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In einigen Berufen ist die Nachfrage nach Fachkräften hoch und Unternehmen haben Probleme, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Entsprechend selbstbewusst gehen viele Kandidaten heute die Jobsuche an. Außerdem übertragen sie digitale Lebensgewohnheiten inzwischen auch auf den Bewerbungsprozess.
Fachkräfte, die auf der Suche nach einem neuen Job sind, erwarten bei der Bewerbung zunächst einmal konkrete Informationen in der Stellenanzeige und unkomplizierte Prozesse. Vier von zehn potenziellen Kandidaten bewerben sich gar nicht erst, wenn im Jobinserat für sie relevante Informationen fehlen. Fast ebenso viele (39 Prozent) sehen von einer Bewerbung ab, wenn ihnen das Prozedere zu kompliziert erscheint. Auch ist rund ein Viertel der Jobsuchenden oder Wechselwilligen (24 Prozent) davon abgeschreckt, wenn Arbeitgeber verlangen, das unternehmenseigene Online-Formular für die Bewerbung zu nutzen – zumeist vermutlich aus dem Grund, dass es zu umständlich ist und zu lange dauert, die Formulare auszufüllen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Studien „Erfolgsfaktoren im Recruiting“ und „Kandidaten im Fokus“, die > Stepstone im zweiten Quartal 2017 unter rund 20 000 Fach- und Führungskräften und 3500 Recruitern oder für Personalbeschaffung zuständigen Führungskräften durchgeführt hat.
Digitale Gewohnheiten sollen auch für Bewerbungen gelten
Laut Sebastian Dettmers, Geschäftsführer bei Stepstone, haben qualifizierte Talente heute die Auswahl und gehen im Zweifel lieber den einfacheren Weg. Außerdem wollten sie ihr digitales Lebensgefühl, das sie zum Beispiel von Online-Käufen gewohnt sind, auch bei der Jobsuche behalten und umfassende Informationen mit wenigen Klicks bekommen.
Fast jeder zweite Jobsuchende findet Anschreiben lästig
Mittlerweile steht auch das Anschreiben zur Diskussion. Fast jeder zweite Jobsuchende (48 Prozent) sieht die Formulierung eines individuellen Anschreibens als große Hürde im Bewerbungsprozess. Dagegen steht die große Mehrheit der Befragten digitalen Bewerbungsoptionen wie einer 1-Click-Bewerbung oder einer direkten Kommunikation mit dem Arbeitgeber per Kurznachricht aufgeschlossen gegenüber. Rund zwei Drittel der Unternehmen (67 Prozent) erwarten jedoch weiterhin eine ausführliche und vollständige Bewerbung inklusive Anschreiben. Allerdings wäre jeder dritte Personaler bereit, auf eine individuelle Bewerbung mit Anschreiben zu verzichten, wenn dann mehr Bewerbungen eingehen würden.
Kandidaten erwarten einen zügigen Bewerbungsprozess
Bewerber von heute haben nicht nur den Anspruch, sich schnell und unkompliziert bewerben zu können, sondern sie möchten im Bewerbungsprozess auch schnell Ergebnisse sehen. Drei Viertel der Fachkräfte erwarten nach spätestens 14 Tagen eine verbindliche Rückmeldung zu ihrer Bewerbung, also mehr als eine Eingangsbestätigung. Die Mehrheit der Bewerber (76 Prozent) wünscht sich, dass der gesamte Bewerbungsprozess – von der Jobsuche bis zur Vertragsunterschrift – nach zwei Monaten abgeschlossen sein sollte. Die Realität sieht anders aus: Tatsächlich verstreichen im Schnitt sechs Monate, bis Bewerber den Arbeitsvertrag in der Tasche haben.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.