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Wie sich die Corona-Krise auf die Personalpolitik auswirkt

Akten, davor Stempel mit Aufdruck
99 Prozent der Unternehmen sehen in der Corona-Krise staatliche Hilfen und Kurzarbeit als adäquate Mittel an.
Foto: © Wolfilser/StockAdobe

Drei Viertel der Unternehmen hierzulande (74 Prozent) bezeichnen die Insolvenz ihrer Firma als größte Angst infolge der Corona-Krise. Fast vier von zehn Befragten (38 Prozent) befürchten langfristige Folgen wie eine Rezession und eine Weltwirtschaftskrise. Knapp ebenso viele (37 Prozent) sorgen sich darum, dass es zu einem Personalabbau in ihrer Organisation kommt.

Mehrheit befürchtet Liquiditätsprobleme

Es folgt die Sorge um die Finanzen: Jeder Dritte (33 Prozent) befürchtet Liquiditätsprobleme und 29 Prozent nennen finanzielle Einbußen als Angst. Darüber hinaus macht sich jeder Fünfte (21 Prozent) Sorgen um die Folgen für die Kunden seines Unternehmens. 17 Prozent macht die ungewisse Dauer der Krise zu schaffen und 14 Prozent haben Angst vor gesundheitlichen Folgen. Das sind Ergebnisse der Studie „Personalpolitik in der Corona-Krise“ des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) um Professorin Jutta Rump. Dafür wurden Ende März 400 Geschäftsführer, Führungskräfte, Personalleiter und -mitarbeiter, HR-Experten sowie Betriebs-und Personalräte befragt. Zwei Drittel kommen aus privatwirtschaftlichen Unternehmen, das restliche Drittel aus dem Öffentlichen Dienst.

Kurzarbeit und staatliche Hilfen nach Meinung der Unternehmen am wichtigsten

Trotz der geäußerten Ängste der Befragten sei deren Akzeptanz der politischen Entscheidungen und damit verbundenen Einschränkungen sehr hoch, so die Studie. Gefragt danach, was sie als adäquat im Umgang mit der Krise erachten, stimmten je 99 Prozent den vorgegebenen Instrumenten Kurzarbeit und staatliche Hilfen mit unbürokratischer Antragstellung zu. Breite Zustimmung fanden außerdem staatliche Liquiditätshilfen (94 Prozent), Hilfskredite (88 Prozent), Steuererleichterungen (87 Prozent) und ein neues staatliches Konjunkturprogramm (77 Prozent). Da nicht wenige Unternehmen noch kurz vor der Krise über Liquidität im Überschuss verfügt hätten, kommt bei den Studienautoren die Frage auf, ob die Firmen nun vielleicht Geld „hamstern“ oder ob sie eventuell in (digitale) Innovationsprojekte und -strategien investiert haben, die derzeit noch am Anfang stehen.

Gegenwärtige Personalinstrumente der Wahl

Welche Personalinstrumente sind aus Sicht der Unternehmen die Mittel der Wahl in der Krise? Die höchsten Zustimmungswerte erhalten Einstellungsstopps (82 Prozent), die Nichtverlängerung von befristeten Arbeitsverträgen (75 Prozent), die Nichtverlängerung von Personalleasingverträgen (77 Prozent) und die Auflösung von Zeitarbeitsarbeitsverträgen (71 Prozent). An Personalabbau denkt momentan knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent). Davon sagt jeder Zweite, es könnten Aufhebungsverträge und Kündigungen nach der Probezeit infrage kommen, und zwei Drittel denken daran, Mitarbeiter in den vorgezogenen Ruhestand und in Altersteilzeit zu schicken.

Virtuelle Kommunikation und Homeoffice im Aufwind

Wegen des Infektionsrisikos müssen oder dürfen viele Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten. 91 Prozent der Studienteilnehmer geben an, dass Maßnahmen zum Arbeitsort in der Krise eine hohe Relevanz haben. Dabei spielen für 99 Prozent vor allem virtuelle Kommunikationsplattformen eine sehr wichtige Rolle. 98 Prozent bezeichnen in diesem Zusammenhang Social Distancing als relevant. Arbeiten im Homeoffice ist für 96 Prozent sehr wichtig, 94 Prozent nennen virtuelle Kooperationsräume und 92 Prozent mobile Arbeit. Eine vollständige Rückkehr in die alte Welt der Präsenzkultur ist nach Ansicht der Studienautoren eher unwahrscheinlich.

Besonders in Krisenzeiten braucht es Führungskompetenz

Die Studie zeigt deutlich, dass in Krisenzeiten das Bedürfnis der Menschen nach Unterstützung wächst. 99 Prozent der Befragten halten Maßnahmen zur Unterstützung der Beschäftigten für wichtig. 97 Prozent messen Führungskräften eine hohe oder sehr hohe Bedeutung zu, vor allem deren besonnenes und empathisches Agieren, verbunden mit ehrlicher und transparenter Kommunikation. Die Anforderungen an eine Führungskraft mutiere damit zur „eierlegenden Wollmilchsau“, so die Studie. Allerdings verstärke die derzeitige Situation den interpersonellen Ansatz: Wenn eine Führungskraft es nicht alleine schaffe, sollten die entsprechenden Kompetenzen im (Führungs)Team vorhanden sein.

Welche Chancen birgt die Ausnahmesituation für die Zukunft?

Die Studienteilnehmer wurden auch danach gefragt, wo sie die größten Chancen sehen, die aus der Corona-Krise entstehen können. Von der Antwortauswahl stießen neue Arbeitsmodelle/eine neue Arbeitsorganisation mit 76 Prozent auf die größte Zustimmung. 72 Prozent glauben an den Zusammenhalt und 71 Prozent sehen die Digitalisierung als Chance. Der unfreiwillige Ausnahmezustand wirke als Treiber für die Digitalisierung, so die Studie, erzeuge Rückenwind für virtuelle und mobile Zusammenarbeit sowie für agile Organisationsformen und generell für New Work. Gleichzeitig könne der krisenbedingte gesunkene CO2-Ausstoß ein Anlass für mehr nachhaltiges Handeln sein, etwa Geschäftsreisen betreffend. Außerdem werde sich das Wir-Gefühl auch zwischen Mitarbeitern und Führungskräften verstärken.

ie Textfassung der Studie steht zum > Download bereit. Eine grafische Übersicht der Ergebnisse gibt es > hier.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.

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