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Ingenieurinnen: wechselwilliger, aber zögerlicher als Ingenieure

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Technische Ingenieurin vor Monitoren, im Hintergrund der Halle ein männlicher Ingenieur
Weibliche Ingenieure sind hierzulande immer noch kein gewohntes Bild.
Foto: © Gorodenkoff/StockAdobe

Weibliche Ingenieure in Deutschland geben sich laut einer Befragung wechselbereiter als männliche, faktisch treten sie aber etwas seltener eine neue Stelle an. Woran das liegen könnte, versucht ein Personal- dienstleister zu ergründen.

Rund jede dritte Ingenieurin hierzulande (32 Prozent) gibt an, innerhalb des nächsten Jahres den Arbeitgeber wechseln zu wollen. Von ihren männlichen Kollegen plant lediglich gut ein Viertel (27 Prozent), sich nach einem neuen Job umsehen zu wollen. Allerdings ist die Wechselbereitschaft bei beiden Geschlechtern höher als im Durchschnitt aller Branchen, wo sie bei 23 Prozent liegt. Das sind Ergebnisse des Sektor-Reports Ingenieurwesen aus der Studie Employer Brand Research 2019 von > Randstad. In Deutschland wurden 6312 Arbeitnehmer zwischen 18 und 65 Jahren aus verschiedenen Branchen befragt.

Mehr Unzufriedenheit und Karrierehindernisse bei Ingenieurinnen?

Laut Randstad deutet die höhere Wechselbereitschaft der Ingenieurinnen darauf hin, dass die Frauen in ihren bisherigen Stellen unzufrieden sind oder mehr Karrierehindernisse vorfinden. Das sei im Ingenieurwesen besonders brisant, da in diesem Bereich nach Analysen des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) jährlich rund 10 000 Stellen unbesetzt blieben.

Widerspruch zwischen Wechselbereitschaft und Umsetzung

Obwohl Frauen öfter als Männer angeben, sich eine neue Arbeitsstelle suchen zu wollen, folgen dem nicht unbedingt auch mehr Taten: Zumindest im vergangenen Jahr haben nur 16 Prozent der Ingenieurinnen den Arbeitgeber gewechselt, während es bei ihren männlichen Kollegen mit 18 Prozent (so viele wie im branchenübergreifenden Durchschnitt) etwas mehr waren.

Strukturelle Nachteile für Frauen in sogenannten Männerberufen

Wie sich der Widerspruch zwischen höherer Wechselwilligkeit und weniger Jobwechseln erklärt, danach wurde im Rahmen der Studie nicht gefragt. Randstad interpretiert die Zurückhaltung der Frauen damit, „dass für sie der Berufswechsel mit mehr Risiken verbunden ist“. Das hänge mit den strukturellen Nachteilen zusammen, mit denen Frauen in männerdominierten Berufen konfrontiert seien. Ein großes Problem für Ingenieurinnen sei auch die längere Bewerbungsdauer. So hätten insbesondere Frauen um die 30, von denen angenommen werde, dass sie bald Kinder bekommen und ausfallen werden, eine deutlich schwierigere Verhandlungsposition. Im Wettbewerb mit männlichen Ingenieuren fehle ihnen zudem häufig ein Netzwerk an Kolleginnen zur gegenseitigen Unterstützung.

Frühzeitige Förderung von Frauen beim Einstieg ins Ingenieurwesen notwendig

Bereits in der Ausbildung gebe es ein Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männer. Laut einer Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften bricht von den durchschnittlich zwölf bis 19 Prozent Studentinnen der Ingenieurwissenschaften ein Viertel das Studium ab. Schulen, Universitäten und Unternehmen müssten daher frühzeitig ansetzen, so Randstad, um junge Frauen beim Einstieg in die Ingenieurwissenschaften zu fördern und ihnen zum Beispiel mit speziellen Tutorien den Studienabschluss zu erleichtern.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.