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Die meisten Berufstätigen in Deutschland sind auch zu Weihnachten und Neujahr sowie in der Zeit dazwischen dienstlich erreichbar, obwohl sie Urlaub haben. Die Mehrheit von ihnen gibt an, dass der Vorgesetzte dies erwartet, aber auch Kollegen und Kunden melden Ansprüche an.
Außerhalb der Arbeitszeit, zum Beispiel an Feiertagen und im Urlaub, müssen Berufstätige im Regelfall nicht vom Arbeitgeber erreichbar sein. Das besagt das Arbeitszeitgesetz, das allerdings nicht für leitende Angestellte gilt. Tatsächlich sind jedoch rund drei Viertel der Berufstätigen (73 Prozent), die über die Weihnachtsfeiertage und in der Zeit bis Neujahr Urlaub haben, trotzdem für Vorgesetzte, Kollegen oder Kunden ansprechbar. Nur rund jeder Vierte (27 Prozent) schaltet während der Urlaubszeit komplett von der Arbeit ab. Jüngere Arbeitnehmer nehmen sich eher das Recht, sich zwischen Weihnachten und Silvester beruflich auszuklinken: Ein Drittel (33 Prozent) der 14- bis 29-Jährigen will dieses Jahr zwischen Weihnachten auf Sende- und Empfangspause gehen. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands > Bitkom. An der repräsentativen Befragung nahmen 1010 Bundesbürger teil. Zum Vergleich: 2016 waren mit 65 Prozent etwas weniger Arbeitnehmer dienstlich erreichbar, 2015 waren es jedoch ebenfalls 73 Prozent und 2014 sogar 76 Prozent.
Bei den meisten erwartet der Chef die Verfügbarkeit
Von den Bundesbürgern, die dieses Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr dienstlich verfügbar sind, gaben 62 Prozent an, sie würden damit die Erwartungen ihrer Vorgesetzten erfüllen. Fast vier von zehn Berufstätigen (38 Prozent) sagen, ihre Kollegen würden die Erreichbarkeit von ihnen erwarten. Bei einem Viertel (25 Prozent) gehen die Kunden davon aus, dass sie trotz der Feier- und Urlaubstage ansprechbar sind. Schließlich will fast jeder vierte Umfrageteilnehmer (23 Prozent) auf eigenen Wunsch erreichbar bleiben.
Stets ansprechbar via Telefon, SMS und Mail
Zwei Drittel (66 Prozent) der im Weihnachtsurlaub ansprechbaren Berufstätigen sind telefonisch erreichbar. Ebenso viele (65 Prozent) können über Instant-Messaging-Dienste wie WhatsApp, iMessage oder Google Hangouts kontaktiert werden. Gut jeder Zweite (55 Prozent) gibt an, über die Feiertage berufliche E-Mails zu lesen.
Gerade zum Jahresabschluss ist es für viele Menschen wichtig, zur Ruhe zu kommen und durchzuatmen,
kommentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder die Befragungsergebnisse. Zu verantwortungsvoller Führung gehöre es neben der Rechtslage auch, dieses Bedürfnis anzuerkennen. Besonders inakzeptabel seien Situationen, in denen eine permanente Erreichbarkeit stillschweigend vorausgesetzt werde, ohne dass dies kompensiert wird.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.