Wenn erst einmal genug Impfstoff da ist, dann könnten Betriebsärzte eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Corona spielen, sagt Alexandra Schröder-Wrusch. Die Betriebsärztin und Geschäftsführerin der ias-Gruppe erklärt im Interview, welche.
Frau Dr. Schröder-Wrusch, in einem Thesenpapier fordern Sie eine stärkere Einbindung der Betriebsärzte in die nationale Impfstrategie – um die Corona-Pandemie schneller besiegen zu können. Aber scheitert die schnelle Durchimpfung nicht momentan vor allem an dem fehlenden Impfstoff?
Alexandra Schröder-Wrusch: Ja, das ist so, daran scheitert sie momentan. Es sollte uns aber nicht daran hindern, jetzt schon darüber nachzudenken, wie wir die Impfkampagne zu einem späteren Zeitpunkt, wenn genügend Impfstoff vorhanden ist, unterstützen und beschleunigen können. Der Impfplan der Bundesregierung, bleibt hier noch sehr allgemein und sagt, Betriebsärzte machen das später.
Sie spielen vermutlich auf die > Corona-Impfverordnung von Anfang Februar an, in der Betriebsärzte neben Krankenhäusern immerhin genannt werden als Dritte, an die die Länder das Impfen delegieren können. Wieso reicht Ihnen das nicht?
Wir wollen die Impfstrategie nicht in Frage stellen, aber gerne eingebunden werden als Betriebsärzte. Denn wir haben zum einen die Infrastruktur – jedes Unternehmen in Deutschland hat eine Betriebsärztin oder einen Betriebsarzt; zum anderen haben wir die Erfahrung mit Impfkampagnen, allein schon aufgrund der jährlichen Grippeimpfung – die übrigens im vergangenen Jahr fünfmal so häufig durchgeführt wurde wie sonst.
So wie jedes Unternehmen einen Betriebsarzt hat, haben die meisten Leute einen Hausarzt. Wieso können die nicht die Impfungen übernehmen?
Für die Hausärzte sind solche großen Impfkampagnen eine besondere Belastung, wir sind es wie gesagt von der Grippeimpfung gewöhnt. Es geht hier gar nicht darum, dass nur die einen oder die anderen impfen sollen. Wir haben absolut nichts dagegen, dass die Hausärzte das auch machen. Im Gegenteil: Uns geht es mit unseren Vorschlägen darum, dass wir alle gemeinsam die Pandemie schnell besiegen – damit möglichst schnell Normalität einkehrt.
… und die Wirtschaft sich schnell erholt.
Natürlich spielt das eine Rolle. Aber ebenso wichtig sind gesundheitliche Punkte. Gerade reden wir nur über das Impfen. Aber die Pandemie hat ja auch – und zwar auch bei denen, die nicht erkrankt sind – mitunter psychische Folgen. Und um die können wir uns umso besser kümmern, desto schneller möglichst viele Menschen geimpft sind.
Welche Rolle haben bis hierhin die Betriebsärzte in der Pandemie gespielt?
Das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz hat einen neuen Stellenwert bekommen. Das fing an, dass Hygiene- und andere Konzepte erarbeitet werden musste. Da sind Betriebsärzte grundsätzlich geschult – aber auch sie wussten Anfang 2020 natürlich noch nichts über das Coronavirus. Deshalb mussten die Konzepte immer wieder geprüft und erweitert werden. Denn wirkliche Pandemiepläne gab es fast nirgendwo. Selbst dort, wo man das Thema überhaupt angedacht hatte, wurde es meist immer wieder aufgeschoben.
Das dürfte jetzt anders sein.
Ich gehe fest davon aus, dass die Erstellung professioneller Pandemiepläne eine Hausaufgabe ist, die in den Unternehmen gemacht werden muss – und gemacht wird.
Zur Person
Dr. Alexandra Schröder-Wrusch ist Fachärztin für Arbeitsmedizin und Sprecherin des Vorstands der ias Stiftung sowie Vorsitzende des Vorstandes der ias AG. Unter dem Dach der ias Stiftung berät die ias-Gruppe 15.000 Unternehmen mit über 1,5 Millionen Mitarbeitern im Arbeits- und Gesundheitsschutz und der Prävention von physischen und psychischen Gesundheitsrisiken im Betrieb.
Matthias Schmidt-Stein koordiniert als Chef vom Dienst die Onlineaktivitäten der Personalwirtschaft und leitet die Onlineredaktion. Thematisch beschäftigt er sich insbesondere mit dem Berufsbild HR und Karrieren in der Personalabteilung sowie mit Personalberatungen. Auch zu Vergütungsthemen schreibt und recherchiert er.