Welche HR-Trends kennzeichnen dieses Jahr international die Arbeitswelt? Eine Befragung des beruflichen Netzwerks LinkedIn unter Personalverantwortlichen ergab, dass vor allem die Bedeutung von Soft Skills zunimmt, gefolgt von flexiblem Arbeiten, dem besseren Schutz vor Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz und der Transparenz von Gehältern.
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International stimmen neun von zehn Personalverantwortlichen (91 Prozent) der Aussage zu, dass Soft Skills künftig für HR und beim Recruiting eine wichtige Rolle spielen. Ebenso viele (92 Prozent) sind der Ansicht, dass Soft Skills eine genauso hohe Bedeutung zukommt wie Hard Skills oder sogar eine größere. 80 Prozent schreiben den weichen Fähigkeiten eine wachsende Bedeutung für den Unternehmenserfolg zu. Die wichtigsten Soft Skills aus Sicht der Personaler sind Kreativität, Überzeugungskraft, Fähigkeit zur Teamarbeit, Flexibilität und Zeitmanagementkompetenz. Diese Fähigkeiten lassen sich jedoch weniger einfach überprüfen als Hard Skills. 68 Prozent der Personaler verlassen sich hauptsächlich auf die Eindrücke, die sie von Bewerbern im Vorstellungsgespräch gewinnen. 41 Prozent beurteilen Soft Skills im Rahmen eines festen Prozesses. Das geht aus dem Global Talent Trends Report hervor, für den im Herbst des vergangenen Jahres 5164 Personalverantwortliche mit LinkedIn-Profil aus 35 Ländern befragt wurden. Bei der Beurteilung der Sof Skills haben die Unternehmen nach Ansicht der Studienautoren noch Nachholbedarf.
Flexibles Arbeiten setzt sich durch
Als zweitwichtigsten Trend machen die Studienteilnehmer flexibles Arbeiten aus. 72 Prozent bejahen die Aussage, dass Flexibilität künftig von hoher Relevanz sein wird. In Nordeuropa gaben sogar 85 Prozent der Personaler an, dass es zur Gewinnung neuer Mitarbeiter sehr wichtig ist, solche Arbeitsmodelle anzubieten. In Deutschland, Großbritannien und den USA sagen dies jeweils 75 Prozent. Am wenigsten – mit lediglich 52 Prozent – stimmten Personaler aus China zu. Global äußerten bereits 87 Prozent der Befragten, dass ihr Unternehmen mittlerweile flexibles Arbeiten anbietet. Allerdings gibt es je nach Branche deutliche Unterschiede. So setzen etwa in der Software-Branche 72 Prozent der Arbeitgeber solche Modelle um, während es in der Fertigungsindustrie lediglich 43 Prozent sind. Eine Auswertung von LinkedIn zeigt, dass immer mehr Bewerber explizit nach Arbeitgebern Ausschau halten, die flexible Arbeitsmodelle anbieten. Die Unternehmen reagieren auf diese Nachfrage: Seit 2016 hat die Zahl der Jobangebote, die die Möglichkeit flexiblen Arbeitens erwähnen, um 78 Prozent zugenommen.
Beim flexiblen Arbeiten geht es zum Beispiel um ein wachsendes Bedürfnis nach einer selbstbestimmten Lebensgestaltung, hinzu kommen technische Entwicklungen, die Konzepte wie Remote Working überhaupt erst möglich machen,
sagt Barbara Wittmann, Mitglied der Geschäftsleitung von LinkedIn DACH. Andere Trends hätten einen politischen Hintergrund, etwa die Debatte um Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz, die stark durch #MeToo und andere Bewegungen getrieben sei.
Schutz vor Belästigung/Diskriminierung hierzulande als Trend weniger relevant
Trend drei, der bessere Schutz vor Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz, folgt mit nur einem Prozent Abstand auf flexibles Arbeiten: 71 Prozent der Personaler weltweit halten diesen Trend für bedeutend. Je nach Land beurteilen die Befragten diesen Aspekt jedoch unterschiedlich. In Indien halten 87 Prozent der Personaler die Umsetzung von Maßnahmen gegen Belästigung und Diskriminierung für einen wichtigen Trend, in Australien sind es immerhin noch 76 Prozent und in den USA 74 Prozent. In Italien stimmten 57 Prozent und in Frankreich 54 Prozent der Aussage zu, dass es sich hier um ein hochrelevantes Trendthema für HR handle. In Deutschland ist weniger als jeder zweite HR-Experte (47 Prozent) dieser Meinung. Global gaben 80 Prozent der Studienteilnehmer an, dass ihr Unternehmen in jüngerer Zeit Maßnahmen zur Prävention ergriffen hat. 75 Prozent stellen fest, dass sich Mitarbeiter im Umgang mit diesem Thema heute anders verhalten als noch vor zwei Jahren.
Trendthema Gehaltstransparenz: niedrigste Bedeutung in Deutschland
Die Gehaltstransparenz kommt auf Rang vier der Trendthemen. International sehen 53 Prozent diesen Aspekt als wichtig an. Auch hier bestehen unterschiedliche Sichtweisen je nach Nation. 52 Prozent der US-amerikanischen, jeweils 50 Prozent der französischen und britischen Personaler empfinden das Thema als relevant gegenüber nur 34 Prozent bei ihren deutschen Kollegen. Kein anderes Land erzielte hier so niedrige Werte. Weltweit ändern immer mehr Unternehmen ihre Strategie in Sachen Gehaltstransparenz: Im Schnitt informieren 27 Prozent ihre Mitarbeiter und Bewerber bereits heute über Gehaltsspannen. 22 Prozent halten es zumindest für wahrscheinlich, dass sie in den nächsten fünf Jahren damit beginnen.
Der vollständige Global Talent Report 2019 kann > hier zum Download angefordert werden.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.