Gegenwärtig nimmt die Bedeutung von Veränderungsarbeit und -kompetenz bei Führungskräften zu. Die technologische Entwicklung, die Dynamisierung gesellschaftlicher Verhältnisse und veränderte Kundenerwartungen schlagen sich deutlich in den Unternehmen nieder. Fast 90 Prozent der Führungskräfte in Deutschland sind der Ansicht, dass die Veränderungsgeschwindigkeit in Unternehmen über die vergangenen Jahre zugenommen hat, 46 Prozent davon sagen sogar, das sei massiv und deutlich sichtbar der Fall. Nur fünf Prozent der Firmen haben in den letzten 24 Monaten keine signifikante durchgeführt.
Viel zu tun in Sachen Change Management
In jedem vierten Unternehmen nimmt die Veränderungsaufgabe bis zu zehn Prozent der Gesamtarbeitszeit einer Führungskraft in Anspruch. In sechs Prozent der Unternehmen müssen Führungskräfte sogar 61 bis 80 Prozent ihrer Tätigkeit für Change aufwenden. Das sind Ergebnisse der Studie „Lohnt sich Führung?“ von Mercer. Dafür wurden in Zentraleuropa 100 Führungskräfte, HR-Top-Manager und erfahrene Experten aus den Bereichen Führungskräfte- oder Organisationsentwicklung befragt. Die meisten der Unternehmen haben ihre Zentrale in Deutschland, darunter sind zehn DAX 30-Firmen, gefolgt von der Schweiz und Österreich.
An der Organisationsgestaltung wirkt HR kaum mit
Die Studie untersuchte auch die Rolle des Personalbereichs beim Thema Organisation und Organisationsentwicklung. Dabei kam heraus, dass HR bei mehr als der Hälfte der Befragten (53 Prozent) eine rein unterstützende Rolle hat. Gut ein Viertel (28 Prozent) agiert als Berater, weitere 13 Prozent sind als Experten tätig. Nur in sechs Prozent der Unternehmen kann der Personalbereich eine gestaltende Rolle für sich beanspruchen. Während HR in den klassischen, auf die Person abzielenden Führungskräfteentwicklungsthemen also recht gut aufgestellt sei, so die Studie, herrsche beim Thema Organisation Nachholbedarf.
Nur knapp vier von zehn Managern machen gute Arbeit
Geht es darum, die individuelle Führungsleistung zu beurteilen, sind die Studienteilnehmer recht kritisch. Die Mehrheit schätzt den Anteil der Führungskräfte, die eine wirklich gute Arbeit machen, auf gerade einmal 39 Prozent. Zu den fünf größten Hürden, die Führungskräfte selbst erleben, gehören schlechte Governance (52 Prozent), Konkurrenz zwischen Führungskräften (41 Prozent), mangelnde Unterstützung durch den eigenen Vorgesetzten (41 Prozent), unrealistische Ziele (37 Prozent) und mangelnde Resilienz der Organisation (33 Prozent).
Am meisten erwünscht: der partizipativ-kooperative Führungsstil
Danach gefragt, welcher Führungsstil im Unternehmen erwünscht ist, nannten 36 Prozent und damit die meisten den partizipativ-kooperativen Stil. Bei 13 Prozent ist der transformatorische Führungsstil gefragt – vor allem in Unternehmen, die in den vergangenen Jahren eine höhere Anzahl von Reorganisationen zu verzeichnen hatten. Weit abgeschlagen dagegen rangiert mit sieben Prozent der charismatische Führungsstil und Shared Leadership kommt auf nur vier Prozent. Zwölf Prozent der Unternehmen haben gar keinen erwünschten Führungsstil definiert. Bei den Top-Five-Eigenschaften, die eine gute Führungskraft in den kommenden Jahren besitzen sollte, wurde der höchste Kompetenzwert auf einer Skala von eins (irrelevant) bis fünf (sehr wichtig) mit 4,6 jeweils für „Veränderungsbereitschaft, „Prioritäten setzen“ und „Kommunikationsfähigkeit“ ermittelt, gefolgt von „strategischem Denken“ (4,5) und „Veränderungen umsetzen“ (4,4).
Je mehr Maßnahmen zur Führungskräfteentwicklung, umso besser
Auch die Führungskräfteentwicklung in den teilnehmenden Unternehmen war ein Studienthema. Im Durchschnitt nutzen die Firmen 10,6 verschiedene Maßnahmen zur Führungskräfteentwicklung. Zu den Top-Five zählen Führungskräftetrainings, Coaching, Mentoring, Führungskräfte-Events und Führungskräftekonferenzen. In Unternehmen mit starker HR-Funktion sind die genannten Maßnahmen – im Gegensatz zu Unternehmen mit durchschnittlicher oder schwacher HR-Funktion – Standard. Außerdem sind in 83 Prozent dieser Firmen Potenzialanalysen, 360 Grad-Feedback und Zusammenarbeit mit Universitäten und Business Schools vorhanden. Je mehr unterschiedliche Maßnahmen angeboten werden, umso leistungsfähiger sind die Führungskräfte laut Studie.
Führung beeinflusst die Profitabilität von Unternehmen
Apropos Leistung: Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Führung einen entscheidenden Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat. So lassen sich im Durchschnitt 52 Prozent der Unternehmensprofitabilität auf Führung zurückführen. In Unternehmen mit starkem HR-Bereich und effektiver Organisation liegen die Werte noch höher. Die Firmen könnten ihre Profitabilität im Schnitt um 2,4 Prozentpunkte steigern, wenn ein deutlich höherer Anteil ihrer Führungskräfte eine bessere Leistung zeigen könnte, lautet eine weitere Erkenntnis. Als wesentliche zukünftige Erfolgsgrößen für lohnende Führung nennt die Studie unter anderem eine moderne, mit Organisationsentwicklung verschränkte „On-the-Job“-Führungskräfteentwicklung. Dazu gehörten etwa Stretch Assignments, Auslandseinsätze oder Job Rotation.
Der vollständige Studienbericht ist > hier zum Download verfügbar.