Foto: © kamasigns/Fotolia.de
Darüber, ob es hierzulande tatsächlich einen allgemeinen Fachkräftemangel gibt, wird inzwischen häufig gestritten. Laut der Studie „The Talent Crunch“ ist der sogenannte War of Talents keine Medienfiktion und der Fachkräftemangel wird sich verschärfen. Die Weltwirtschaft wachse immer weiter und vor allem die entwickelten Märkte würden in den nächsten zwölf Jahren Arbeitskräftedefizite zu spüren bekommen. In Europa sei Deutschland sei besonders betroffen, hier werden der Analyse zufolge bis 2030 4,9 Millionen Arbeitnehmer fehlen. Damit müsse das Land mit knapp 630 Milliarden US-Dollar den größten Einnahmenausfall in Europa verbuchen, 14,4 Prozent der heutigen Wirtschaftskraft. Auf Deutschland folgen in Europa das Vereinigte Königreich mit drei Millionen, Frankreich mit 1,5 Millionen und die Niederlande mit 550 000 fehlenden Arbeitskräften.
Finanz- und Dienstleistungsbranche besonders betroffen
Hierzulande sind laut der Prognose vor allem die Finanz- und Dienstleistungsbranche sowie die Industrie und der Maschinenbau betroffen. Der Finanz- und Dienstleistungsbranche werden danach in den kommenden zwölf Jahren 1,2 Millionen und dem Maschinenbau 628 000 Arbeitskräfte fehlen. Für den Technologiesektor geht die Studie von 196 000 fehlenden Mitarbeitern aus.
Zu wenig Arbeitskräfte mit Abitur und Studium, zu viel Geringqualifizerte
Von den 4,9 Millionen fehlenden Mitarbeitern entfallen laut der Analyse 2,5 Millionen auf Arbeitskräfte mit Universitäts- oder Fachhochschulstudium und 2,4 Millionen auf Arbeitskräfte mit Abitur oder Fachabitur. Von Arbeitskräften mit niedrigem Bildungsabschluss gebe es dagegen bereits im Jahr 2020 einen Überschuss von 1,5 Millionen und im Jahr 2030 von noch 1,1 Millionen Menschen. Bereits heute bestehe ein Überschuss von mehr als 1,5 Millionen Geringqualifizierten.
Deutschland muss schleunigst die Voraussetzungen schaffen, noch mehr Menschen zu höherer Bildung zu verhelfen,
mahnt Dr. Thomas Haussmann, Senior Client Partner von Korn Ferry, an die Politik. Doch selbst wenn das geschehe, werde angesichts der Zahlen kein Weg an einer geordneten Einwanderung von Fach- und Führungskräften vorbeiführen. Unternehmen sollten allerdings nicht auf die Politik warten, sondern stärker in die Eigenqualifikation ihrer bereits vorhandenen Mitarbeiter investieren und Einsteigern Fortbildungsangebote für bisher nicht erworbene notwendige Qualifikationen machen. Künftig werde es aber ohnehin weniger auf schon vorhandene Kompetenzen, sondern auf Potenziale ankommen. Gleichzeitig sollten Unternehmen prüfen, in welchem Maße Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden können, um den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken, so Haussmann.
Die vollständige Studie kann > hier zum Download angefordert werden.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.