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Vom Kollegen zur Führungskraft

In unserer neuen Serie zu guter Führung geben wir regelmäßig Tipps für verschiedene Situationen im Alltag von Führungskräften. In der vierten Folge erläutern wir, wie man als ehemaliger Kollege in die Rolle als Führungskraft hineinwächst.

Bild: © imageteam/Fotolia.de
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„In wenigen Tagen werde ich als neue Führungskraft ein Team übernehmen, in dem ich lange als Kollege tätig war. Seit der Bekanntgabe meiner Beförderung verhalten sich meine Kollegen mir gegenüber anders als früher, zum Beispiel: Wenn ich den Raum betrete, verstummen die Gespräche. Ich fühle mich ausgeschlossen. Wie kann ich damit umgehen?“

Das können Sie tun!

Verabschieden Sie sich als Kollege von Ihren Kollegen. Und wachsen Sie schrittweise in Ihre neue Rolle als Führungskraft hinein.

Nehmen Sie als Kollege Abschied von Ihren Kollegen

Ein guter Übergang beginnt mit einem Abschied, der das Alte würdigt und abschließt. Das ist eine klar definierte Aufgabe, bei der manche allerdings einen gravierenden Fehler machen: sie lassen sich keine Zeit für den Abschiedsschmerz. Verluste, die nie betrauert wurden, binden Energie und manifestieren sich oft auf Umwegen auf der Gefühlsebene, zum Beispiel als Wunsch, doch noch dazugehören zu wollen.

Daher lautet die Empfehlung: Nutzen Sie die letzten Tage als Kollege, um sich von Ihren Kollegen zu verabschieden, zum Beispiel im Rahmen einer Kaffee- und Kuchenrunde. Tun Sie dies im Bewusstsein, dass in diesem Moment eine wichtige Phase Ihres Arbeitslebens zu Ende geht. Lassen Sie anhand von einigen Anekdoten die gemeinsame Zeit nochmals Revue passieren und teilen Sie bei dieser Gelegenheit mit, dass auch Sie traurig über dieses Ende sind. Sie müssen nicht vor Ihren Kollegen Tränen kullern lassen, aber nehmen Sie bewusst Ihre Trauer wahr. Bedanken Sie sich abschließend für die gute Zusammenarbeit. An Ihrem letzten Arbeitstag als Kollege können Sie sich symbolisch von Ihrer alten Rolle verabschieden, indem Sie sich von Ihren Kollegen aus der Abteilung hinaustragen lassen – vorausgesetzt, Sie mögen diese spielerische Vorgehensweise. Und am nächsten Tag unterstreichen Sie allein durch Ihr neues, äußeres Erscheinungsbild, dass Sie ab sofort die Abteilung als Führungskraft betreten.

Wachsen Sie schrittweise in Ihre neue Rolle als Führungskraft hinein

Ein arrangierter Abschied von den Kollegen ist ein guter Anfang, aber eben nur ein Anfang. Ein amerikanisches Sprichwort besagt: „Man braucht neun Monate, ein Baby zu bekommen, egal wie viele Leute man auf den Job ansetzt.“ Dieses Verständnis für die Zwischenzeit des Übergangs ist Ihnen zu wünschen. In dieser Zeit werden Sie vermutlich erfahren, dass auch die gemeinsamen „Pizza- und Kegelabende“ passé sind, dass Freundschaften Ihre Entscheidungen jetzt nicht mehr beeinflussen sollten. Zu diesem Wandel dürfte auch die Kontaktaufnahme zu den anderen Führungskräften im Unternehmen gehören: Vernetzen Sie sich auf gleicher Ebene und suchen Sie den regen Austausch. Denn in dieser aufregenden Zeit kann es immer mal wieder vorkommen, dass Sie eine Zeit lang orientierungslos umher irren. In solchen Momenten ist es gut, über ein Netzwerk zu verfügen, dass einen in der Not auffangen kann. Und versuchen Sie am Anfang, nicht alles auf einmal zu verändern. Besser ist es, zunächst einzelne, neue Akzente zu setzen, zum Beispiel die Agenda der wöchentlichen Meetings umzustellen.

Es braucht Zeit, bis sich nach und nach ein Bild des Neuen entwickelt, ein Identitätsentwurf entsteht. Diesen Prozess können Sie fördern, indem Sie sich selbst gelegentlich fragen: Wer werde ich im Laufe dieser Entwicklung? Welche Haltungen und Kompetenzen werden mich als Führungskraft ausmachen? Und: Wofür werde ich stehen?

Noch ein letzter Tipp: Feiern Sie im Übergang jeden noch so kleinen Erfolg. Ein Fest streichelt das Selbstbewusstsein und „füttert“ die positive Einstellung, dass der Aufbruch zum Neuen tatsächlich zu bewältigen ist.

+++ Dieser Beitrag ist der 4. Teil unser neuen › Serie „Tipps für gute Führung“. Alle 14 Tage gibt es eine neue Folge.+++