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Personalmanager legen bei Kandidaten großen Wert auf Soft Skills, besonders auf ausgeprägte emotionale und soziale Kompetenz. Die Bewerber hingegen glauben, dass sie vor allem technische Fähigkeiten vorweisen müssen. Doch die Arbeitgeber selbst orientieren sich beim Recruiting zu stark an formalen Abschlüssen und unpassenden Assessments und finden nicht, was sie suchen.
85 Prozent der HR-Manager und Führungskräfte sind der Ansicht, dass die sogenannten Hard Skills lediglich die Grundlage für Hochschulabsolventen darstellen. Das eigentliche Unterscheidungsmerkmal für Bewerber seien die Soft Skills.
Soft Skills sind nach Meinung der Personaler wichtig für den Unternehmenserfolg
Die große Mehrheit (88 Prozent) der Entscheider ist davon überzeugt, dass ein Talent-Pool mit starken Soft Skills wesentlich dazu beiträgt, um im Markt führend zu bleiben. 91 Prozent der Manager sind der Meinung, dass Mitarbeiter mit ausgeprägten emotionalen und sozialen Kompetenzen bessere wirtschaftliche Ergebnisse erzielen. Auch denken fast alle (92 Prozent), dass die Bedeutung von Soft Skills angesichts der Globalisierung und Veränderungen in der Organisationsstruktur vieler Unternehmen weiter zunehmen wird. Das geht aus einer aktuellen Studie der Hay Group hervor.
Allerdings haben heute 80 Prozent der HR-Verantwortlichen und Führungskräfte Probleme, Bewerber mit den gewünschten ausgeprägten emotionalen und sozialen Kompetenzen zu finden. Zwar verfügen die Absolventen über ausreichendes Fachwissen, doch ihre Soft Skills lassen nach Meinung der Manager oft zu wünschen übrig.
Sozial kompetente Berufsanfänger sind scheinbar selten und deshalb wertvoll wie Gold,
sagt Dr. Michael Träm, Geschäftsführer der Hay Group.
Knapp drei Viertel der Unternehmen haben die Erfahrung gemacht, dass nur einer von vier Bewerbern die gefragten Sozialkompetenzen mitbringt. 81 Prozent machen sich deshalb Sorgen um die Zukunft des Unternehmens.
Absolventen ist die Bedeutung von Soft Skills gar nicht bewusst
Problematisch wird die Suche nach geeigneten Mitarbeitern auch dadurch, dass Hochschulabsolventen eine andere Einschätzung als die Arbeitgeber von den an sie gestellten Anforderungen haben. 70 Prozent der Kandidaten sind überzeugt, dass technische Fähigkeiten im Beruf wichtiger sind als soziale Kompetenzen. Gut zwei Drittel der Berufseinsteiger (69 Prozent) denken, dass emotionale und soziale Kompetenzen für die Arbeit eher hinderlich sind. Fast jeder zweite Hochschulabsolvent ist der Ansicht, es schaffe keinen Mehrwert für das Team, auf die Gefühle anderer zu achten.
Das Dilemma: Von den Berufseinsteigern werden Qualifikationen erwartet, die in der Ausbildung nicht vermittelt werden und deren Bedeutung ihnen gar nicht bewusst ist. Die Folge ist, dass sich viele Absolventen an ihrem neuen Arbeitsplatz unwohl fühlen. 53 Prozent der Befragten gaben an, über eine Kündigung nachgedacht zu haben, weil sie das Gefühl haben, nicht ins Unternehmen zu passen.
Beim Recruiting fallen geeignete Bewerber durch die Maschen
Nach Ansicht der Hay Group sind jedoch nicht die Berufseinsteiger das Problem, sondern Fehler im Recruiting. Manche geeigneten Bewerber würden bereits im Recruiting-Verfahren abgeschreckt, etwa durch mangelnde Kommunikation des Unternehmens oder unangenehme Interviews. Außerdem orientierten sich Unternehmen nicht selten zu stark am Universitätsabschluss oder den „harten” Ergebnissen von Assessments. Dabei übersähen sie Kandidaten, die wichtige Soft Skills mitbringen. HR-Verantwortliche und Führungskräfte müssten sich stärker darum bemühen, die tatsächlichen Fähigkeiten und Potenziale der Bewerber kennenzulernen, etwa mit Hilfe von Fertigkeitstests und Persönlichkeits-Assessments, rät Michael Träm.
Für die repräsentative Studie befragte die Hay Group 450 Führungskräfte und HR-Manager sowie 450 Berufseinsteiger aus den USA, China und Indien. Außerdem wurden Daten von Persönlichkeitstests und kognitiven Leistungstests aus aller Welt analysiert, dabei wurden Angaben von 26.542 Hochschulabsolventen mit denen von 16.212 Führungskräften verglichen.
Eine grafische Übersicht über die Studienergebnisse gibt es > hier.