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Digitale Recruiting-Trends 2019

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Hand hält Smartphone, auf Display
Jeder 13. Jobsuchende hat bereits auf eine Bewerbung verzichtet, weil das Unternehmen keine mobil optimierte Möglichkeit anbot. Foto: © Andrey Popov/StockAdobe

Die Digitalisierung im HR-Bereich schreitet voran, vor allem bei der Personal- auswahl. So verbreitet sich das Mobile Recruiting zunehmend, wie eine aktuelle Studie von Monster zeigt, die auch weitere Entwicklungen aufzeigt. Wenn Unternehmen zukünftige Trends ausmachen, bedeutet das allerdings nicht immer, dass sie diesen auch gleich folgen.

Mobile Recruiting bleibt ein Top-Thema. Während es vor nicht langer Zeit noch umgekehrt war, messen Arbeitgeber dem Thema heute einen deutlich höheren Stellenwert bei als Bewerber. Rund acht von zehn der Top-1000-Unternehmen hierzulande (84,6 Prozent) gehen davon aus, dass die Bewerbung per Smartphone zukünftig immer wichtiger wird; von den IT-Firmen sind sogar alle dieser Meinung. Auf Kandidatenseite denken lediglich 60,9 Prozent, dass mobiles Recruiting an Bedeutung zunehmen wird. Das geht aus der 17. Studie „Recruiting Trends“ des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg und des Karriereportals > Monster hervor. Dafür wurden in Deutschland die Top-1000-Unternehmen und die Top-300-IT-Unternehmen sowie über 3300 Kandidaten befragt.

Mobile Recruiting – bereits jeder Vierte bewirbt sich häufig per Smartphone

Als einen Grund für die abweichende Einschätzung von Arbeitgebern und Bewerbern vermuten die Studienautoren, dass die mobile Bewerbung bei den Kandidaten längst angekommen ist, denn aktuell gibt bereits jeder vierte Jobsuchende an, sich häufig per Smartphone zu bewerben. Wichtigstes Argument für die Kandidaten ist, dass die mobile Bewerbung Zeit spart und dadurch effizienter ist – rund jeder zweite (50,8 Prozent) nennt diesen Vorteil. Sieben von zehn Bewerbern legen aktuell Wert darauf, dass Unternehmen ihre Karriereinhalte mobil optimieren. Circa jeder 13. Kandidat (7,8 Prozent) würde sich bei einem Unternehmen, das keine für mobile Endgeräte optimierte Bewerbungsmöglichkeit anbietet, nicht bewerben und auch nicht auf den Desktop-PC ausweichen. Außerdem sagten 70,2 Prozent der Kandidaten, dass sie Apps zur Stellensuche gutheißen und 67 Prozent schätzen sie, um sich über das Unternehmen zu informieren. Mehr als jeder Zweite begrüßt erweiterte Funktionen wie direkte Kontaktmöglichkeit oder Statusberichte zum Bearbeitungsstand der Bewerbung.

Unternehmen sagen Job Recommendern große Zukunft voraus

Als eines der wichtigsten digitalen Zukunftsthemen erachten die befragten Unternehmen die Maschinenlesbarkeit von Stellenanzeigen: Für neun von zehn Arbeitgeber (90,9 Prozent) ist diese Möglichkeit die wichtigste Eigenschaft eines Stelleninserats, um in fünf Jahren in Suchmasken wie Google Job Search zu erscheinen oder um von Job Recommendern gefunden und verarbeitet werden zu können. Überhaupt sind Job Recommender – Empfehlungssysteme, die Kandidaten aufgrund ihrer Profile in den sozialen Medien passende Stellenanzeigen oder Unternehmen für eine Bewerbung vorschlagen – ein wichtiger Trend: Sieben von zehn Unternehmen gehen davon aus, dass Job Recommender in Zukunft immer öfter zum Einsatz kommen werden. Auf Seiten der Kandidaten findet jeder zweite diese Entwicklung gut. Trotz der Erwartung dessen, was sich allgemein durchsetzen wird, sehen die eigenen Pläne der Unternehmen anders aus: Nur eines von zehn der befragten Firmen plant, selbst ein solches Angebot aufzubauen.

Digitale Auswahlsysteme zunehmend verbreitet

Digitale Auswahlsysteme sind ebenfalls im Kommen. Sie prüfen (teil)automatisiert die eingehenden Bewerbungen auf Passgenauigkeit (Matching) zum gesuchten Stellenprofil und  treffen dann eine Vorauswahl an geeigneten Kandidaten. Die Studie zeigt, dass sich die Nutzung digitaler Auswahlsysteme in den Unternehmen verdoppelt hat. Ein interessantes Ergebnis: Jeder vierte Jobsuchende hat schon einmal das Anforderungsprofil eines Jobangebots in das eigene Online-Profil kopiert, um besser gefunden zu werden.

Digitale Karriereberater – noch im Trend oder schon auf dem Rückzug?

Ebenfalls eine große Zukunft sagen de befragten Unternehmen den digitalen Karriereberatern voraus. Dabei handelt es sich um Chatbots, die Kandidaten automatisiert Fragen zur Karriere, offenen Stellen oder einem Arbeitgeber beantworten. Jedes zehnte Top-1000-Unternehmen gibt an, digitale Karriereberater anbieten zu wollen. Die aktuelle Entwicklung sieht allerdings nicht so vielversprechend aus, denn seit 2016 hat sich der Einsatz sogar von 3,3 auf 2,4 Prozent verringert.

Unternehmen haben ihre Hausaufgaben zum Teil gemacht

Digitalisierung von HR hin oder her – laut Sylvia Edmands, Geschäftsführerin von Monster Deutschland, Österreich und der Schweiz, bleibt der Bewerbungsprozess etwas sehr Persönliches. Kandidaten wollten nicht auf einen gut strukturierten Lebenslauf reduziert werden und die Menschlichkeit dürfe nicht auf der Strecke bleiben. Letzteres haben die Unternehmen laut Studie jedoch verstanden und an ihrem Employer Branding gearbeitet, auch wenn es noch Luft nach oben gebe: Während Mitarbeiter der Vorjahresstudie die Attraktivität ihrer Arbeitgeber noch mit der Schulnote 4+ bewertet haben, ist die Bewertung jetzt auf die Note 3 gestiegen.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.