1. Ein neues Bewusstsein schaffen
Es kehren zwar immer mehr Beschäftigte an ihren Arbeitsplatz zurück – doch in der Regel nur für einzelne Tage. Die meisten Teams sind in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die sich mit den Präsenztagen abwechseln. Und viele arbeiten weiterhin ausschließlich von zu Hause aus. In dieser Situation, in der Teams eine lange Zeit nie oder nur selten zusammenkommen, ist es schwierig, einen gemeinsamen Teamspirit aufrechtzuerhalten.
Der oft gehörte Begriff „Neue Normalität“ ist dabei wenig hilfreich. Unternehmen sollten jetzt stattdessen einen Neuanfang formulieren. So lässt sich ein gemeinsames Bewusstsein für die veränderte Situation und die zu bewältigenden Aufgaben schaffen. Außerdem birgt die Erkenntnis, dass sich vieles geändert hat, auch Hoffnung und Zuversicht: nämlich, dass die Zukunft positive Entwicklungen mit sich bringt.
2. Die Kommunikation verbessern
Eine intensive Kommunikation war bereits während des Lockdowns die Grundvoraussetzung für engagierte und effizient arbeitende Mitarbeiter. Zertifizierte Top Employer steigerten sowohl die Quantität als auch die Qualität ihrer Kommunikation deutlich – dazu zählten zum Beispiel transparente Townhall-Sitzungen, die zum direkten (digitalen) Austausch zwischen Führungskräften und Mitarbeitern einluden. Dabei spielt auch die Technologie eine wichtige Rolle: Mit neuen Arbeitsweisen, digitalen Lösungen für Teamsitzungen oder auch Online-Portalen, die alles Wissenswerte zur Corona-Pandemie aus Unternehmenssicht bereithalten, fühlen sich die Mitarbeitenden besser aufgehoben.
Klar ist: Eine gute Kommunikation muss zur Norm werden und darf nicht mehr das Ergebnis außergewöhnlicher Umstände sein. Die größte Herausforderung für HR besteht also darin, dafür zu sorgen, dass die Führungskräfte weiterhin die hohen Kommunikationsstandards erfüllen, die sie sich in den vergangenen Monaten selbst gesetzt haben.
3. Neue Flexibilität auf unternehmerische Bedürfnisse abstimmen
Viele Top Employer setzen seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf eine bemerkenswerte Flexibilität bei der Arbeitsorganisation ihrer Mitarbeiter. Doch auch hier müssen sich alle Verantwortlichen bewusst sein, dass dies keine Eintagsfliege sein darf. Sie müssen weiterhin entsprechend flexibel agieren – das gilt gerade für die bevorstehenden Herbstmonate, für die die Virologen zusätzliche Belastungsproben für jeden Einzelnen erwarten.
Neben all den individuellen Wünschen einzelner Mitarbeiter, denen Unternehmen Rechnung tragen müssen, gilt es, sich auch wieder verstärkt um die ureigene Agenda zu kümmern. Nicht nur Corona-Themen, sondern grundsätzliche unternehmerische Aufgaben sollten daher wieder stärker in den Fokus der Führungskräfte rücken. Das Gebot der Stunde lautet, die Bedürfnisse der Organisation mit individueller Flexibilität in Einklang zu bringen.
4. Alle Mitarbeiter gleich behandeln
Hand aufs Herz: Behandelt Ihr Unternehmen alle seine Mitarbeiter gleich – und empfinden diese es auch so? Unter den Top Employern war und ist dieser Punkt eine der großen Herausforderungen. Wie kann man Mitarbeiter, die auf unterschiedliche Art und Weise zwischen Homeoffice und Büro pendeln, das verlässliche Gefühl der ›Gleichberechtigung vermitteln? Noch schwieriger wird es für Produktionsunternehmen, bei denen beispielsweise die Fabrikarbeiter ein ganz anderes Ansteckungsrisiko erleben als ihre zu Hause arbeitenden Kollegen.
Und während sich unter Umständen die Mitarbeiter in Vollzeit von einer erhöhten Arbeitsbelastung überfordert fühlen, sind ihre beurlaubten Kollegen möglicherweise verunsichert, ob sie überhaupt noch an ihren Arbeitsplatz zurückkehren dürfen. Auch hier gilt es, kommunikativ starke Maßnahmen, hohe Transparenz und Offenheit einzusetzen – denn nur so lässt sich sicherstellen, dass jeder Mitarbeiter das Gefühl hat, im selben Boot zu sitzen.
5. Isolation der Heimarbeiter verhindern
Viele Unternehmen müssen derzeit darauf vertrauen, dass ihre Mitarbeiter im Homeoffice tatsächlich auch arbeiten. Hier lässt sich jedoch Entwarnung geben, schließlich ergeben auch die Gespräche mit den zertifizierten Top Employern ein positives Bild: Die Umstellung verlief überaus erfolgreich – in den meisten Fällen sind die Mitarbeiter froh, wenn sie ihre Arbeit von zu Hause aus fortsetzen können.
Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sich die Kolleginnen und Kollegen isoliert fühlen. Das gilt gerade für diejenigen, die zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen auch noch die kommenden Monate am eigenen Schreibtisch verbringen müssen. Eine auch psychologisch belastende Situation, da die Grenzen zwischen Arbeit und Zuhause immer weiter verschwimmen. Die Unternehmen müssen sich daher ihrer moralischen Verantwortung bewusst sein, das Wohlergehen der Arbeitnehmer genau im Blick zu halten. Auch hier ist eine enge Anbindung der Mitarbeiter – zum Beispiel durch regelmäßige persönliche Einzelgespräche via Videocall – unabdingbar.
Von: Steffen Neefe, Country Manager DACH, Top Employers Institute