„KI hat das Potenzial die Arbeitswelt zu revolutionieren!“ Das zumindest glaubt die Mehrheit der Personalleitenden. Das Softwareunternehmen Sage hat 1.000 von ihnen in den USA, Großbritannien, Deutschland, Südafrika, Spanien und Frankreich dazu befragt, woran sie gerade arbeiten, wie sie Technologien wie Künstliche Intelligenz einsetzen und wie sie sich die Zukunft von HR vorstellen. 77 Prozent sagen der KI einen großen Einfluss auf die Arbeitswelt nach. 96 Prozent gehen außerdem davon aus, dass sich die Rolle von HR in den nächsten fünf Jahren weiter verändern wird. Laut Amanda Cusdin, CPO bei Sage, zeigt die Studie auch, dass Personalverantwortliche zunehmend unter Druck stehen und eine immer länger werdende Liste an Aufgaben zu bewältigen haben. Die Unternehmen, die Technologien wie KI in Zukunft verstärkt nutzen wollen, hätten jedoch die Chance, mehr Zeit zurückzugewinnen. So könnte zum einen ein größerer Fokus auf der HR-Strategie liegen und zum anderen würden die HR-Verantwortlichen entlastet werden.
Datenerfassung wird immer wichtiger
Diese zurückgewonnene Zeit, die Cusdin anspricht, würden viele HR-Managerinnen und -manager wohl in strategische Planung, datengestützte Entscheidungsfindung und Mitarbeiterengagement stecken. Das sind die drei Schwerpunkte, in die ein Großteil der Befragten in den nächste fünf Jahren mehr Zeit investieren möchte. Gesammelte Daten, die für eine strategischere HR-Arbeit relevant sein könnten, sind beispielsweise die Mitarbeiterzahl und-produktivität, die Kosten pro Einstellung oder die Fluktuation innerhalb des Unternehmens. Knapp die Hälfte aller befragten HR-Teams sammeln diese Daten bereits. Vergleicht man diese Zahlen mit denen von vor zwei Jahren, ist ein deutlicher Trend zum Erfassen von mehr Daten zu erkennen.
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Dabei helfen kann der Einsatz von technologischen Anwendungen. Besonders beliebt sind laut der Studie von Sage Automatisierungen (44 Prozent), cloudbasierte HR-Lösungen (43 Prozent) und People Analytics (45 Prozent). Auch der Einsatz von ChatGPT oder von KI-gestützten HR-Tools ist interessant für die Befragten. Mehr Details hält eine Studie in Deutschland bereit.
Ein Großteil der deutschen HRler nutzt bereits KI
Laut einer Befragung, durchgeführt von Personio, nutzen in Deutschland bereits mehr als zwei Drittel HR-Managerinnen und -Manager irgendeine Form von KI-gestützten Tools. Vor allem die jüngere Generation würde demnach die Entwicklung vorantreiben: Knapp drei Viertel (74 Prozent) der Personalverantwortlichen im Alter von 18 bis 34 Jahren arbeiten derzeit mit der Technologie, während bei den über 55-Jährigen erst die Hälfte (50 Prozent) darauf setzt. Nach Ansicht der HR-Verantwortlichen bieten KI-gestützte Lösungen vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und einer problematischen Arbeitsmarktlage die Möglichkeit, Kosten zu reduzieren oder Abläufe effizienter zu gestalten.
Zurück zur internationalen Sage Studie, wo die meisten der befragten Personalleitenden auch die Vorteile eines KI-Einsatzes betonen: „Angesichts steigender Erwartungen an HR müssen wir unsere Arbeit kontinuierlich und gründlich bewerten sowie nach neuen Einsatzmöglichkeiten für Technologien suchen“, sagt Ben Brooks, Gründer und CEO von PILOT, einem HR-Techunternehmen aus den USA, zum Einsatz von HR-Tools. Denn seiner Meinung nach ist es „weitaus einfacher, die Kosten für Drittsoftware genehmigen zu lassen als die Kosten für die personelle Aufstockung des HR-Teams“. Außerdem gibt er den Tipp, sämtliche Aufgaben aufzurechnen und einen greifbaren Stundensatz für diese HR-Leistungen anzusetzen. Dadurch könne man die Arbeitsergebnisse im Verhältnis zu den Kosten bewerten und so leichter entscheiden, in welchem Bereich es sich am meisten lohnt, Geld in ein HR-Tool zu investieren.
