Oft wird der Begriff Teamarbeit missbräuchlich genutzt: Teamarbeit entsteht nicht durch eine gemeinsame Einladung im Kalender. Sie ist vielmehr die Anstrengung einer Gruppe auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Leichter gesagt, als getan, findet Barbara Wegmann von Dropbox.
Zu häufig wird der Begriff Teamarbeit heute missbräuchlich genutzt: Nur weil man sich ein Büro mit Kollegen teilt, hat das noch nichts mit Teamarbeit zu tun. Teamarbeit entsteht nicht durch eine gemeinsame Einladung im Kalender. Sie ist vielmehr die Anstrengung einer Gruppe auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Leichter gesagt, als getan, findet Barbara Wegmann von Dropbox.
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„Zusammenkommen ist der Anfang, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, aber zusammenarbeiten bedeutet Erfolg!“ Dieses Zitat von Henry Ford war nicht nur vorausschauend, sondern differenziert bereits zwischen einem zusammenkommen und einem zusammenarbeiten.
Teamkompetenz steht nicht nur bei Personalern, sondern auch bei deutschen Wissensarbeitern hoch im Kurs. In einer europäischen Studie von Dropbox und der Londoner School of Life wurden 2000 Wissensarbeiter in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden zum Thema „Teamarbeit“ befragt. Dabei war der Wert bei Menschen die Teamarbeit bevorzugen, gerade in Deutschland mit 62 Prozent überdurchschnittlich hoch. Lediglich 19 Prozent der Befragten gaben an, dass sie lieber alleine arbeiten.
Teamarbeit benötigt entsprechende Kultur
Gleichzeitig beurteilte die Gruppe aber rund ein Drittel ihrer Arbeitszeit als unproduktiv. 33,25 Prozent der täglichen Arbeitszeit gehen aus Sicht deutscher Arbeitnehmer durch E-Mails, Meetings oder Telefonate verloren. Ein Wert der auch durch andere Studien untermauert wird und die Kritik an Teamarbeit befeuert. Ist Teamarbeit vielleicht gar nicht so effektiv wie wir alle glauben? Und ist Teamarbeit möglicherweise sogar ein Produktivitätskiller in Unternehmen? Was müssen Unternehmen leisten, um Teamarbeit erfolgreich zu etablieren?
Zusammen mit den Philosophen der School of Life haben wir die Befragung ausgewertet und die Ergebnisse in einer Studie zusammengefasst. Dabei ist deutlich geworden, dass Beziehungen innerhalb von Teams entscheidend für den Erfolg sind. Nur gemeinsam lassen sich kreative Problemlösung finden und Ziele schneller erreichen. Unternehmen müssen den kollaborativen Erfolg ihrer Teams unterstützen, indem sie nicht nur neue Technologien, sondern auch eine Kultur einführen, die auch die zwischenmenschlichen Beziehungen berücksichtigt.
Homogenität sorgt für Konsens und erstickt Kreativität
Häufig werden Teams nach Verfügbarkeit und nicht nach Kompetenzen ausgewählt. Das führt die entscheidenden Vorteile von Teamarbeit ad absurdem. Teamarbeit macht nur dann Sinn, wenn das Know-how mehrerer Experten unterschiedlicher Disziplinen gefragt ist. Wenn das nicht der Fall ist, entstehen die Probleme, weil sich jeder für den Experten auf dem gleichen Gebiet wähnt und damit entweder ein gegenseitiges Schulterklopfen oder ein unmittelbarer Konkurrenzkampf entsteht.
Homogenität verursacht Konsens und erstickt damit jede Form der kreativen Lösungsfindung. Uneinigkeit und Spannungen müssen fundamentaler Bestandteil jeder Zusammenarbeit sein. Mitarbeiter müssen lernen, offen und professionell zu diskutieren, um Projekte bestmöglich voranzutreiben.
