Aktuelle Ausgabe neu

Newsletter

Abonnieren

Nach Covid wieder zurück in den Job: Für viele ein langer Weg

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken

Ab dem 12. August soll der neue Covid-19-Impfstoff von Biontech verfügbar sein. Er soll gegen schwere Verläufe der Erkrankung schützen, die es durch die neuen Virusvarianten geben kann. Das scheint auch nötig, denn die Auswirkungen von Covid-Erkrankungen gehen oftmals weit über die bloße Infektion hinaus. In einer Langzeitstudie haben Forscher der Technischen Universität Chemnitz über fast drei Jahre untersucht, wie sich die Gesundheit sowie Arbeitsfähigkeit von Patientinnen und Patienten nach einer Covid-Erkrankung entwickeln. Dazu wurden 127 Patientinnen und Patienten von Mai 2021 bis Januar dieses Jahres begleitet. Eine Sache zeigt sich deutlich: Auch, wenn die Covid-Erkrankung überwunden ist, ist der Weg in den Arbeitsalltag schwer. 

Info

Reintegration in den beruflichen Alltag dauert lange 

Die Genesung von der eigentlichen Covid-Infektion ist der erste Schritt zurück in den Job. Das reicht aber oft nicht aus. Selbst nach einer Rehabilitation zeigten sich bei vielen der untersuchten Personen starke Einschränkungen der Arbeitsfähigkeit. Während nach der stationären Rehabilitation alle Post-Covid-Symptome zurückgingen, litten die Patientinnen und Patienten oft weiterhin an anhaltender Müdigkeit, fehlendem Antrieb (chronisches Fatigue-Syndrom) und Belastungsintoleranz. Verbessert wurden Ausdauer, Muskelkraft, Gleichgewicht und die subjektive Einschätzung der körperlichen Leistungsfähigkeit.  

Der normale Alltag war und ist für Betroffene durch ein chronisches Fatigue-Syndrom nur schwer zu bewältigen. Die Arbeitsfähigkeit der Probanden blieb so trotz verbesserter körperlicher Leistungsfähigkeit weiter stark eingeschränkt. Außerdem schliefen die Probanden trotz Genesung schlecht. Unterschiede in den Gesundheitsparametern gab es in Abhängigkeit von Faktoren wie dem Alter, Geschlecht, dem Schweregrad der Akutinfektion und dem Vorhandensein bestimmter Vorerkrankungen.  

Eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt Ähnliches. 1,8 Prozent aller AOK-versicherten Beschäftigten wurden zwischen März 2020 und Dezember 2023 mindestens einmal wegen Long Covid, Post Covid oder wegen des chronischen Fatigue-Syndroms freigestellt. Auf die Krankschreibung folgten meist lange Ausfallzeiten bei den Beschäftigten, so die AOK. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit lag bei Long-Covid-Erkrankungen im Durchschnitt bei etwa 36 Tagen – also über einem Monat. „Dies sind im Vergleich zu anderen Erkrankungen sehr lange berufliche Ausfallzeiten. Offenbar ist es in vielen Fällen eine Herausforderung, den Betroffenen wieder den Weg in den betrieblichen Alltag zu ebnen“, sagt WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.  

Nachsorge ist bei post-Covid-Erkrankungen entscheidend 

Wie geht es aber trotz chronischem Fatigue-Syndrom und anderer Einschränkungen erfolgreich zurück in den Beruf? Laut der Studie der Technischen Universität Chemnitz braucht es primär eine kontinuierliche und individuelle Unterstützung nach der Rehabilitation, um eine vollständige Genesung der Betroffenen gewährleisten zu können. „Vor allem hinsichtlich der Reduzierung psychischer Symptome und der Fatigue-Symptomatik sowie der Optimierung der Arbeitsfähigkeit und damit der Wiederherstellung von sozialer und beruflicher Teilhabe benötigt es nachhaltige, adäquate Nachsorgestrategien – zum Beispiel auch mittels digitaler Versorgung – und Unterstützungsprogramme“, heißt es von der TU.  

Eine Metaanalyse, die kürzlich im BMC Public Health Journal veröffentlicht wurde, fand heraus, dass 60,9 Prozent der post-Covid Patientinnen und Patienten nach zwölf oder mehr Wochen nach der ursprünglichen Infektion erfolgreich in den Beruf zurückkehren konnten. Für die erfolgreiche Rückkehr in den Job waren umweltbedingte sowie strukturelle Faktoren, wie die Verfügbarkeit von Arbeitsplatzanpassungen, unterstützende Richtlinien und berufliche Rehabilitationsprogramme entscheidend. 

Volontärin im Sommer 2024