Trotz der Krise sind Zufriedenheit und Motivation der Angestellten in Deutschland gegenüber 2019 gestiegen, haben aber noch nicht wieder das Niveau von 2015 und 2017 erreicht. Allerdings klagt mehr als jeder zweite Mitarbeiter darüber, dass sich der Druck im Job noch mehr erhöht hat, als dies vorher schon der Fall war.
Für die aktuelle Jobstudie, die EY alle zwei Jahre durchführt, wurden im Juni 1.552 Arbeitnehmer in Deutschland repräsentativ befragt, davon 54 Prozent Frauen und 46 Prozent Männer. 66 Prozent kommen aus der freien Wirtschaft, 28 Prozent aus dem Öffentlichen Dienst und sechs Prozent aus Verbänden und sonstigen Institutionen.
Jobzufriedenheit steigt, aber noch nicht auf Wert von 2015
Mit der eigenen Arbeit waren Mitte dieses Jahres 49 Prozent der Befragten zufrieden und 41 Prozent eher zufrieden. 2019 waren nur 26 Prozent zufrieden und 52 Prozent eher zufrieden, es zeigt sich also ausgerechnet in der Krise eine Tendenz nach oben. Allerdings gaben 2017 noch 68 Prozent an, zufrieden mit ihrem Job zu sein und 26 Prozent waren eher zufrieden. Auch 2015 war der Anteil der Zufriedenen höher als heute. Außerdem zeigt die Studie, dass jüngere Beschäftigte von 25 bis 34 Jahren – die Generation Z – heute am wenigsten zufrieden sind.
Motivation: gutes Verhältnis zu Kollegen spielt die wichtigste Rolle
Was die Motivation betrifft, bezeichnen sich altersübergreifend 28 Prozent der Befragten als hochmotiviert. Am höchsten ist dieser Anteil bei menschen die 65 Jahre oder älter sind mit 41 Prozent, am niedrigsten bei den 35- bis 44-Jährigen mit 22 Prozent und auch die jüngsten Mitarbeiter kommen nur auf einen Wert von 27 Prozent. Die Teilnehmer wurden auch danach gefragt, was sie bei der Arbeit am meisten motiviert. Hier dominiert bei den Antworten ein gutes Verhältnis zu Kollegen: 78 Prozent der Frauen und 72 Prozent der Männer gaben dies an. Dieses Ergebnis ist vor allem interessant im Hinblick darauf, dass sich Homeoffice und hybrides Arbeiten immer mehr durchsetzen und sich die Möglichkeiten direkter Kontakte verringern. Flexible Arbeitszeitmodelle motivieren 51 Prozent der weiblichen und 41 Prozent der männlichen Befragten. Aspekte wie Gehalt (37 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen) sowie gute Karrierechancen (zwölf und elf Prozent) rangierten weiter hinten.
Arbeitsbelastung nimmt bereits seit fünf Jahren zu
Nicht erst seit Corona berichten die Studienteilnehmer von steigendem Druck im Arbeitsalltag: Schon in den letzten fünf Jahren ist die Belastung aus Sicht von fast zwei Dritteln der Mitarbeiter (62 Prozent) gewachsen, bei jedem Fünften (20 Prozent) sogar sehr stark. Die Krise hat den Druck noch einmal verstärkt, vor allem durch die plötzliche Umstellung auf Homeoffice für viele Angestellte. Gut jeder Zweite (52 Prozent) berichtet, dass die Arbeitsbelastung seitdem zugenommen hat; bei 19 Prozent ist sie sogar stark gestiegen. Frauen sind eher von einer größeren Belastung betroffen: 59 Prozent geben dies an gegenüber 45 Prozent bei den Männern. Die Betrachtung nach Altersgruppen zeigt, dass die 35- bis 44-Jährigen – diejenigen, die auch am wenigsten motiviert sind – mit 58 Prozent am häufigsten über einen Anstieg der Arbeitsbelastung klagen. Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst und Verbänden sagen dies öfter als Beschäftigte.
Die Veränderungen haben schon vor dem Ausbruch der Pandemie begonnen, vor allem mit der voranschreitenden Digitalisierung und der Transformation ganzer Geschäftsbereiche. Aber die Anforderungen an die Beschäftigten ändern sich in einem immer höheren Tempo: Sie müssen flexibel und anpassungsfähig sein,
sagt Markus Heinen, Leiter des Geschäftsfeldes Personalberatungsdienstleistungen bei EY in Deutschland. Unternehmen müssten dafür den nötigen Rahmen bieten, so Heinen, dazu gehörten flexible Arbeitszeitmodelle, mobiles Arbeiten sowie moderne und niedrigschwellige Weiter- und Fortbildungsprogramme.
Kaum Verbesserung der Work Life Balance in den letzten Jahren
Die Work Life Balance hat sich in den vergangenen fünf Jahren für etwas mehr als jeden vierten Studienteilnehmer leicht verbessert: 27 Prozent finden es einfacher, Familie und Beruf zu vereinbaren als damals. Jeder Fünfte (20 Prozent) sagt jedoch, das Gegenteil sei der Fall. Der am häufigsten genannte Grund für diejenigen, denen es schwerer fällt, beides unter einen Hut zu bringen, ist die Arbeitsmenge. 59 Prozent der Männer und 54 Prozent der Frauen berichten über mehr Arbeitsstunden: Aber auch ein Mehr an Verantwortung stellen 57 Prozent der männlichen und 47 Prozent der weiblichen Befragten fest. Bezüglich der Work Life Balance hat die Studie jedoch nicht danach gefragt, inwiefern sie sich seit dem Frühjahr 2020 geändert hat. Andere Studien berichten beispielsweise, dass vor allem Mütter große Probleme hatten, Job und Kinderbetreuung zu vereinbaren. Knapp ein Viertel der Befragten (23 Prozent) bejahte in der aktuellen Studie die Frage nach der Bereitschaft, auf einen Teil des Gehalts zu verzichten zugunsten von mehr Freizeit. Ein weiteres Viertel (24 Prozent) wäre vielleicht dazu bereit. Die Angaben von Frauen und Männern unterscheiden sich hier nur wenig. Es fällt jedoch auf, dass sich die 35- bis 44-Jährigen mit 27 Prozent am ehesten vorstellen, einen Teil ihres Gehalts gegen Freizeit einzutauschen.
Die vollständigen Studienergebnisse stehen > hier zum Herunterladen bereit.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.