Aktuelle Ausgabe neu

Newsletter

Abonnieren

Wie skillbasierte Kommunikation das Employer Branding revolutioniert

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken

Die Arbeitswelt steht (mal wieder) vor einem grundlegenden Umbruch, der den Wettbewerb um Talente weiter verschärft. Insbesondere im Mittelstand geraten traditionelle Methoden der Personalsuche an ihre Grenzen. Lange Zeit galten Zeugnisse, Jobtitel und die statische Berufsbiografie als die Währung der Attraktivität. Doch diese Ära geht zu Ende. Das, was Talente heute suchen, ist viel dynamischer: Sie möchten sich entwickeln, ihre individuellen Stärken einsetzen und über klassische Rollenprofile hinauswachsen.  

Wie der Future of Jobs Report, der State of the Global Workplace Report oder der Global Talent Trends Report und viele andere belegen, verändern sich die Erwartungen der Menschen massiv. Für Unternehmen heißt das: Wer Arbeitgeber wirklich attraktiv machen will, muss zeigen, dass er Talente entdeckt, weiterentwickelt und den Einzelnen über klassische Rollenprofile hinaus ernst nimmt. Genau das rückt die individuelle Kompetenz, das „Können“, ins Zentrum moderner Employer Brands und schafft eine Glaubwürdigkeit, die nur durch echte Geschichten und Authentizität erzeugt werden kann. 

Zwischen starren Rollen und verborgenen Fähigkeiten: Marias Geschichte 

Maria, Buchhalterin in einem etablierten Mittelstandsunternehmen, kennt die alte Welt nur zu gut. Ihr Alltag drehte sich bislang um Zeugnisse und die korrekte Bezeichnung ihrer Rolle. Interne Weiterbildungen dienten meist nur der Pflichterfüllung und blieben ohne spürbare Folgen für ihre Karriere. Als die Digitalisierung jedoch immer stärker Einzug hielt, wurden die Aufgaben komplexer. Marias analytisches Denken und ihre Erfahrung mit automatisierten Tools, die sie teils in Eigenregie gebastelt hatte, wurden plötzlich wertvoll. Es sind Fähigkeiten, die eigentlich weit über ihren Jobtitel hinausragten. Doch wie sollte sie diese Talente zeigen? Und noch wichtiger: Wie sollte das Unternehmen sie entdecken und fördern, wenn es nur in Rollen dachte? 

Für Maria – wie für so viele – fehlte eine echte Orientierung. In vielen Unternehmen sind systematische Skill-Analysen oder Matching-Programme noch immer Zukunftsmusik. So bleibt wertvolles Potenzial ungenutzt. 

Vom Workshop zur sichtbaren Entwicklung 

Mit dem Mut der Personalabteilung begann das Unternehmen den Wandel. In einem Skill-Workshop wurden die Beschäftigten zum ersten Mal eingeladen, ihre Fähigkeiten, Interessen und Entwicklungswünsche zu teilen. Maria – zunächst skeptisch – erkannte überrascht, wie ihre bislang „unsichtbaren“ Stärken wertgeschätzt wurden. Sie bekam gezielte Entwicklungsangebote, die auf ihren tatsächlichen Kompetenzen basierten. Nach einer Weiterbildung übernahm sie Aufgaben in einem internen Digitalisierungsprojekt. Ihr persönlicher Weg wurde nicht mehr von einem starren Jobtitel, sondern von den Dingen bestimmt, die sie wirklich gut konnte und lernen wollte. 

Kolleginnen und Kollegen erlebten ähnliche Aha-Momente. Plötzlich wurden Karrierewege sichtbar, die über das bisherige Denken hinausgingen. Quereinstiege, Entwicklungssprünge und neue Verantwortungsbereiche. Das Unternehmen begann, eine neue Kultur der individuellen Entwicklung zu leben. 

Info

Sie wollen mehr über das Thema Employer Branding erfahren?

