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Stressreport 2019: Belastung und Überforderung nehmen zu

MMMann werden elektronische Geräte gereicht
Beschäftigte in Deutschland brauchen mehr Handlungsspielräume Foto: © WavebreakmediaMicro/AdobeStock

Dies und mehr zeigt der „Stressreport Deutschland 2019. Psychische Anforderungen, Ressourcen
und Befinden“, den die
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) veröffentlicht
hat.

Mit dem Stressreport 2019 liefert die BAuA Daten und Fakten zum Thema psychische Gesundheit für die Debatte in
Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Grundlage des Stressreports 2019
ist die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung
2018, für die mehr als 20.000 Erwerbstätige befragt wurden.

Ausgewertet
wurde im Vergleich zu den Erwerbstätigenbefragungen von 2006 und 2012.
Zudem flossen auch Daten aus der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2017 sowie
der BAuA-Studie zur Mentalen Gesundheit bei der Arbeit (S-MGA) ein.

Die BAuA bringt den Stressreport sowie ihre Ergebnisse aus Forschung
und Entwicklung in die „Offensive Psychische Gesundheit“ ein, die
gemeinsam vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem
Bundesministerium für Gesundheit und dem Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend getragen wird.

Gesundheitliche Beeinträchtigungen nehmen zu

Der Stressreport zeigt, dass die Arbeitsintensität für rund die
Hälfte der Beschäftigten seit einigen Jahren unverändert hoch ist. Etwa
die Hälfte der befragten abhängig Beschäftigten gibt an, häufig von
starkem Termin- oder Leistungsdruck betroffen zu sein.

Auf Schlüsselfaktoren
der belastungsgünstigen Arbeitsgestaltung geht der Stressreport 2019 dezidiert ein. Demnach siehr etwa jeder
siebte Beschäftigte (15 Prozent) seinen Gesundheitszustand als
weniger gut oder schlecht an. Bei den genannten Beschwerden haben
besonders Schlafstörungen und Erschöpfung als Anzeichen gestörter Erholung
zugenommen.

Isabel Rothe,
Präsidentin der BAuA, sagt dazu:

Eine gute Gestaltung der Arbeit trägt wesentlich zur Gesundheit und
Leistungsfähigkeit der Beschäftigten bei.

Dafür müssten, so Rothe, die Arbeitsanforderungen, wie
Arbeitsmenge und Arbeitszeit, angemessen gesteuert werden. Zudem bräuchten die
Beschäftigten ausreichende Handlungsspielräume, um ihre Aufgaben zu
bewältigen. Wichtige Kraftquellen seien dabei auch eine gute Erholung von
der Arbeit sowie die Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen und
Vorgesetzte.

Handlungsspielräume verändern sich

Zugleich
verringern sich bei einem Teil der Beschäftigten – auch vor dem
Hintergrund digitaler Steuerungssysteme – die Handlungsspielräume. Dies
trägt offensichtlich auch dazu bei, dass die gesundheitlichen
Beeinträchtigungen bei diesen Beschäftigten eher zunehmen.

80 Prozent der Befragten geben an von ihren Kollegen und 60 Prozent
von ihrem Vorgesetzten unterstützt zu werden. Die Belastung der
Führungskräfte selber ist, beispielsweise durch ortsflexible Arbeit und
überlange Arbeitszeiten, oft sehr hoch. Dabei ist die Rolle der
Vorgesetzten als Unterstützer immer dann besonders wichtig, wenn
Organisationsveränderungen oder neue Aufgaben zu bewältigen sind.

Arbeitszeiten immer weniger planbar

Im Trend ist Arbeit immer weniger an feste Zeiten und Arbeitsplätze
gebunden. So berichtet beispielsweise fast jeder fünfte Erwerbstätige,
in Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienst zu arbeiten. Haben
Beschäftigte zeitliche Handlungsspielräume, geht das häufig auch mit
einer besseren Gesundheit einher.

Arbeitszeit sollte für Beschäftigte, so die Experten,
planbar und vorhersehbar sein. Etwa jeder vierte Beschäftigte arbeitet,
laut Stressreport, ortsflexibel, was mit Dienstreisen,
Auswärtsübernachtungen oder wechselnden Arbeitsorten verbunden ist.
Mobil beziehungsweise ortsflexibel Tätige berichten – im Vergleich zu
den übrigen Beschäftigten – seltener, dass ihnen die Trennung zwischen
Arbeit- und Privatleben gelingt.

So haben seit 2012 auch Erholungsbeeinträchtigungen zugenommen.
Immerhin gibt etwa jeder dritte Beschäftigte lange oder überlange
Arbeitszeiten an. Von häufiger Müdigkeit berichtet fast die Hälfte und
von häufigen Schlafstörungen fast ein Drittel der Beschäftigten. Über
körperliche Erschöpfung klagen zudem aktuell 37 Prozent, über emotionale
Erschöpfung mehr als ein Viertel der Beschäftigten und 22 Prozent der
Befragten geben an, von der Arbeit häufig nicht abschalten zu können.

Tätigkeiten, die von hohen Arbeitsanforderungen geprägt sind und
gleichzeitig eher geringe Handlungsspielräume aufweisen, haben besondere
Gestaltungsanforderungen. Der Stressreport legt hier ein besonderes
Augenmerk auf Tätigkeiten im Gesundheitsbereich und in den
Logistikberufen.