vorzüge von klassischen Konzernstrukturen und einer Start-up-Kultur gegenüber. Beides wird bei Sky gelebt, die Hubs und das klassisches Business lernen voneinander. Die Deutsche Bank baut mit dem Transformationsprojekt „Horizon“ ihr komplettes Privatkundengeschäft um. „Transformation kostet Kraft, aber es lohnt sich“, so Rolf Närdemann, Head of Transformation Private Clients. Rübling, Blatt und Närdemann diskutierten dann auf dem Podium, zusammen mit spontan auf die Bühne gebetenen Start-up-Vertretern, darüber, wie sich in Unternehmen eine Innovationskultur entwickeln kann. Ohne besondere Experimentierräume, meistens Hubs genannt, kommt offenbar kein Unternehmen mehr aus.
Transformation als HR-Chefsache
Und ohne HR gelingt die Transformation auch nicht. Das zeigten die Keynotes weiterer prominenter HR-Manager. BMW-Personalvorstand und Arbeitsdirektorin Carreiro-Andree setzt bei BMW auf innovative Wege im Talent Management und arbeitet in der Führungskräfteentwicklung mit Nachdruck am Kulturwandel. Wie HR dabei selbst die Chancen der Digitalisierung nutzt, zeigt Ariane Reinhart, Vorstand und Arbeitsdirektorin der Continental AG. Der Automobilzulieferer setzt bei der strategischen Personalplanung auf Big Data. Ein Pilotprojekt in einem indischen Entwicklungszentrum liefert erstaunliche Ergebnisse. „Es sind goldene Zeiten für HR“, so die Überzeugung von Wolfgang Fassnacht, HR Director der SAP. Auch sein Unternehmen setzt auf Kulturwandel, den HR entscheidend mitgestalten kann. Von den vortragenden HR-Chefs erhielt der Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Thyssen Krupp, Oliver Burkhard, den meisten Applaus. Beim ehemaligen Betriebsratschef spürte man die Leidenschaft für Transformation. Mit Selbstkritik, Humor und guten Ideen zeigte er auf, wie auch HR dazu beitragen kann, ein ins Straucheln geratenes Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. Sein Motto für HR: „Wir brauchen mehr Geschwindigkeit, weniger Dave Ulrich“, so Burkhard.
Ohne Zweifel: HR muss bei der Transformation enger denn je mit dem Business zusammenarbeiten. Das zeigte auch eindrucksvoll ein Dialog auf der Bühne zwischen einem General Manager und seiner HR-Partnerin. Ulli Gritzuhn und Alexandra Heinrichs von Unilever berichteten von ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit.
Intensive Diskussionen in Breakout-Sessions
HR will bei der Transformation mitreden, sich einbringen, gestalten. Die offiziell rund 400 Kongress-Teilnehmer konnten dies vor allem am zweiten Kongresstag. In insgesamt 14 Breakout-Sessions gab es Impulse aus der Praxis, die dankend aufgenommen und intensiv diskutiert wurden. Dieser besondere Raum der Kleingruppendiskussion zeigte einmal mehr, wie HR tatsächlich die Hebel der Transformation bewegen kann. Die digitale Transformation, der Wandel der Arbeitswelt ist greifbarer geworden.
Leadership Award
Ein Preis wurde in Berlin auch noch verliehen. Bei der Verleihung des diesjährigen St. Galler Leadership Awards setzte sich die Swisscom im Zuschauer-Voting gegen Fraport und Audi durch. Prämiert wurde das Projekt „Pulse“, bei dem ein innovatives Befragungstool mehr Transparenz und Feedback erzeugt. Das Projekt zeigt: Transformation beginnt vielfach im Kleinen. Ein Trost für alle, die ihre Rolle noch nicht gefunden haben und vor der Komplexität mancher Projekte zurückschrecken.