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Stellenanzeigen – austauschbar und nicht bewerberorientiert

Männer in Anzügen von hinten, wie Klone
„Club der Gleichen“ – so präsentieren sich viele Arbeitgeber potenziellen Bewerbern, anstatt sich von den anderen abzuheben.
Foto: © Nomad_Soul-stock.adobe.com

> Textkernel und > Employer Telling haben 120 000 Online-Stellenanzeigen von mehr als 500 deutschen Unternehmen analysiert. Danach ist der Lieblingsbegriff der Arbeitgeber in Jobinseraten mit deutlichem Abstand „weltweit“; er wurde 26 466 Mal verwendet. Es folgen „führend“ und „international“. Das meist genutzte Schlagwort in den Stellenbeschreibungen ist „u.a.“ oder „unter anderem“, außerdem gibt es zu viele Substantivierungen/ Endungen mit „-ung“ und Informationen, die für Jobsuchende nicht besonders interessant sind. Der perfekte Kandidat soll vor allem „teamfähig“ und „flexibel“ sein und einen „guten Abschluss“ haben. Laut der Studie findet sich statt differenzierter Kommunikation viel austauschbarer Einheitsbrei in den Stellenanzeigen, die überdies eher werblich formuliert sind. Potenzielle Bewerber bekommen damit wenig Anhaltspunkte für eine Entscheidung.

Perspektivwechsel: Was ist für Kandidaten wirklich wichtig?

Die Studienautoren empfehlen Unternehmen, sich unverwechselbar zu präsentieren. Zunächst sollten sie sich aber bewusst machen, dass sie mit dem Jobinserat nicht die Fachpresse oder den Vorstand überzeugen müssen, sondern geeignete qualifizierte Kandidaten. Es gelte also, die Perspektive zu wechseln, sich in Stellensuchende hineinzuversetzen und die Anzeigen entsprechend zu formulieren. Empfehlenswert sei es, in jedem Abschnitt des Jobinserats die zentralen Bewerberfragen – die wiederum die Gliederung der Anzeige ergäben – zu beantworten und zwar so, dass es für sie verständlich ist. Die Fragen sind: Wer ist mein neuer Arbeitgeber? Welche Aufgaben erwarten mich? Bin ich der/die Richtige für diesen Job? Was kann mir dieser Arbeitgeber/dieser Job bieten? Wen frage ich/Was muss ich als nächstes tun? Stellenanzeigen, die sich an der Kandidatenperspektive orientieren, sind nach Ansicht der Autoren erfolgreicher.

Formulierungstipps für Stellenanzeigen

Daneben gibt die Studie Tipps zur Sprache von Stellenanzeigen:

– Vermeiden Sie Bandwurmsätze und Füllwörter.
– Führen Sie Obergrenzen für die Satzlänge ein.
– Achten Sie auf eine möglichst einfache Satzkonstruktion ohne Schachtelsätze.
– Verzichten Sie auf Substantivierungen. Verzichten Sie auf die verbale Keule im Anforderungsprofil 
  (etwa einschüchternde Begriffe wie „unabdingbare Qualifikationen“).
– Achten Sie auf Kongruenz zwischen Stellenbeschreibung und Anforderungsprofil.
– Seien Sie authentisch, wenn Sie sich für das Du oder das Sie in der Ansprache entscheiden.
– Beweisen Sie Mut zur Differenzierung.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.