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Dem öffentlichen Dienst geht der Nachwuchs aus

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Unterlagen, Terminkalender, Mappe und Akte mit Verweis
Bis zum Jahr 2030 werden deutschen Behörden 731 000 Mitarbeiter fehlen.
Foto: © the_builder/StockAdobe

Derzeit arbeiten hierzulande 4,69 Millionen Erwerbstätige im öffentlichen Dienst, so Zahlen des Statistischen Bundesamts von Mitte 2016. Davon sind 0,49 Millionen im Bundesbereich, 2,37 Millionen auf Landesebene und 1,46 Millionen im kommunalen Bereich tätig sowie 0,37 Millionen in der Sozialversicherung. Von den knapp 4,7 Millionen Beschäftigten werden circa 1,8 Millionen in den kommenden elf Jahren in Rente oder Pension gehen – das ist mehr als jeder Dritte. Gleichzeitig werden bis 2030 aber nur knapp 1,3 Millionen Nachwuchskräfte nachrücken. Dabei besteht bereits heute eine Personallücke im öffentlichen Sektor, die der „DBB Beamtenbund und Tarifunion“ auf 185 000 Stellen beziffert. Bis 2013 würden den Behörden insgesamt rund 731 000 Beschäftigte fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt die McKinsey-Studie mit dem Titel „Die Besten, bitte – Wie der öffentliche Sektor als Arbeitgeber punkten kann“. Für die Studie wurden im letzten Jahr 165 Führungskräfte des öffentlichen Dienstes befragt und die aktuellsten Personalstatistiken aus Bund und Ländern ausgewertet.

Insbesondere der Nachwuchs für mittlere Führungspositionen wird fehlen

Verglichen mit anderen Branchen, so die Studie, sei der prognostizierte Personalmangel im öffentlichen Dienst am größten. Besonders eklatant fällt die Lücke bei Nachwuchskräften mit akademischem Hintergrund aus – die Mitarbeiter, die später mittlere Führungspositionen in Behörden besetzen sollen und, so die Autoren, für die Umsetzung von Zukunftsinitiativen von besonderer Bedeutung seien: Von den künftig 701 000 unbesetzten Stellen entfallen ungefähr 401 000 Positionen auf die mittlere Führungsebene, also Beamte der Besoldungsgruppen A9 aufwärts und Tarifangestellte der Entgeltgruppen ab E9. 90 Prozent der Befragten geben an, dass die Rekrutierung und Entwicklung gerade der mittleren Führungsebene extrem herausfordernd sei. Mehr als drei Viertel (77 Prozent) beklagen, dass die Besten eines Jahrgangs nie oder nur selten in ihrer Organisation anfangen. Knapp ein Drittel (30 Prozent) gibt an, dass mindestens jeder zweite Bewerber, der von ihnen ein Stellenangebote erhält, dieses ablehnt.

Führungskräfte springen vor allem wegen des Gehalts und geringer Karrierechancen wieder ab

Die Studie fragte auch nach, warum sich der öffentliche Dienst als Arbeitgeber so schwertut. Knapp drei von vier Führungskräften (72 Prozent) gaben an, in ihrer Organisation fehle ein Wertversprechen oder aber es sei veraltet ist. Als Gründe dafür, warum Mitarbeiter der mittleren Führungsebene die Organisation verlassen, gaben mit 59 Prozent die meisten Studienteilnehmer an, die Gehaltsvorstellungen würden nicht erfüllt. Gut die Hälfte (52 Prozent) nennt wenig attraktive Karrierepfade und fehlende Aufstiegsmöglichkeiten als einen Hauptgrund. 35 Prozent sagen, es fehlten inspirierende Führungskräften. 31 Prozent denken, die Kultur der Organisation sei nicht innovativ.

Möglichkeiten der Behörden, für Mitarbeiter attraktiver zu werden

Um die Gewinnung und Entwicklung von Nachwuchskräften im öffentlichen Sektor zu verbessern und die Handlungsfähigkeit der Behörden zu erhalten, schlägt McKinsey sechs Ansatzpunkte vor: ein differenziertes Wertversprechen entwickeln, kommunizieren und umsetzen, Nachwuchsrekrutierung und -entwicklung zur zentralen Führungsaufgabe machen, transparente und attraktive Karrierepfade für Leistungsträger bieten, ein innovatives Arbeitsumfeld mit einer inspirierenden Atmosphäre schaffen, attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen und die Entsendung von Nachwuchsführungskräften aus der Privatwirtschaft fördern.

Sämtliche Studienergebnisse gibt es > hier.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.