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Corona macht Homeoffice massentauglich

Schreibende Frau vor Bildschirm
Viele Berufstätige möchten auch nach der Pandemie flexibel arbeiten. Foto: © yossarian6/AdobeStock

Auf weitere 20 Prozent (8,3 Millionen) trifft das
zumindest teilweise zu, also nicht an allen Arbeitstagen pro Woche.
Insgesamt arbeitet damit aktuell fast jeder Zweite (45 Prozent)
zumindest teilweise im Homeoffice.

Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung von 1.503 Erwerbstätigen in Deutschland ab
16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Laut Studie werden auch nach Ende der
Corona-Pandemie sehr viel mehr Menschen im Homeoffice arbeiten
als zuvor.

Nach Bitkom-Berechnungen wird mehr als jeder Dritte
(35 Prozent) den Arbeitsort flexibel wählen. Das entspricht
14,7 Millionen Berufstätigen. 3,2 Millionen (8 Prozent) werden
ausschließlich im Homeoffice arbeiten, weitere 11,5 Millionen
(27 Prozent) teilweise.

Vor der Pandemie war Homeoffice eher die
Ausnahme. Lediglich 3 Prozent der Berufstätigen (1,4 Millionen)
arbeiteten ausschließlich im Homeoffice, weitere 15 Prozent
(6,3 Millionen) teilweise. Grundsätzlich sieht mehr als die Hälfte
(55 Prozent) der Berufstätigen ihre Tätigkeit zumindest teilweise als
Homeoffice-geeignet an. Jeder Fünfte (21 Prozent) könnte nach eigener
Einschätzung sogar vollständig im Homeoffice arbeiten. Dagegen sagen
43 Prozent, für ihre Tätigkeit käme Homeoffice grundsätzlich nicht in
Frage.

Drei Viertel wünschen sich stärkere Nutzung von Homeoffice

Das Potenzial für flexibles Arbeiten ist aus
Sicht der Berufstätigen bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Drei Viertel
(74 Prozent) sind der Ansicht, dass Homeoffice in Deutschland viel
stärker genutzt werden sollte. Die meisten sehen darin positive Effekte
für die Klimapolitik: 85 Prozent meinen, Homeoffice kann den Verkehr
reduzieren und das Klima entlasten.

Geteilt sind die Berufstätigen
dagegen bei der Frage, inwiefern es mit Blick auf das
Infektionsgeschehen eine Homeoffice-Pflicht geben sollte. Gut die Hälfte
(52 Prozent) fordert, dass ausschließlich im Homeoffice gearbeitet
werden soll, solange die Corona-Krise nicht vorbei ist. Dem stehen
allerdings auch 47 Prozent gegenüber, die das nicht so sehen.

Produktiver und zufriedener im Homeoffice

Wer im Homeoffice arbeitet, schätzt seine
Arbeit im Vergleich zum Büro als produktiver ein und ist zufriedener mit
den Ergebnissen. Dabei sagen die meisten auch, im Homeoffice länger zu
arbeiten als im Büro. Jeder Vierte (23 Prozent) schätzt seine
Produktivität deutlich höher ein, jeder Dritte (34 Prozent) etwas höher.
Ein weiteres Drittel (31 Prozent) meint, dass die Produktivität im
Vergleich zur Büroarbeit konstant ist.

Die Arbeitszufriedenheit ist für
jeden Fünften (19 Prozent) deutlich höher und für jeden Vierten
(24 Prozent) etwas höher. Ein Drittel (31 Prozent) sieht keine
Unterschiede zur Büroarbeit. Bei der Arbeitszeit sagt gut die Hälfte
(55 Prozent), dass sich im Homeoffice nichts ändert. 13 Prozent schätzen
sie deutlich höher ein, weitere 22 Prozent etwas höher.

Zeitgewinn und weniger Stress sind die größten Vorteile

Unter dem Strich überwiegen für die Mehrheit
die Vorteile von Homeoffice. Acht von zehn (80 Prozent) empfinden
weniger Stress, da der Arbeitsweg entfällt. Drei Viertel (76 Prozent)
sehen den damit verbundenen Zeitgewinn positiv. Und sechs von zehn
(59 Prozent) bemerken eine generell bessere Vereinbarkeit von Berufs-
und Privatleben. Weitere meistgenannte Vorteile sind mehr zeitliche
Flexibilität (43 Prozent), die Möglichkeit eines gesundheitsbewussteren
Lebensstils etwa in Hinblick auf Sport und Ernährung (32 Prozent) und
weniger Störungen durch Kollegen (28 Prozent).

