Dieses Mal war Olaf Becks Schritt vielleicht weniger mutig als zuvor – für ihn aber dennoch bedeutend. Er wechselte von der Hotelgruppe Novum Hospitality zur Lindner Hotel Group. Der damalige CEO von Lindner – ein langjähriger Freund von Beck – hatte Beck die Stelle angeboten. Dieser versprach sich davon, näher bei seiner Familie in Wuppertal zu arbeiten. Ein Sprung innerhalb des HR-Bereichs, der bei Weitem nicht so groß war, wie sein voriger beruflicher Wandel. Vor gut acht Jahren hatte er sich nach rund 20 Jahren als Hotelmanager erstmals direkt als Führungskraft in den HR-Bereich gewagt.
Der damals 50-Jährige hatte für sich gemerkt: „Es macht mich nicht so glücklich, den Umsatz eines Hotels zu steigern. Ehemaligen Drogenabhängigen beim Ausbildungsabschluss zu helfen oder Mitarbeitenden einen Transfer in ihr Wunschland zu ermöglichen, aber schon.“ Beck wollte weg vom Dasein als Troubleshooter-Manager hin zu einem gestaltenden Personaler. Er hatte alle seine Kontakte spielen lassen und in zahlreichen Hotels nachgefragt, ob sie einen HR-Chef suchten. Lange Zeit ohne Erfolg – vielleicht auch deshalb, weil er keinerlei Ausbildung im HR-Bereich hat. Doch der CEO und Eigentümer der Novum Hospitality gab Beck eine Chance. Als Director of Human Relations kümmerte sich Beck sechs Jahre lang gemeinsam mit einer HR-Kollegin um die Personalbelange der über 2500 Angestellten.
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Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Januarheft.
Der Weg zum purposeorientierten Arbeiten
Bei der Lindner Hotel Group, die 1973 vom Architekten Otto Lindner gegründet wurde, soll Beck nun dabei helfen, den Wandel der Unternehmenskultur voranzutreiben und so für Talente attraktiver zu werden. „Der Recruitingmarkt für die Hotellerie ist schwierig, nach der Corona-Pandemie haben sich die Bewerbungen für Azubis halbiert“, sagt Beck.
Im ersten großen Projekt seit seinem Antritt erarbeiten die Mitarbeitenden unter der Regie von HR in Workshops gemeinsam einen Purpose sowie grundlegende Werte als Basis für die Zusammenarbeit. Damit wolle man auch die hierarchischen Strukturen hinter sich lassen und den einzelnen Mitarbeitenden mehr Gestaltungsspielraum bieten, so Beck. „Wir wollen weg vom prozessorientierten hin zum sinnorientierten Arbeiten, bei dem das Wohlfühlen der Gäste im Vordergrund steht.“ Beck erzählt von einer Mitarbeiterin am Empfang, die vor Kurzem eine große Schlange am Check-in vor sich stehen hatte. Um die Situation für alle angenehmer zu machen, rief sie den wartenden Gästen zu: „Damit das Check-in für Sie alle schneller geht, hören Sie am besten bei den Gästen vor Ihnen zu. Wer alles schon bereithält, ohne dass ich ihm oder ihr erklären muss, was zu tun ist, der bekommt ein Getränk aufs Haus.“
Den jungen Mitarbeitenden fällt es leicht, diesen neuen Gestaltungsspielraum auszufüllen, älteren Beschäftigten tendenziell weniger, beobachtet Beck. Sie würden oftmals denken, dass Veränderung bedeute, dass sie zuvor etwas falsch gemacht hätten. Daher ist es Beck wichtig, mit ihnen ins Gespräch zu gehen, zuzuhören und mögliche Ängste zu nehmen. Das Vertrauen der Mitarbeitenden in ihn sei schnell da. Beck führt das darauf zurück, dass er sich von Anfang an offen und von seiner verletzbaren Seite zeigte, seine frühere Alkoholsucht sowie seine vergangenen depressiven Phasen anspricht und Zweifelnde aktiv zum Diskurs einlade. Zum Beispiel in den Purpose-Workshops, wenn er ohne Umschweife Skeptiker und Skeptikerinnen adressiere: „Ich weiß, auch hier gibt es Zweifler unter euch, die diese Veränderung nicht wollen. Ich biete euch an, dass wir später unter vier Augen darüber sprechen.“ Was ihm bei der Kommunikation auch hilft, ist seine Laufbahn als langjähriger Hotelmanager. „Sie haben mich schnell als einen von ihnen gesehen“, sagt der Personalchef. Kommunikation kostet Zeit, viel Zeit. Für ihn sind das gut investierte Stunden. Denn das People-&-Culture-Team soll noch stärker zentrale Anlaufstelle für die Beschäftigten werden.
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Nachgefragt: Wie läuft’s im neuen Job?
Olaf Beck
Bisherige Position: Director of Human Relations, Novum Hospitality
Neue Position: Vice President People & Culture, Lindner Hotel Group
Ausbildung: Hotelfachmann (Berufskolleg Düsseldorf), Fernstudium zum psychologischen Berater (Fernschule ILS)
Lena Onderka ist redaktionell verantwortlich für den Bereich Employee Experience & Retention – wozu zum Beispiel auch die Themen BGM und Mitarbeiterbefragung gehören. Auch Themen aus den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Diversity betreut sie. Zudem ist sie redaktionelle Ansprechpartnerin für den Deutschen Human Resources Summit.

