Aktuelle Ausgabe

Newsletter

Abonnieren

Personalmangel an Flughäfen: Bundesregierung gibt Maßnahmen bekannt

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken

Update 1. Juli 2022: Der Frankfurter Flughafen will „mehrere hundert“ ausländische Arbeitskräfte einstellen, meldete die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Ein Sprecher des Flughafen-Betreibers Fraport erklärte, dass die ersten Beschäftigten nach bisheriger Einschätzung in acht Wochen mit der Arbeit beginnen könnten. Alleine die Sicherheitsüberprüfung dauere sechs Wochen.

In Nordrhein-Westfalen starteten in dieser Woche als erstes Bundesland die Sommerferien. Viele Urlauber wollen wegfliegen. Doch laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft fehlen an deutschen Flughäfen mehr als 7.000 Fachkräfte. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde viel Personal abgebaut oder die Beschäftigten orientierten sich selbstständig in andere Branchen um, denn der Flugverkehr war in den vergangenen zwei Jahren stark reduziert. Bei den verbleibenden Arbeitskräften kommt es zudem zu vielen Corona-Krankmeldungen.

Der Personalmangel führt dabei zu Flugchaos: Der Lufthansa-Konzern streicht im Sommer über 3.000 Flugverbindungen. Auch bei dem Lufthansa-Tochterunternehmen Eurowings werden viele Flüge kurzfristig abgesagt. Teilweise erfuhren Passagiere erst nach dem Check-in und der Gepäckabgabe von der Streichung ihrer Flüge. Dadurch zogen sich Schlangen durch die Terminalhallen. Am Sonntag half in Düsseldorf sogar die Flughafenfeuerwehr bei der Bearbeitung des Gepäcks.

Lufthansa-Chef gesteht Fehler ein

Der Lufthansa-Chef Carsten Spohr entschuldigte sich im Namen der Fluggesellschaft dafür, dass das „Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast null auf derzeit wieder fast 90 Prozent“ nicht zur angestrebten Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Robustheit geführt habe. In einem weiteren Schreiben an die Belegschaft gestand Spohr ein, dass es der Vorstand „an der ein oder anderen Stelle“ mit dem Sparen übertrieben habe.

Die Bundesregierung will nun dabei helfen, das Problem zu lösen, wie heute bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde. Die Ministerien für Verkehr, Arbeit und des Innern haben hierfür eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Und die ersten Pläne sind da: Man wolle schnell Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse für befristet angestellte Hilfskräfte aus dem Ausland erteilen, erklärte Innenministerin Nancy Faeser bei der Pressekonferenz mit Verkehrsminister Volker Wissing und Arbeitsminister Hubertus Heil.

Diese Arbeitskräfte sollen etwa bei der Gepäckabfertigung und bei den Sicherheitskontrollen helfen. Beispielsweise seien hier Fachkräfte aus der Türkei denkbar. Faeser verdeutlichte, dass es keine Abstriche bei der Sicherheit geben dürfe – die neu eingestellten Hilfskräfte müssten die gleichen Zuverlässigkeitsprüfungen durchlaufen wie alle anderen am Flughafen tätigen Angestellten.

„Es löst nicht das Problem, aber es hilft mit Sicherheit“

Heil ergänzte, dass die Regierung besonders auf drei Punkte achten werde: Es dürfe weder Lohn- noch Sozialdumping geben. Das bedeute, die Hilfskräfte sollen nach Tarif bezahlt werden und nicht als Leiharbeiter angestellt werden. Außerdem müssten sie vernünftig untergebracht werden.

Thomas Richter, Chef des Arbeitgeberverbands der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr (ABL), erklärte im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters aber, dass viele Hilfskräfte erst im August zum Einsatz kommen könnten. Er ergänzte: „Es löst nicht das Problem, aber es hilft mit Sicherheit.“

Stefanie Jansen war 2022 und 2023 Volontärin in der Redaktion der Personalwirtschaft. Ihre Themenschwerpunkte waren Aus- und Weiterbildung, der Job HR und neue Arbeitszeitmodelle.