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Geräuschkulisse im Büro: junge Mitarbeiter gehen anders damit um

Großraumbüro mit gut gelaunten jungen Mitarbeitern, die kommunizieren
Vertreter der Generationen Y und Z mögen es im Büro kommunikativer als ältere Kollegen und gehen mit Lärm anders um.
Foto: © contrastwerkstatt/StockAdobe

99 Prozent der Beschäftigten geben an, sich an ihrem persönlichen Arbeitsplatz gestört oder abgelenkt zu fühlen, wenn sie laute Gespräche mit anhören müssen. Neun von zehn Büroangestellten geben an, dass es sie frustriert, bei Telefon- oder Videoanrufen abgelenkt zu werden. Zwei Drittel der Arbeitnehmer (67 Prozent) sagen, dass sie vor allem laut telefonierende Kollegen als störend empfinden. Fast ebenso viele (65 Prozent) fühlen sich durch Unterhaltungen der neben ihnen sitzenden Mitarbeiter abgelenkt. Jeder Zweite (51 Prozent) hat aufgrund dessen Probleme, Telefonpartnern zu folgen oder selbst verstanden zu werden. 48 Prozent können sich aufgrund von Geräuschen schlechter fokussieren (48 Prozent).

Trotz Störfaktoren bevorzugt jeder Zweite der Generationen Z und Y Großraumbüros

Obwohl sich altersübergreifend so gut wie alle Mitarbeiter durch Gespräche von Kollegen gestört fühlen, nehmen viele jüngere Arbeitnehmer dies offenbar in Kauf oder gehen anders mit solchen Störungen um als ihre älteren Kollegen: 55 Prozent der Beschäftigten der Generation Z und 56 Prozent der Generation Y, die sogenannten Millennials, bevorzugen es, in Großraumbüros zu arbeiten. Von der Vorgängergeneration X sind es mit 47 Prozent schon weniger und von den älteren Babyboomern sagen nur 38 Prozent, dass sie lieber in offenen Arbeitsumgebungen arbeiten. Das sind Ergebnisse einer Studie von Future Workplace im Auftrag von Plantronics. Dafür wurden im März dieses Jahres 5150 Büroangestellte aus Deutschland, Frankreich, UK, Spanien, USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan, China und Indien befragt.

Babyboomer brauchen mehr Ruhe, um produktiv zu arbeiten

Von den Büroangestellten der Generation Z (52 Prozent) gab sogar rund jeder zweite (52 Prozent) an, am produktivsten zu sein, wenn er mit einer gewissen Geräuschkulisse arbeitet oder zwischendurch mit anderen Mitarbeitern sprechen kann. Von den Babyboomern hingeben benötigen zwei Drittel Ruhe, um produktiv arbeiten zu können. Überhaupt mögen die jüngsten Mitarbeiter offenbar viel Kommunikation bei der Zusammenarbeit: Jeder Fünfte (20 Prozent) gibt an, mindestens den halben Tag mit Telefon-, Video- oder Gruppengesprächen zu verbringen, während es bei der Babyboomer-Generation lediglich auf sieben Prozent zutrifft.

Jüngere benutzen bei Lärm Kopfhörer oder ziehen sich zurück

Die jüngeren Beschäftigten haben auch andere Strategien, um selbst Ablenkung aus dem Weg zu gehen. So setzt mehr als jeder dritte Arbeitnehmer der Generation Z (35 Prozent) Kopfhörer auf, um nicht abgelenkt zu werden. Diese Möglichkeit nutzt nur jeder sechste Vertreter der Babyboomer (16 Prozent). Auch ziehen sich vier von zehn Angestellten der Generationen Z und Y zum Arbeiten in andere Räume mit bequemerer Ausstattung wie Couch oder gepolsterten Stühlen zurück. Die Babyboomer hingegen bleiben eher an ihrem ursprünglichen Arbeitsplatz. Von dieser Generation geben dreimal so viele wie von der Generation Z an, dass sie bisher nicht die richtige Lösung gefunden haben, um Ablenkungen im Großraumbüro zu vermeiden.

Es arbeiten jetzt vier Generationen unter einem Dach – das zwingt Unternehmen dazu, traditionelle Büroumgebungen zu überdenken und zu überlegen, wie die verschiedenen Mitarbeiter produktiv arbeiten können,

sagt Jeanne Meister, Gründungspartnerin von Future Workplace.

Lösungen gegen Ablenkung: zum Beispiel separate Ruhezonen

Insgesamt gaben drei von vier Befragten an, dass sie sich am Arbeitsplatz wohler fühlen und produktiver sein würden, wenn Arbeitgeber mehr täten, um Störfaktoren zu reduzieren. Mehr als jeder Zweite (56 Prozent) denkt, dass dies durch bessere Technologie und die Reduzierung von Hintergrundgeräuschen vermieden werden könnte. Die Hälfte der Studienteilnehmer hält separate Räume oder Ruhezonen, eine Anpassung der Büroaufteilung sowie verpflichtende Richtlinien für einen angemessenen Geräuschpegel für gute Lösungen.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.