In der aktuellen Zeit des „Great Re-Think“ oder der „Great Resignation“ sucht HR oftmals technologische Hilfsmittel, die die Digitalisierung vorantreiben können. Dabei sollten aber die Mitarbeiter im Vordergrund stehen. Denn eines ist klar: Von inspirierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern profitieren auch die Unternehmen.
Doch die Einführung neuer Softwareprodukte und die digitale Transformation sind zwei verschiedene Dinge, und es gibt einen Unterschied zwischen nützlichen und tatsächlich genutzten technologischen Systemen. Darauf wies Michael Jetten, Senior Director EMEA Sales Support bei UKG, beim Business Breakfast auf dem 13. Deutschen HR-Summit hin. Er ging der Frage nach, welche Eigenschaften nützliche Technologien aufweisen sollten, um tatsächlich in der Praxis zu helfen und zu einer nachhaltig positiven Arbeitsumgebung beizutragen.
Jetten stellte fest: „Wir sehen eine Kluft zwischen Unternehmen, die operativ Dinge verbessern wollen, und den Bedürfnissen der Arbeitskräfte.“ Oft würden Technologien den Mitarbeitenden nicht helfen und somit von diesen auch kaum genutzt werden. Doch gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels, in denen sich Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber positionieren möchten, sei es wichtig, bei der Einführung von Technologien die Beschäftigten im Blick zu haben.
Viele Technologien vergessen die Beschäftigten
Jetten sagte: „Das Problem ist, dass die meisten Technologien nicht basierend auf den Bedürfnissen der Menschen entwickelt wurden, sondern basierend auf den Prozessen, um beispielsweise Transaktionen zu automatisieren.“ Somit seien Technologien aus der Sicht des Unternehmens entwickelt. Da sich der Arbeitsmarkt aber gewandelt habe, müssten Unternehmen nun mehr auf die Menschen achten und deren Sichtweise berücksichtigen. „Es geht darum, die Menschen mitzunehmen, sonst verlieren wir sie. Wir brauchen also einen Technologieansatz, der die Menschen in den Mittelpunkt stellt und gleichzeitig die Belange des Unternehmens adressiert.“
Das erläuterte Jetten unter anderem an einem Beispiel. So gebe es mittlerweile Technologien zur Personaleinsatzplanung, die aktiv dabei helfen könnten, Privat- und Berufsleben der Talente in Einklang zu bringen. Ein Mitarbeiter beispielsweise, der immer mittwochs zu spät komme oder seine Schicht mittwochs oft kurzfristig wechsele, habe möglicherweise dafür einen privaten Grund. Das wiederkehrende Muster dahinter könne eine Technologie erkennen und darauf basierend geeignete Vorschläge zum Personaleinsatz erstellen.
Damit könne sich das Unternehmen gleichzeitig als attraktiver Arbeitgeber positionieren: „Ich zeige damit den Mitarbeitern Wertschätzung, nämlich dass ihre Arbeit nach dem Leben gerichtet wird und nicht das Leben nach der Arbeit. Das ist ein entscheidender Punkt in der heutigen Zeit“, betonte Jetten.
People-Experience und operative Effizienz verknüpfen
Letztendlich sei der Ansatz, bei Technologien die People-Experience mit der operativen Effizienz zu verbinden und dadurch eine Life-Work-Technology zu erhalten. „Wir müssen in beide Bereiche investieren und versuchen, diese zu verknüpfen“, empfahl Jetten. Dadurch könne auch den Erwartungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entsprochen werden, auch denen der jüngeren Generation. Denn gerade diese habe ganz andere Erwartungen an Technologien als ältere Talente. „Diese Generation ist im Privatleben agil, sie kommuniziert anders, via Chat, nicht per Mail oder Telefon. Darauf müssen die HRler und Softwareentwickler gute Antworten finden“, so Jetten.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.