Derzeit gibt es mehr als doppelt so viele Frauen in Dax- und MDax-Vorständen wie vor fünf Jahren. Unterrepräsentiert sind sie trotzdem weiterhin – insbesondere in operativen Geschäftsbereichen. Das wird anhand einer aktuellen Untersuchung der Organisations- und Personalberatung Korn Ferry deutlich. Die Berater haben dafür die Vorstände der in den beiden Indizes vertretenen Unternehmen zum Stichtag des 15. März 2021 analysiert und mit jenen von August 2016 verglichen, als der MDax allerdings noch 50 (und nicht wie heute 60) Werte umfasste.
Demnach haben insgesamt 64 Frauen eine Vorstandsposition in einem der 90 Unternehmen inne, vor knapp fünf Jahren waren es lediglich 27. Dabei entfallen jeweils 32 Vorständinnen auf die 30 Dax- und die 60 MDax-Unternehmen. Gleichzeitig gibt es in 23 Prozent der Dax-Konzerne und in 58 Prozent der MDax-Unternehmen keine einzige Frau im Vorstand.
Verhältnismäßig wenige Frauen befinden sich in Vorständen operativer Bereiche, insgesamt derzeit 14. Auf der einen Seite sind das lediglich 22 Prozent der weiblichen Vorstände und damit ein kleinerer Anteil als vor fünf Jahren, als jede Dritte Vorständin für einen operativen Bereich verantwortlich war. In absoluten Zahlen erhöhte sich auf der anderen Seite allerdings auch in diesem Bereich die Zahl – nur eben in geringerem Maßen als etwa im klassischen „Frauenressort“ Personal.
Vorständinnen leiten vor allem Personalressorts
Mit Abstand am stärksten vertreten sind weibliche Vorstände nämlich noch im Personalressort. Immerhin 24 der untersuchten Unternehmen haben einen weiblichen CHRO. 13 Frauen sind Chief Financial Officer; unter den CEOs gab es mit Martina Merz beim MDax-Vertreter Thyssen-Krupp zum Stichtag lediglich eine Vertreterin. Die Zahl der weiblichen CEOs wird sich immerhin schon bald auf zwei verdoppeln: Die Spanierin Bélen Garijo übernimmt im Mai 2021 das Amt der Vorstandsvorsitzenden beim Dax-Konzern Merck. Sie gehört damit zu den 44 Prozent der weiblichen Dax-Vorstände, die eine andere Nationalität als die Deutsche haben. Bei den MDax-Konzernen sind es 22 Prozent.
„In fünf Jahren ist eindeutig etwas passiert“, resümiert Floriane Ramsauer, Senior Client Partner im Executive Search bei Korn Ferry. „Nur war das auch genug?“ Programme zur Förderung und Qualifizierung von weiblichen Kandidaten für Führungspositionen gebe es immer mehr. So steigt der Anteil der Frauen in der Management-Pipeline und liegt deutlich höher als auf der Führungsebene, wie auch eine Studie der Boston Consulting Group gezeigt hat. Doch selbst die dort ermittelten 23 Prozent sind immer noch weit von einer 50/50-Verteilung entfernt. „Der Vorsprung der Männer konnte nicht eingeholt werden“, sagt auch Ramsauer.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.