Der fehlende persönliche
Austausch mit anderen Mitarbeitern ist wiederum der am meisten genannte
Nachteil von Homeoffice. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) beklagt
weniger Kontakt mit Kollegen. Für jeden Fünften (20 Prozent) ist es auch
ein Problem, weniger Kontakt mit Vorgesetzten zu haben. Weitere
meistgenannte Nachteile sind Schwierigkeiten, das Privatleben vom Job
abzugrenzen (21 Prozent) und schlechtere Arbeitsbedingungen als im Büro
(21 Prozent). Jeder Sechste (17 Prozent) hat das negative Gefühl, von
wichtigen Informationen abgeschnitten zu sein.

Während lediglich
4 Prozent mit der Arbeit im Homeoffice überhaupt keine positiven
Erfahrungen gemacht haben, stehen dem 19 Prozent gegenüber, die nichts
Negatives sagen können.

Homeoffice gewünscht aber auch verweigert

Unter denjenigen, die nicht im Homeoffice
arbeiten dürfen, obwohl ihr Job aus ihrer Sicht grundsätzlich dafür
geeignet ist, ist die Begehrlichkeit groß. Ausnahmslos alle würden
zumindest ab und zu Homeoffice machen wollen: Vier von Zehn (40 Prozent)
würden bei Bedarf ins Homeoffice wechseln, beispielsweise wenn
Handwerker kommen, jeder Vierte (24 Prozent) einen Tag pro Woche, jeder
Sechste (17 Prozent) mehrere Tage pro Woche und jeder Zehnte
(10 Prozent) möchte nur noch im Homeoffice arbeiten. Niemand
beantwortete die Frage, ob man sich wünsche, im Homeoffice arbeiten zu
dürfen, mit nein.

Wer nicht im Homeoffice arbeitet, obwohl er
dies dürfte, nennt dafür als Hauptgrund eine mangelhafte technische
Infrastruktur. Jeder vierte Homeoffice-Verweigerer (26 Prozent) führt
das auf eine zu langsame beziehungsweise zu fehleranfällige
Internetverbindung zurück. Aber gut jeder Fünfte (22 Prozent) von ihnen
sagt auch, dass Homeoffice nicht in Frage kommt, weil im Unternehmen
allgemein eine starke Präsenzkultur vorherrscht. Jeder Siebte
(15 Prozent) möchte Berufliches und Privates räumlich strikt trennen und
macht deshalb kein Homeoffice.

Unterstützung durch Arbeitgeber ist verbesserungswürdig

Jeder Vierte im
Homeoffice (23 Prozent) beklagt, keinerlei Unterstützung beim Homeoffice erhalten
zu haben und nicht einmal über ein Smartphone oder ein Notebook des
Arbeitgebers zu verfügen. Für die meisten sieht es allerdings besser
aus: Mit 61 Prozent wurde der Mehrheit ein Notebook gestellt, drei von
zehn (29 Prozent) erhielten einen Monitor, jeder Fünfte (20 Prozent) ein
Smartphone.

Jeder Dritte im Homeoffice (32 Prozent) berichtet, dass der
Arbeitgeber eine Plattform zum Mitarbeiteraustausch eingerichtet hat.
Jeder Vierte (27 Prozent) wird bei der Selbstorganisation unterstützt,
etwa durch Leitfäden. 13 Prozent haben eine spezielle Weiterbildung
machen können.

Steuerliche Förderung wird befürwortet

Um Homeoffice in Deutschland weiter zu
verbreiten, spricht sich die Mehrheit der Berufstätigen dafür aus, dass steuerliche Anreize gesetzt werden sollten. Sechs von zehn (59 Prozent)
sagen, der Staat sollte Homeoffice steuerlich stärker fördern.

Jeder
Zweite (50 Prozent) ist der Ansicht, dass auch diejenigen Steuervorteile
genießen sollten, die nur teilweise im Homeoffice arbeiten und kein
spezielles Arbeitszimmer zu Hause haben. Und mehr als jeder Dritte
(37 Prozent) ist der Ansicht, dass die Entfernungspauschale für
Autofahrer oder Fußgänger ebenso bei Homeoffice-Arbeit geltend gemacht
werden sollte.