Thyssenkrupp Steel hat seinen Personalvorstand verloren. Dirk Schulte legt das Amt aus persönlichen Gründen nieder und scheidet mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand Deutschlands größter Stahlfirma aus. Zuerst hatte die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) darüber berichtet.
Damit steht das Unternehmen mitten in den Verhandlungen zum Sozialplan mit der IG Metall nun ohne Personalchef da. Zudem wird aktuell überlegt, ob Thyssenkrupp Steel an den indischen Konkurrenten Jindal verkauft werden soll. Dass die Verhandlungen oder die Transformationsherausforderungen der Stahlfirma Grund für den Weggang sind, scheint unwahrscheinlich.
Denn das Unternehmen teilt gegenüber unserer Redaktion mit: „Wir bedauern die Umstände sehr, die diesen Schritt erforderlich machen, und haben großes Verständnis für seine sehr persönliche Entscheidung. Dirk Schulte hat sich seit Jahresbeginn mit seiner Erfahrung, Leidenschaft und mit großem Engagement zum Wohle des Unternehmens eingebracht und in den schwierigen Verhandlungen ausgewogen zwischen den Interessen der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite vermittelt.“
Wer führt die Transformation nun weiter?
Bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Schulte gefunden ist, wird Winfried von Rath, Personalchef des Mutterkonzerns Thyssenkrupp, sein Amt kommissarisch übernehmen. Die noch offenen Details zum geplanten Sozialplan mit der IG Metall wird er gemeinsam mit Marie Jaroni, Chief Sales Officer & Chief Transformation Officer bei Thyssenkrupp Steel, ausmachen. Die Eckpunkte des Sozialplans, der ab Ende November greifen soll, wurden bereits getroffen. Von aktuell rund 26.000 Stellen sollen rund 11.000 abgebaut werden. Das soll nicht durch betriebsbedingte Kündigungen, sondern durch Altersteilzeit, Abfindungen und Transfergesellschaften vonstattengehen. Gleichzeitig soll die reguläre Wochenarbeitszeit verringert, das Urlaubsgeld gestrichen und das Weihnachtsgeld reduziert werden.
Nötig gemacht hat dies eine gesunkene Auftragslage. Viele Anlagen seien nicht ausgelastet, würden aber dennoch rund um die Uhr produzieren, erläuterte Schulte gegenüber den Medien. Das solle sich ändern.
Schulte war erst Anfang 2025 zu Thyssenkrupp Steel gewechselt. Das Unternehmen war froh, mit ihm wieder einen Personalvorstand zu haben, nachdem es zuvor zahlreiche Rotationen im Vorstand gegeben hatte und die Stelle des Personalvorstands seit Sommer 2024 unbesetzt gewesen war. Schultes Ernennung war im vergangenen Jahr von Personalberaterinnen und -beratern im Rahmen einer Umfrage unserer Redaktion zu einem der fünf Top-HR-Wechsel gewählt worden. „Der Wechsel ist prägend für die HR-Szene, da Schulte mit seiner Erfahrung in Restrukturierungen und Transformationsprozessen maßgeblich zur Neuausrichtung von Thyssenkrupp Steel beitragen kann“, sagte damals Basma Dibs, Managing Partner bei Passion for People.
Breiter Erfahrungsschatz
Vor seiner Zeit bei der Stahlfirma war Schulte Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor beim Energieversorger Enercity. Davor war er unter anderem Geschäftsführer beim Stahlkonzern Salzgitter sowie Vorstand für Personal und Soziales bei den Berliner Verkehrsbetrieben. Seine Karriere startete er 1995 bei Thyssenkrupp als Human Resources Development Manager.
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.