Die neuen Technologien sind eine Chance für die HR-Arbeit
Ben Brooks plädiert außerdem dafür, dass man neue Technologien als Chance verstehen solle. Ein Großteil der befragten Personalerinnen und Personaler ist wohl auch der gleichen Ansicht. 68 Prozent der Befragten gaben an, dass über die Hälfte der HR-Prozesse in ihrem Unternehmen bereits automatisiert sind. Und 79 Prozent der HRler sagen, dass noch mehr automatisierte HR-Prozesse die Effizienz verbessern würden. David D’Souza, Membership Director beim Personaldienstleister CIPD, geht sogar davon aus, dass man sich bald nicht mehr fragen wird, was automatisiert wird, sondern was nicht automatisiert werden soll. Denn durch Automatisierung würde mehr Zeit für wertschöpfende Aufgaben bleiben. Und auch der Gründer von dem Personaldienstleister PTHR, Perry Timms, stimmt zu, dass der wahre Wert der Automatisierung im menschlichen Aspekt der Personalarbeit liegt, der dadurch mehr möglich gemacht wird: „Es geht nicht darum, ob wir die Automatisierung an sich nutzen sollten, sondern um ihren Effekt auf die gesamte Wertschöpfungskette.“
Der Einsatz von KI schafft Zeit für andere Dinge
Generell sind die meisten Befragten davon überzeugt, dass ihnen KI mehr Zeit für strategisches Arbeiten bringt. Die fünf wichtigsten Bereiche, in denen die Befragten gern Zeit sparen und KI einsetzen würden, sind: Datenverarbeitung (39 Prozent), digitale Transformation (32 Prozent), neue Mitarbeitende anwerben (31 Prozent), datengestützte Entscheidungsfindung (31 Prozent), Verwaltung von Arbeitnehmerleistungen und Lohnabrechnung (29 Prozent). Außerdem sagen 80 Prozent, dass sich die Rolle der HR durch KI erheblich verändern wird. Die HRler gehen davon aus, dass in Zukunft viel Papierkram und operative Aufgaben wegfallen werden und man sich wieder mehr der HR-Strategie und den Menschen an sich zuwenden wird. Ähnlich sieht es auch Scott Blumsack, Chief Marketing and Strategy Officer bei dem Karriereportal Monster Worldwide, hinsichtlich des zukünftigen Recruiting-Prozesses: „Recruiterinnen und Recruiter sind oft mit der großen Anzahl manueller Aufgaben im Rahmen des Rekrutierungsprozesses überfordert. KI kann dazu beitragen, diesen Prozess zu erleichtern und die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern.“ Die überwiegende Mehrheit der Befragten geht zudem davon aus, dass KI in HR mehr Arbeitsplätze schaffen, die Arbeitszufriedenheit verbessern und sich positiv auf die Beziehung zum Führungsteam auswirken wird. Im Umkehrschluss wird davon ausgegangen, dass HR-Teams, die keine künstliche Intelligenz verwenden, in Zukunft Probleme bekommen könnten, wenn sie diese nicht einsetzen.
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Viele wünschen sich mehr KI-Schulungen
Obwohl die große Mehrheit der Personalerinnen und Personaler von KI überzeugt ist und sie auch schon einsetzen, sind sich trotzdem viele unsicher, wie genau der Einsatz von KI in der Praxis funktioniert. 71 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass dem eigenen HR-Team die Fertigkeiten oder das nötige Verständnis für eine effektive KI-Implementierung fehlen. Noch mehr (79 Prozent) wünschen sich außerdem mehr Training und Support von einem HR-Software-Anbieter, um wirklich von der KI zu profitieren. Ben Brooks, Gründer und CEO von PILOT, heißt dieses Ergebnis gut, denn „Personalleitende sollten sich zumindest Grundkenntnisse dieser Technologien aneignen und wissen, für welche Anwendungsfälle sie infrage kommen.“ Aber KI nur um der KI Willen einzusetzen, sei laut Grant Weinberg, VP of HR Operations und Talent Acquisition bei Eikon Therapeutics, sinnlos: „Wichtig ist, dass die KI-Einführung Sinn ergibt. Sie sollten damit effizienter werden, Ihr Team von aufwendigen Aufgaben entlasten und letztlich den direkten Zusammenhang von KI-Tools und Leistungssteigerung aufzeigen können.“ Für eine erfolgreiche Einführung von KI-Tools rät er zunächst, die größten Automatisierungspotenziale in HR zu definieren. Anschließend könne man sich verschiedene KI-Tools genauer ansehen und sich mit der Funktionalität vertraut machen.
Aber nicht alle Personalerinnen und Personaler sind vollends von technologischen Anwendungen wie KI überzeugt. Laut einer Studie von Indeed, die letztes Jahr veröffentlicht wurde, vertrauen die meisten HRler der KI nicht völlig. Beispielsweise haben fast die Hälfte der Befragten Angst vor einem möglichen Verlust des Arbeitsplatzes und fast genauso viele HR-Managerinnen und -Manager äußern Bedenken bezüglich des Datenschutzes.
Frederic Haupt ist Volontär der Personalwirtschaft.