Remote- oder Hybridarbeit war vor der Pandemie nicht weit verbreitet und hing mitunter vom Goodwill des Arbeitgebers ab. Das hat sich grundlegend geändert. Eine Umfrage des Hardwareherstellers Barco zeigt, dass sich Arbeitnehmer von ihrem Unternehmen heutzutage ein digitales Arbeitsumfeld, eine hybride Infrastruktur sowie Flexibilität wünschen. Die Arbeitsbedingungen sind somit genauso wichtig geworden wie die Gehälter, wenn es darum geht, Talente zu gewinnen und zu halten.
Unternehmen sollten darauf reagieren, denn es gibt, so die Studie, einen Zusammenhang zwischen hybrider Arbeit und Arbeitgeberattraktivität.
- Jeder dritte Befragte gibt an, dass er bereit ist, seinen Job zu wechseln, sofern es generelle Schwierigkeiten beim hybriden Arbeiten gibt. Dazu gehört auch, dass das Unternehmen keine klaren Richtlinien hat oder die Ausstattung für Videokonferenzen mangelhaft ist.
- Fast jeder zweite Mitarbeiter (44 Prozent), der bei virtuellen Meetings auf technische Probleme stößt, denkt darüber nach, das Unternehmen innerhalb von sechs Monaten zu verlassen. Bei jüngeren Mitarbeitern und Angestellten aus dem mittleren Management ist die Wechselbereitschaft noch größer.
- Rund drei Viertel (73 Prozent) der Arbeitnehmer erwägen einen Jobwechsel, weil ihr Arbeitgeber keine Richtlinien für hybrides Arbeiten hat.
- Ein Drittel der Arbeitnehmer zieht Stellenangebote von Unternehmen in Betracht, die über klar definierte Richtlinien zum hybriden Arbeiten verfügen.
Erwartungen der Arbeitnehmer haben sich geändert
Es ist nicht davon auszugehen, dass alle Mitarbeiter ihre Wechselgedanken realisieren. Dennoch sollten Arbeitgeber darauf reagieren, dass Mitarbeiter erwarten, dass Unternehmen Richtlinien erstellen, die das hybride Arbeiten regeln. Derzeit haben laut der Studie nur vier von zehn Unternehmen Richtlinien zum hybriden Arbeiten. Nur etwa die Hälfte aller Unternehmen hat begonnen, die hybriden Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter abzubilden. Zudem erwarten Angestellte, dass Unternehmen geeignete Technologien für hybrides Arbeiten zur Verfügung stellen und die Räume vor Ort angemessen ausstatten und gestalten.
Technische Ausstattung essentiell
Arbeitgeber, die diese Erwartungen kennen und berücksichtigen, können im Wettbewerb um die besten Talente punkten. Unternehmen sollten daher alle Arbeitsplätze vor Ort beurteilen. Zudem sollten sie auch die Homeoffice-Arbeitsplätze unter die Lupe nehmen. Beides kann dazu beitragen, Stress bei den Mitarbeitern zu reduzieren und die Produktivität zu steigern. Wichtig ist auch, dass sie beurteilen, ob alle Voraussetzungen für eine gute hybride Zusammenarbeit von Arbeitnehmern zu Hause und im Büro gegeben sind.
Führungskräfte müssen Balance schaffen
Hinzu kommt, dass Emotionen im hybriden Raum oft untergehen: Rund ein Drittel (31 Prozent) der Befragten kann Körpersprache oder soziale Hinweise nicht erkennen und interpretieren. Das betrifft Mitarbeiter genauso wie Führungskräfte.
Unternehmen sollten daher Mitarbeiter und Führungskräfte schulen, damit Nähe im virtuellen Raum entstehen kann. Denn gerade bei hybriden Videokonferenzen können physische und virtuelle Wände eine Distanz erzeugen. Sechs von zehn Mitarbeitern empfinden es als problematisch, wenn sie als Off-Site-Teilnehmer Meetings zugeschaltet sind. Sie fühlen sich dann nicht gleichberechtigt gegenüber den Mitarbeitern vor Ort.
Führungskräfte müssen dafür sensibilisiert werden und eine Balance zwischen Teammitgliedern vor Ort und solchen im Homeoffice herstellen. Dabei sollten sie auf Chancengleichheit, Zugehörigkeit und digitale Inklusion achten, so dass jeder Teilnehmer einen „Platz“ am virtuellen, hybriden Tisch hat.
Weitere Tipps für Führungskräfte lesen Sie hier.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.