Dann schauen Sie doch einmal in unser Dossier zum Thema. Dort stellen wir für Sie kontinuierlich Studien, Deep-Dives und Best Cases zusammen. Denn als wie attraktiv ein Unternehmen wahrgenommen wird, hängt maßgeblich von der Employer Brand ab. Erfahren Sie, wie Sie nach außen und innen zeigen, was Ihre Unternehmenskultur und Karrieremöglichkeiten einzigartig macht.

Lesen Sie rein!


Wie eine Geschichte zur Marke wird: Kommunikation, die wirkt 

Die Herausforderung im Employer Branding ist es nun, diesen internen Wandel glaubhaft nach außen zu tragen. Die bloße Aufzählung von Benefits oder ein generelles „Wir sind familienfreundlich“ verlieren an Zugkraft. Die eigentliche Substanz liegt in den Geschichten der Menschen. 

Die HR-Abteilung hob Marias Geschichte auf der Karriereseite hervor und teilte sie über Social Media. Statt eine freie Stelle als „Projektmanager Digitalisierung“ zu bewerben, kommunizierte das Unternehmen „Marias Weg vom Controlling ins Digitalprojekt“. Diese authentische Erzählung ist für Talente viel überzeugender als eine generische Stellenanzeige. Andere Mitarbeitende berichten inzwischen im Intranet über ihre eigenen Entwicklungssprünge. 

Dieses authentische Storytelling entfaltet eine enorme Wirkung: 

• Externe Talente fühlen sich direkt angesprochen, weil sie sehen, dass ihre in-dividuellen Fähigkeiten und Interessen geschätzt werden. 

• Neue Bewerbergruppen (wie Quereinsteiger oder Fachkräfte mit atypischen Lebensläufen) fühlen sich nicht von einem Jobtitel ausgeschlossen. 

• Intern wächst die Identifikation. Mitarbeiter werden zu engagierten „Markenbotschaftern“, weil sie erleben, wie ihr Unternehmen in ihre persönliche Entwicklung investiert.

Die Hürden meistern: Daten, Kultur, Transparenz 

Eine echte, skillbasierte Arbeitgebermarke ist kein Selbstläufer. Die Basis sind valide und regelmäßig gepflegte Skill-Daten. Ein Mammutprojekt, das den Einsatz von Tools und ein sorgfältiges Change-Management erfordert. Partizipative Methoden wie Workshops oder anonyme Befragungen helfen, Skepsis zu mindern und Akzeptanz zu schaffen. Ebenso entscheidend ist eine transparente Kommunikation darüber, warum Skill-Daten erhoben und wie sie für die individuelle Entwicklung genutzt werden. Führungskräfte müssen lernen, Entwicklungsgespräche neu zu führen und den Kulturwandel glaubhaft vorzuleben.

Ausblick: Employer Branding mit Zukunft 

Maria ist mehr als eine Einzelfallgeschichte. Sie steht für einen Wandel, der im Mittelstand gerade erst beginnt. Wer jetzt mutig ist und Skill-Orientierung nicht nur als HR-Projekt, sondern als Kern seiner Arbeitgebermarke versteht, gewinnt im Wettbewerb. Es geht darum, das Vertrauen ins Können der Menschen zu stärken und dies glaubwürdig zu kommunizieren. 

Die Zukunft der Arbeitgeberattraktivität liegt nicht in starren Titeln, sondern im Sichtbarmachen von Talenten und Skills. Sie beginnt mit der ehrlichen Geschichte der Menschen und füllt eine Employer Brand mit Leben, die bindet, inspiriert und wächst.

Alles zum Thema

Employer Branding für KMU

Marcus Merheim ist Gründer und Geschäftsführer von hooman Employer Marketing. In seiner Kolumne „Employer Branding für KMU“ erklärt er, wie Mittelständler mit limitierten Ressourcen eine erfolgreiche Arbeitgeberidentität schaffen können.