Während Unternehmen alle Fragen zum Fuhrpark und zur Mobilität früher eher in technischen Bereichen abgearbeitet haben, wird heutzutage immer deutlicher, dass es um mehr geht, als nur darum, Fahrzeuge bereitzustellen. Mobilitätsmanagement ist ein umfassendes Thema für Unternehmen und hat relevante Auswirkungen auf Kostenstruktur und Nachhaltigkeitskennziffern. Damit gehört das Thema in die Hände von Geschäftsleitung und HR.
Hinzu kommt, dass Nachhaltigkeit bei der Mobilität längst nicht mehr nur ein gesellschaftlicher Appell ist, sondern zunehmend auch von politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen eingeschlossen wird. Auch hier spielt das Personalmanagement eine zentrale Rolle.
Unternehmen, die die Mobilität ihrer Mitarbeitenden nachhaltig gestalten möchten, müssen ihre Beschäftigten einbinden. Dafür braucht es ein gutes Konzept. Der Erfolg eines solchen Vorhabens hängt nicht nur von der Wahl der richtigen Mobilitätslösungen ab, sondern vor allem davon, wie die Mitarbeitenden in diesen Prozess integriert werden.
Die folgenden Punkte sollten Unternehmen bedenken.
1. Bedeutung der Kommunikation
Der erste entscheidende Schritt auf dem Weg zu nachhaltiger betrieblicher Mobilität ist eine offene und transparente Kommunikation. Mitarbeitende müssen nicht nur über die Veränderungen informiert werden, sondern aktiv in den Prozess eingebunden werden. Unternehmen sollten den Dialog suchen und ihre Belegschaft von Anfang an in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Das schafft nicht nur Vertrauen, sondern fördert auch ein Gefühl der Verantwortung.
Ein effektiver Kommunikationsansatz umfasst regelmäßige Informationsveranstaltungen, Umfragen und Workshops, die den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, ihre Bedenken und Wünsche zu äußern. Diese Interaktivität hilft, das Konzept nachhaltig in der Unternehmenskultur zu verankern. Darüber hinaus sollten auch praktische Erlebnisse aktiv angeboten werden, etwa Testfahrten mit Elektrofahrzeugen oder die Möglichkeit, neue Mobilitätslösungen auszuprobieren, denn wer die neuen Konzepte selbst erlebt, kann eher von ihren Vorteilen überzeugt werden.
2. Akzeptanz durch positive Erlebnisse schaffen
Veränderungen werden oft skeptisch beäugt, besonders wenn sie die gewohnten Arbeitsabläufe und Lebensgewohnheiten betreffen. Akzeptanz für nachhaltige Mobilitätskonzepte entsteht jedoch nicht nur durch Information, sondern vor allem durch positive Erfahrungen. Die Mitarbeitenden müssen erkennen, dass diese Lösungen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch praktisch und vorteilhaft für sie sind.
Erfolgserlebnisse sind dabei entscheidend. Wenn Mitarbeitende nach der Nutzung von Elektrofahrzeugen oder Carsharing-Optionen feststellen, dass ihre Mobilitätsbedürfnisse genauso gut oder sogar besser abgedeckt werden, wird der Wandel akzeptiert. Langsame, aber stetige Einführung neuer Gewohnheiten hilft, Vertrauen aufzubauen und die Bereitschaft zur Veränderung zu fördern. Die Überwindung anfänglicher Ängste und die positive Bestärkung im Prozess sind wesentliche Bausteine für die Akzeptanz.
3. Motivation langfristig fördern
Veränderung ist nicht nur eine Frage der Information, sondern auch eine psychologische Herausforderung. Wie schafft man es, Mitarbeitende langfristig zu motivieren, die neuen Mobilitätskonzepte nicht nur zu akzeptieren, sondern auch aktiv zu leben? Die Antwort liegt in der Motivation und der Schaffung eines Zugehörigkeitsgefühls. Menschen sind motivierter, wenn sie das Gefühl haben, dass sie nicht nur von einer Entscheidung betroffen sind, sondern die Entwicklung und Umsetzung der Veränderung selbst beeinflussen können.
Für Unternehmen bedeutet das, die Mitarbeitenden nicht nur als passive Empfänger von Informationen zu betrachten, sondern als aktive Mitgestalter der Mobilitätswende. Das kann durch gemeinsame Workshops zur Entwicklung neuer Mobilitätsstrategien oder durch die Einbindung von Mitarbeitenden in Pilotprojekte geschehen.
