Die Coronakrise und die im Frühjahr 2020 einsetzenden Eindämmungsmaßnahmen haben zu wirtschaftlichen Unsicherheiten und gesunkenen Geschäftserwartungen geführt. Infolgedessen haben Unternehmen nur noch notwendige Einstellungen vorgenommen. Allerdings haben, anders als zu erwarten, die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten nicht dazu geführt, dass Arbeitgeber vermehrt befristete Arbeitsverträge bei Neueinstellungen abgeschlossen haben.
Dennoch haben die Auswirkungen der Coronakrise seit der zweiten Märzhälfte 2020 die Situation am Arbeitsmarkt grundlegend verändert. Die Zahl der Personen, die eine neue Beschäftigung aufnahmen, sank im zweiten Quartal 2020 um 29 Prozent verglichen mit dem Vorjahrsquartal. Das zeigt, dass sich die Arbeitgeber bei Einstellungen auf das Nötigste beschränken, wie es in einer Untersuchung von Forschern des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung heißt. Bei der Untersuchung stützten sich die Wissenschaftler auf die neuesten verfügbaren Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zu Einstellungen.
Möglicherweise verzichten Betriebe auf kurzfristige Neuanstellungen, weil neue Mitarbeiter unter Coronabedingungen schlecht angelernt werden können. Zudem erhöhen zusätzliche Beschäftigte das Infektionsrisiko in Unternehmen.
Der Anteil der Befristungen ist zwar weiterhin hoch: Zwei von fünf neu Eingestellten (39,4 Prozent) erhielten im Frühjahr 2020 einen befristeten Arbeitsvertrag. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 ging diese Quote leicht um 2,5 Prozentpunkte zurück. Dieser moderate Anstieg befristeter Einstellungen ist jedoch vor allem saisonal bedingt
An den langjährigen Mustern bei befristeten Einstellungen hat sich während der Pandemie wenig geändert: Weiterhin sind vor allem junge Beschäftigte sowie Arbeitnehmer mit ausländischer Staatsangehörigkeit überdurchschnittlich stark von Befristungen betroffen. So bekamen von den neu Eingestellten unter 25 Jahren mehr als die Hälfte (50,8 Prozent) nur einen befristeten Arbeitsvertrag, während das in der Altersgruppe zwischen 25 und 54 Jahren für rund ein Drittel (37,1 Prozent) galt.
Überdurchschnittlich häufig erhalten Beschäftigte ohne Ausbildungsabschluss (51,7 Prozent) sowie Hochschulabsolventen (44,6 Prozent) in einem neuen Job einen befristeten Vertrag. Besonders weit verbreitet sind befristete Neueinstellungen in den Wirtschaftszweigen Erziehung und Unterricht sowie Information und Kommunikation.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.