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1976: Ausbildung, neue Technik und humanes Arbeiten 

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Ob der Streik der Druckindustrie das Erscheinen der Personalwirtschaft im April 1976 betraf, kann nicht mehr nachvollzogen werden. In den damals erschienenen Heften ist jedenfalls nicht die Rede von einer verspäteten Auslieferung der gedruckten Magazine. Stattdessen geht es um eine ganze Reihe von Themen, die einerseits wie aus einer anderen Zeit wirken (was sie ja auch sind), andererseits auch bis heute nachwirken. 

Los geht es im Januar mit der Einführung des neuen Jugendarbeitsschutzgesetzes und somit dem Acht-Stunden-Tag und der Vierzig-Stunden-Woche für Jugendliche unter 18 Jahren. Verboten ist ab jetzt „Akkordarbeit und taktgebundene Arbeiten“. In der Januar-Ausgabe ist der Nachwuchs noch an anderer Stelle Thema. So soll neue Technik die Aus- und Weiterbildung der jungen Leute vereinfachen. Ein Prototyp wird in der Personalwirtschaft vorgestellt: Das audiovisuelle Schulungsgerät kommt mit Diaprojektor und Kassettenrekorder. 

Generell wird die damals moderne Technik jedoch mit Vorsicht und Respekt behandelt. Die Juni-Ausgabe enthält den Hinweis, bei EDV-gestützten Personal-Informationssystemen vor allem die psychologischen Schwellen zu berücksichtigen. Denn die Mitarbeitenden glaubten zum Teil, „sie würden ab jetzt als ‚Nummern‘ von einer Maschine verwaltet“. Das Fazit ist trotzdem klar: Diese Systeme sind „nicht mehr wegzudenken oder wegzudiskutieren“.  

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Im März 1976 wird in der Bundesrepublik das Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer beschlossen. Und Grundlagen für New Work und Work-Life-Balance hieß in den 1970ern „humanisiertes Arbeiten“. So stellten die Saba Werke in Villingen fest: Das Einführen von Sitzplätzen, Bewegungsausgleich und der Abbau von Lärmbelästigung für Werksarbeitende führte zu signifikant niedrigeren Fehl- und Krankheitszeiten der Belegschaft, festgehalten in der Mai-Ausgabe der Personalwirtschaft. Apropos Krach: Neben zu hoher Lärmbelastung am Arbeitsplatz kann auch „überlaute Beat-Musik gesundheitsschädigend sein“, wie auf dem 14. Kongress „Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin“ bekanntgegeben und in der Personalwirtschaft zitiert wird. 

„In den letzten Monaten ist das Wort Datenschutz fast so populär geworden wie das Wort Umweltschutz.“ Ein Satz von Rechtsanwalt Dr. Gunther Braun, der auch heute fallen könnte. Angesichts der Verabschiedung des neuen Datenschutzgesetzes im Juni rät er Unternehmen in der Oktober Ausgabe des Jahres 1976 dringend, einen sogenannten „Datenschutzbeauftragten“ zu benennen und dessen Aufgaben festzulegen. Denn: „Papier ist geduldig, aber auch geschwätzig.“  

Und auch die Arbeitszeitprobleme zur Jahreswende lesen sich bekannt: Feiertage und Betriebsschließungen müssen beachtet werden, Vorgriff auf den nächsten Jahresurlaub ist nicht zulässig. Aber wussten Sie, dass viele von Ihnen im Jahr 1977 später aus dem Weihnachtsurlaub hätten zurückkommen können? Denn damals war der 6. Januar noch bundesweit ein gesetzlicher Feiertag – heute nur mehr in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt.  

Phrase des Jahres 

Ist es sinnvoll, wenn Unternehmen explizit nach jüngeren, weiblichen Fachkräften suchen? Damit beschäftigte sich ein Artikel im Ressort Personalbeschaffung der Oktober-Ausgabe. „Diese Beschränkung auf jugendliche, knusprige Bewerberinnen kann viele Ursachen haben.“ Mag sich so manche Führungskraft kurz vor der Rente noch in jene simpleren Zeiten zurückträumen, dieser Satz kann getrost in der Versenkung bleiben, in die er verschwand.  

Witz des Jahres 

Eine Alltagssituation – ausgedacht oder fiktional – die es im Zeitalter von Suchmaschinen so wohl nicht mehr gibt: 

Eine Bibliothekarin, die in eine Arbeit vertieft ist, wird von einem Besucher angesprochen. Er ist auf der Suche auf einem Buch für seine Frau, hat aber Autor und Titel vergessen. Er weiß nur noch, dass es sich um Unkrautbekämpfung im Rasen handelt. Die Bibliothekarin: „Sie müssen in Ihren Angaben präziser sein! Ich bin Bibliothekarin und keine Hellseherin!“ 

Zahl des Jahres 

8000 Manager hatten 1976 ein versteuertes Jahreseinkommen von mehr als 100 000 DM im Jahr. So vermerkt in der August-Ausgabe nach einer Schätzung der Abteilung Führungskräfte der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Frankfurt. 

Info

Angela Heider-Willms verantwortet die Berichterstattung zu den Themen Transformation, Change Management und Leadership. Zudem beschäftigt sie sich mit dem Thema Diversity.