Künstliche Intelligenz ist zwar das große Hype-Thema der Wirtschaft, trotzdem bewegt sich die tatsächliche Nutzung von KI momentan in allen Aufgabenfeldern des Talent Managements auf einem bislang niedrigen Niveau. Das jedenfalls ist das Ergebnis des aktuellen Talent Klima Index, für den mehr als 2000 HR-Fachleute und Führungskräfte befragt wurden.
Derzeit beschränkt sich demnach die Nutzung von Künstlicher Intelligenz vor allem auf das operative Talentmanagement, das überwiegend Anwendungen betrifft, die nicht HR-spezifisch im eigentlichen Sinne sind, wie etwa Übersetzungen, Texterstellung, Inspiration bei konzeptioneller Arbeit. Die Befragten prognostizieren für die Zukunft eine generell sehr starke Nutzung, insbesondere im Recruiting und im Bereich Learning & Development.

Dabei gilt eine allgemeine Qualitätssteigerung als der wichtigste Treiber für den KI-Einsatz im Talent Management, sowohl im Sinne des Unternehmens und dessen Personalentscheidungen als auch im Sinne der Mitarbeitenden. An zweiter Stelle stehen Effizienzsteigerungen durch Reduktion von Routineaufgaben. Damit einher gehen Prozessbeschleunigungen beispielsweise Zeitersparnisse. Andererseits sind momentan noch eine oft unzureichende Datenqualität und mangelnde Akzeptanz die wichtigsten Hürden und Nachteile bei der Nutzung von KI. Gleichzeitig werden vielfältige ethischen Bedenken im Zusammenhang mit rechtlichen Anforderungen, etwa dem Datenschutz, genannt. Auch die Einbeziehung der Mitbestimmung gilt als Herausforderung.
Info
Für den Talent Klima Index werden seit 2016 in einer Längsschnittstudie regelmäßig mehr als 2000 HR-Fachleute und Führungskräfte befragt. Die Befragung erfolgt durch die Hochschule Fresenius in Zusammenarbeit mit dem HR-Beratungsunternehmen Profil M. Der vollständige Bericht kann kostenlos heruntergeladen werden.
Akuteller Talent Klima Index
Neben der KI-Nutzung wurde in der 2016 gestartete Längsschnitt-Befragung im zweiten Halbjahr 2023 auch das allgemeine Talent Klima abgefragt.

Noch im Verlauf der COVID-Pandemie hatte sich das Talentklima nach zwischenzeitlich signifikanter Erholung auf absolute Tiefststände hinbewegt, die sich zunächst auch noch im Anschluss daran fortsetzten. Nun zeichnet sich zum zweiten Mal in Folge eine leichte Entspannung ab. Vor allem die positive Entwicklung des Talentklimas auf dem externen Arbeitsmarkt trägt hierzu bei. In separater Berechnung wurde das allgemeine Talentklima mit dem vom ifo-Institut mit einer vergleichbaren Methode erhobenen Geschäftsklimaindex gegenübergestellt. Es zeigt sich dabei, dass unter wirtschaftlich vielversprechenden Bedingungen die vermutete Talentverfügbarkeit eher niedrig ist, unter zunehmend schwierigen äußeren Rahmenbedingungen (Pandemie, Konflikte, Rezession) erholt sich das Talentklima. Das Talentklima scheint also der wirtschaftlichen Entwicklung auf dem Fuß zu folgen.
Autor
Prof. Dr. Klaus P. Stulle
Hochschule Fresenius
Fachbereich Wirtschaft & Medien
stulle@hs-fresenius.de
Anja Beenen
Profil M Beratung für Human Resources Management GmbH & Co. KG
anja.beenen@profil-m.de
