UPDATE (29. Januar): Die Berliner Zeitung zitiert aus einer Stellungnahme der Böttcher AG und Geschäftsführer Udo Böttcher. Darin äußert sich der Unternehmer erstmals zur Parteispende an die AfD und distanziert sich klar von dem Vorgang.
„An dieser Spende haben die Böttcher AG und/oder ihr Vorstandsvorsitzender in keiner Weise mitgewirkt“, heißt es in der Stellungnahme, auf die das Unternehmen auf Facebook auch selbst verlinkt. Und weiter: „Herr Winter hat sie ohne Rücksprache mit uns geleistet. Wir haben erst aus der Presse von dieser Spende erfahren.“
Geschäftsführer Udo Böttcher gibt in der Stellungnahme an, dem Spender Horst Jan Winter vor einiger Zeit 2 Millionen Euro geschenkt zu haben. „Ich habe nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass er – mutmaßlich ganz oder teilweise aus dem geschenkten Betrag – eine Parteispende an die AfD bestreiten würde und hätte mir das auch nie im Leben träumen lassen“, zitiert ihn die Zeitung. Er meine, „dass Herr Winter mich gut genug kannte, um erahnen zu können, dass ich jedenfalls mit einer solchen Parteispende keinesfalls einverstanden gewesen wäre.“
Weiter sei Winter seit heute nicht mehr Mitglied des Aufsichtsrates. Die 1 Million Euro, die dieser der AfD spendete, fordert Gönner Böttcher nun wegen „groben Undanks“ zurück.
UPDATE (28. Januar, 16 Uhr):
Geschäftsführer Udo Böttcher hat sich zwischenzeitlich gegenüber der Regionalzeitung Thüringer Allgemeine geäußert. Die Firma habe mit der Spende nichts zu tun. „Und nein, die Spende kommt nicht von mir“, zitiert ihn die Zeitung.
UPDATE (28. Januar, 9 Uhr):
Die Stadt Jena hat sich am Montagabend zu Wort gemeldet – und warnt ausdrücklich vor wirtschaftlichen Folgen eines Rechtsrucks. „Je stärker die AFD, umso mehr wirkt sie als negativer Standortfaktor für die Branchen, die unsere Stadt und unsere Region stark machen“, lässt sich Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (SPD) in einer Pressemitteilung zitieren. „Diese Spende stellt sich gegen den gesellschaftlichen Konsens, der Jena und unsere Region trägt und auszeichnet.“ Christian Gerlitz (SPD), Bürgermeister und Stadtentwicklungsdezernent, fügt hinzu: „Unternehmen, die sich in unserer Stadt und Region ansiedeln und investieren, profitieren von unserer weltoffenen und inklusiven Atmosphäre.”
URSPRUNGSMELDUNG (27. Januar):
Ein Aufsichtsratsmitglied der Böttcher AG hat mutmaßlich 999.900 Euro an die Alternative für Deutschland (AfD) gespendet. Das geht aus übereinstimmenden Medienberichten hervor. Demnach ist ein Horst Jan Winter, der laut Bundestags-Website den Betrag spendete zwar an der dort angegebenen Adresse unbekannt. Es handele sich allerdings um einen Zweitwohnsitz des gleichnamigen Mitglieds des Aufsichtsrats des thüringischen Büroartikelversenders.
Das Unternehmen war im Januar 2024 bundesweit bekannt geworden, nachdem es eine Mitarbeiterbefragung veröffentlicht hatte, in der unter anderem Parteipräferenzen und die Zustimmung zu politischen Aussagen abgefragt wurden:
Recherchen unserer Redaktion hatten seinerzeit unter anderem ergeben, dass das Unternehmen mithilfe monetärer Anreize für eine hohe Beteiligung an der Umfrage sorgte. Wie die Aktion arbeitsrechtlich und auch datenschutzrechtlich einzuordnen ist, hat unsere Redaktion mit Experten besprochen.
Bislang keine Stellungnahme
Geschäftsführer Udo Böttcher hatte sich vor einem Jahr unserer Redaktion gegenüber zwar von der AfD distanziert, verschiedene Posts auf seiner privaten Facebookseite deuteten allerdings auf eine Sympathie zur in weiten Teilen rechtsextremen Partei hin. Der Spiegel zitiert zudem aus einem aktuellerem (offenbar mittlerweile gelöschten) Post, in dem Böttcher die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel als „meine Kanzlerin“ bezeichnet.
Inwieweit die Spende des Böttcher-Aufsichtsratsmitglieds etwas mit dem Unternehmen zu tun hat, bleibt in den Medienberichten offen. Die Linke fordere allerdings eine Überprüfung der Großspende. Bislang haben Udo Böttcher und sein Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion noch keine Stellungnahme abgegeben.
Matthias Schmidt-Stein koordiniert die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet gemeinsam mit Catrin Behlau die HR-Redaktionen bei F.A.Z. Business Media. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit den Themen Recruiting und Employer Branding.