4. Der Mobilitätsmanager als zentrale Instanz
Die Rolle des Mobilitätsmanagers wird in diesem Kontext immer wichtiger. Dieser muss nicht nur über technisches Wissen verfügen, sondern auch die Fähigkeit besitzen, die psychologischen Prozesse der Veränderung zu steuern und Mitarbeitende durch den gesamten Wandel zu begleiten. Ein erfolgreicher Mobilitätsmanager versteht es, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erkennen, diese mit den strategischen Zielen des Unternehmens zu verbinden und die Mitarbeitenden während des gesamten Prozesses zu motivieren.
Der Mobilitätsmanager fungiert als Bindeglied zwischen den verschiedenen Interessengruppen im Unternehmen und sorgt dafür, dass der Wandel nicht nur technisch, sondern auch kulturell gelingt. Zudem sollte der Mobilitätsmanager als Vorbild agieren und selbst die nachhaltigen Mobilitätslösungen im Alltag umsetzen, um die Mitarbeitenden durch persönliches Engagement zu motivieren.
5. Langfristige Strategien für nachhaltige Mobilität
Die Einführung nachhaltiger Mobilitätslösungen ist ein langfristiger Prozess. Um eine nachhaltige Veränderung zu gewährleisten, müssen Unternehmen nicht nur kurzfristige Maßnahmen ergreifen, sondern auch eine langfristige Strategie entwickeln. Dazu gehören neben der Auswahl geeigneter Mobilitätslösungen wie Elektrofahrzeugen, Carsharing-Modellen oder der Förderung von Fahrradfahren auch die kontinuierliche Kommunikation, Schulung und Motivation der Mitarbeitenden.
Es ist wichtig, die neuen Mobilitätslösungen regelmäßig zu überprüfen und anzupassen. Feedback-Mechanismen, die den Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, ihre Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge zu teilen, sind essenziell für den Erfolg eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts. Dadurch können Unternehmen sicherstellen, dass die Mobilitätswende langfristig erfolgreich bleibt.
6. Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung: Beteiligung und Motivation
Der Weg zu nachhaltiger Mobilität erfordert auch einen Kulturwandel. Menschen, ihre Bedürfnisse und Gewohnheiten müssen stärker in den Mittelpunkt der Planung gestellt werden. Der Schlüssel liegt also darin, die Betroffenen zu Beteiligten zu machen.
Zudem erfordert es eine Veränderung der Unternehmenskultur, in der Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein eine zentrale Rolle spielen. Der Übergang zu einer nachhaltigeren Mobilität muss als Teil eines größeren Wandels in der Unternehmensstrategie verstanden werden. Nur wenn das der Fall ist, kann sie langfristig und erfolgreich etabliert werden.
Info
Wichtige Elemente, um Mobilitätshürden zu überwinden:
- Barrieren erkennen und überwinden:
- Der „innere Schweinehund“ steht als Symbol für Gewohnheiten und Widerstände gegen Veränderung.
- Traditionelle Denkmuster und Komfortzonen behindern Fortschritte.
- Menschen haben Ängste und Vorbehalte, beispielsweise gegenüber neuen Technologien wie Elektromobilität.
- Flexibilität und Motivation:
- Wichtig ist, durch Informationen, Erfahrungen und Storytelling Neugier und Akzeptanz zu fördern.
- Mobilitätslösungen müssen anpassungsfähig sein und individuelle Bedürfnisse berücksichtigen.
- Motivation entsteht durch Belohnungen, emotionale Vorteile, positive Erfahrungen und sozialen Austausch.
- Praktische Maßnahmen:
- Analyse, Planung, Umsetzung und Evaluation als strukturierte Vorgehensweise. Und: Ausprobieren lassen!
- Beispiele: Fahrrad-Leasing, Fahrgemeinschaften, Mobilitätsapps und Testprogramme
- Fehlerkultur:
- Fehler sind als Chancen zu sehen, um Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu fördern.
- Kleine Schritte und sichtbare Fortschritte steigern die Motivation und ermöglichen nachhaltige Erfolge.
- Führung und Kommunikation:
- Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle, indem sie nachhaltiges Verhalten vorleben und anerkennen.
- Eine Kultur der Offenheit und Flexibilität in Unternehmen ist essenziell.
Autor
Axel Schäfer ist Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Betriebliche Mobilität. Der Bundesverband ist mit rund 650 Mitgliedern das größte Netzwerk rund um Themen der nachhaltigen betrieblichen Mitarbeitermobilität in Deutschland. Er ist zudem Sprecher der FMFE Fleet And Mobility Management Federation Europe.
