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Learning-Experience-Plattfomen sind unverzichtbar – Learning-Management-Systeme einstweilen auch

Josh Bersin, Foto © Josh Bersin
Josh Bersin, Foto © Josh Bersin

Josh Bersin ist der international renommierteste Kenner der
Learning- und Talent-Management-Szene. Seit einiger Zeit beschäftigt er sich
intensiv mit Learning-Experience-Plattformen (LXP) und ihrer Kompatibilität mit
Learning-Management-Sytemen (LMS) – Anlass für das folgende Gespräch.

Redaktion: Einige Experten sagen, LXPs seien nur ein Trend, der wieder abebben werde, sobald die LMS-Anbieter ihre Suiten mit LXP-Funktionalitäten ausgestattet haben. Wie sehen Sie das?

Josh Bersin: Es
ist schon möglich, dass die LMS-Anbieter diese Funktionen in ihre Systeme
integrieren. Zumindest bewegen sie sich in diese Richtung. Allerdings
unterscheiden sich LXP und LMS stark voneinander, und bis jetzt sind die LXP-
den LMS-Anbietern ein gutes Stück voraus.

Sie
sagen, dass das Benutzererlebnis eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale
zwischen einem LXP und einem „normalen” LMS sei. Ist es sozusagen der Spaßfaktor,
der den Unterschied macht?

Nein,
mit Spaß hat das nichts zu tun:

LXPs unterstützen Menschen dabei, die benötigten
Inhalte schnell und effizient zu finden.

Das ist etwas, das Learning Management
Systeme bisher nicht gut beherrschen.

Einige,
vor allem größere Unternehmen möchten ihre Standard-LMS behalten und zusätzlich
ein LXP implementieren. Wie sehen Sie das?

Ihre
Beschreibung stimmt, weitgehend. In den meisten Fällen behalten Unternehmen
ihre LMS, reduzieren aber ihre Budgets und Investitionen in derlei Systeme,
damit sie ein LXP kaufen und eine bessere User Experience schaffen können. In
den nächsten Jahren, so vermute ich, werden mehr und mehr Unternehmen ihre LMS
abschalten und stattdessen die LMS-Basisfunktionen in ihre HCM-Systemen einbinden
sowie das LXP zur Integration von Content einsetzen.

Macht
es grundsätzlich Sinn, ein Learning-Management-System durch eine Learning-Experience-Plattform zu ersetzen?

Nein.
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, ein LMS zu behalten. Zum Beispiel Vertriebs-,
Kunden- und Compliance-Schulungen, Ausbildungsmaßnahmen und so weiter. Das sind
Bereiche, die auf komplexen Unternehmensrichtlinien basieren, und diese
Richtlinien sind in LXPs in dieser Form nicht enthalten. Deshalb benötigen die
meisten Unternehmen heute zusätzlich zu einem LXP ein LMS. Doch, wie ich
bereits erwähnte, wird sich das ändern.

Was
sollte ein Unternehmen beachten, wenn es sich entschließt, eine LXP
anzuschaffen?

Da
gibt es eine Vielzahl von Kriterien: Das beginnt bei der Benutzerfreundlichkeit,
Skalierbarkeit und der Möglichkeit, eigene Inhalte leicht zu veröffentlichen. Es
geht aber genauso um die Art und Weise, wie das System Skills und Kompetenzen
managed und Content empfiehlt. Und es geht um Funktionen zur Integration
externer Inhalte sowie alle damit verbundenen Anwendungen.

Die
meisten LXP-Anbieter sind, verglichen mit den etablierten LMS-Anbietern, klein
und neu im Markt. Können sie sie wirklich herausfordern, oder wird sich der
Markt konsolidieren und die Großen schlucken die Kleinen?

Auf jeden Fall Letzteres!

Ich denke, im Lauf der Zeit wird es Akquisitionen und
Zusammenschlüsse von LMS-Anbietern mit größeren LXP-Akteuren geben.

Auf Dauer
wird der LXP-Markt den LMS-Markt aber in den Schatten stellen. Womöglich wird
das alles irgendwann unter einem anderen Namen stattfinden. Mittelfristig sind LXP
jedenfalls das Instrument, alle Anbieter
von Lernplattformen übernehmen es.

Ulli Pesch ist freier Journalist und schreibt regelmäßig über das Thema HR-Software in der Personalwirtschaft.