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Der Bedarf an Mitarbeitern mit Qualifikationen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist in Deutschland aufgrund der Krise stark zurückgegangen, wie der > IWD berichtet. Die Zahl der nicht besetzten Stellen in den MINT-Berufen hat sich von 193 500 im Februar 2020 auf 108 700 im Oktober verringert. Im Oktober war die MINT-Lücke knapp 54 Prozent kleiner als im Schnitt der Jahre 2014 bis 2019. Das geht aus dem aktuellen MINT-Herbstreport des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Ein Blick auf die Detailergebnisse zeigt, dass die Lücke bei den Fachkräften mit 70,8 Prozent am stärksten geschrumpft ist. Bei den Spezialisten beträgt der Unterschied 53,4 Prozent, während das Minus bei den Experten – darunter fallen vor allem Akademiker – nur bei 29,8 Prozent liegt. Die Unternehmen seien also trotz der Corona-Krise weiterhin in hohem Maße auf der Suche nach Hochqualifizierten, so der IWD.
IT-Fachkräfte weiterhin stark gefragt
Zwischen den einzelnen Berufen gibt es jedoch große Unterschiede, was das Verhältnis von Nachfrage und Angebot betrifft. So ist die Nachfrage nach Personal in den Bauberufen in Relation zu verfügbaren Fachkräften gestiegen, während die Lücke in den Maschinenbau-, Fahrzeugbau- und Metallberufen sowie den Chemieberufen massiv geschrumpft ist: Hier bleiben derzeit lediglich knapp 8000 MINT-Stellen unbesetzt. Weiterhin sehr gefragt sind IT-Fachkräfte. Zwischen Ende 2012 bis Ende März dieses Jahres stieg die Zahl der beschäftigten IT-Facharbeiter um gut 52 Prozent; bei den IT-Experten waren es sogar fast 88 Prozent – das sind laut IWD die mit Abstand höchsten Wachstumsraten aller MINT-Berufe.
Altersstruktur der MINT-Kräfte bei konstantem Personalbedarf problematisch
Insgesamt ist der langfristige Bedarf an Personal in den MINT-Berufen nicht gesunken, so die Analyse. Aufgrund der Altersstruktur der Beschäftigten dürfte er in den nächsten Jahren weiter steigen. So waren Ende 2010 bereits 15,1 Prozent der MINT-Beschäftigten hierzulande mindestens 55 Jahre alt. Dieser Anteil ist bis März 2020 auf 20,5 Prozent gestiegen. In Ostdeutschland liegt der Anteil der Älteren noch etwas höher. Beispielsweise in Brandenburg ist heute jeder vierte MINT-Mitarbeiter über 55 Jahre alt, während in Bayern lediglich 18 Prozent zu dieser Altersgruppe gehören. Schon um sämtliche Akademiker in MINT-Berufen, die in Rente gehen, zu ersetzen, bräuchte man rund zwei Drittel aller Hochschulabsolventen dieser Fächer, so die Rechnung. Und bei den MINT-Facharbeitern wird es aus Sicht des IW nicht gelingen, die künftig ausscheidenden Kräfte voll zu ersetzen.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.