Führungskräfte werden von Experten zu Teammanagern
Führungskräfte müssen sich deshalb immer mehr zu Teammanagern und Enablern – also „Möglichmachern“ – entwickeln. Sie stellen die Teams zusammen, schaffen ideale Arbeitsumgebungen und definieren die Ziele.
Gleichzeitig müssen sie den richtigen Rahmen schaffen, um Mitarbeiter zur Teamarbeit zu motivieren. Mitarbeiter richten ihre Handlungen bewusst oder unbewusst danach aus, was im Unternehmen belohnt wird. Gerade in Unternehmen, in denen Abteilungen die bisher miteinander konkurrierten und nun das vielzitierte Silodenken durch Teamarbeit aufbrechen sollen, sind ohne ein neues Anreizsystem zum Scheitern verurteilt.
Der Mensch ist faul
Dabei muss man wissen: Der Mensch ist von Hause aus faul und nutzt seine Intelligenz, um diese Faulheit zu optimieren. Wer in der Teamarbeit nicht gefordert wird, verfällt schnell in eine Art „Bummelmodus“. Die Auswirkungen kennen wir alle: Schlecht vorbereitete Meetingteilnehmer oder abgelenkte Kollegen, die bereits gedanklich beim nächsten Termin sind. Interessant sind auch hier wieder die Ergebnisse unserer Studie: Unterstützung von anderen zu bekommen ist für 70 Prozent der Hauptgrund in einem Team zu arbeiten und 68 Prozent der Befragten halten Hilfsbereitschaft für die wichtigste Eigenschaft in einem Team. Kreativität und Austausch tauchen dagegen erst an vierter Stelle beziehungsweise gar nicht auf.
Teams brauchen klare Ziele und Regeln
Um den „Bummelmodus“ zu verhindern, müssen die Aufgaben und Ziele für Teams klar definiert werden. Was ist das „Endprodukt“ und wer hat welche Aufgaben? 67 Prozent der Befragten unserer Studie stimmen zu, dass ein gemeinsames Ziel die wichtigste Grundlage für eine erfolgreiche Teamarbeit darstellt. Ein weiterer Irrglaube ist, dass Teamarbeit nur in fortwährenden Austausch untereinander stattfinden kann. Doch das ist falsch. Zwar gehören Wissensaustausch und regelmäßige Abstimmungen bei guter Teamarbeit dazu, aber in meiner Verantwortung als Teammitglied muss ich auch die mir zugedachten Aufgaben bewältigen. Das mache ich nicht in den Meetings, sondern idealerweise in der für mich am besten geeigneten Arbeitsumgebung. Gute Ideen brauchen Zeit und vor allem auch Ruhe um zu gedeihen. Denn: Einer der größten Produktivitätskiller sind Unterbrechungen. Eine Studie der Michigan State University (MSU) belegt, dass einkommende Emails, kurze Fragen von Kollegen oder das Klingeln des Telefons schon ausreichen, um Fehler zu machen und die Konzentration zu stören. Laut einem Bericht des Time Magazine werden wir am Arbeitsplatz durchschnittlich sieben Mal pro Stunde unterbrochen – 80 Prozent dieser Unterbrechungen sind trivial.
Streitkultur ist wichtig
Aufgrund der wachsenden Komplexität unserer Aufgaben spezialisieren wir uns zunehmend im Laufe unserer Karriere und werden zu Experten. Dieses Expertentum macht Teamarbeit in Zukunft ebenso unverzichtbar wie der wachsende Innovationsdruck. Dabei ist es wichtig, klare Ziele und die benötigten Skills zu definieren, um darauf basierend das ideale Team zusammenzustellen. Darüber hinaus braucht es dringend eine neue Streitkultur, denn persönliche Befindlichkeiten und Emotionen gehören zu den größten Produktivitätskillern in Teams.
Autorin: Barbara Wegmann, Head of Media, Tech & NPO/DACH, Dropbox Germany
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