Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ist in deutschen Unternehmen noch nicht so verbreitet, wie es sich viele wünschen würden – und gesetzlich verlangt wird. Viele Unternehmen haben Bedenken. Doch es gibt umfangreiche Hilfsangebote.
Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von der Angst vor hohen finanziellen Belastungen, über Befürchtungen bürokratische Hürden nehmen zu müssen bis hin zur Erwartung hoher krankheitsbedingter Fehlzeiten. Dabei stehen Arbeitgeber keineswegs alleine im Felde – wie uns Aktion Mensch-Vorstand Armin von Buttlar im › Interview mitteilte, wissen leider nur rund 62 Prozent der Chefs kleinerer Unternehmen, dass es Fördermöglichkeiten gibt. Informiert zu sein ist zwar ein erster Schritt, letztendlich nutzen aber auch von den informierten Unternehmen nur 50 Prozent tatsächlich die verschiedenen Fördermöglichkeiten.
Umfassende Angebote
Für Unternehmen, insbesondere für kleinere, ist es nicht immer leicht den Durchblick im unübersichtlichen System der Inklusionsförderung zu behalten. Das Unternehmens-Netzwerk Inklusion steht hier als zentraler Ansprechpartner zur Seite. Projekleiter Manfred Otto-Albrecht erklärt: „Unser Ziel ist es, vor allem Personaler und Führungskräfte stärker für Inklusion zu gewinnen. Wir informieren, beraten und unterstützen Arbeitgeber im komplexen System der Inklusion”. Es soll fachliches und juristisches Wissen vermittelt werden, damit die Zusammenarbeit mit Integrationsämtern, Integrationsfachdiensten und anderen Akteuren im Inklusionssystem optimal abläuft. Auch beim Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen und deren Erfahrungen mit Inklusion hilft das › Unternehmens-Netzwerk Inklusion.
Daneben agieren noch spezialisierte Berater, wie die gemeinnützige Integrationsbegleitung › Access, auf dem Markt der Inklusionsbegleitung. Access bietet etwa kostenlose Hilfe bei der Einarbeitung von neuen Mitarbeitern oder dem Ausfüllen von Fragebögen an.
Individuelle Lösungen sind gefragt
Bei der Inklusion am Arbeitsplatz geht es für viele Unternehmen nicht nur darum, gesetzlichen Vorgaben nachzukommen oder eine gesellschaftliche Verantwortung zu erfüllen – die Fülle an arbeitssuchenden Menschen mit Behinderung könnte ein Weg sein, dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Olaf Guttzeit, Personalmanager und Leiter des Center of Expertise Life Balance & Disability Management beim Pharmariesen Boehringer Ingelheim, rät zu individuellen, auf das Unternehmen abgestimmten Lösungen: „Strategien für erfolgreiche Inklusion sind in Deutschland so vielfältig wie die Unternehmen, in denen sie umgesetzt werden”. Best Practice von anderen Unternehmen können hier inspirieren und Mut machen. Ein Fundus guter Beispiele bietet der › Inklusionspreis des Unternehmensforum e.V.
Die sechs wichtigsten Eckpunkte für eine erfolgreiche Inklusion haben wir in der Quintessenz destilliert.
Schaffen Sie ein offenes Klima
Ein offener, vertrauensvoller Umgang ist die unverzichtbare Grundlage für eine gelungene Inklusion. Berührungsängste sollten Sie offen ansprechen, um so Barrieren im Kopf zu überwinden.
Gehen Sie voran
In Ihrer Branche arbeiten bislang erst wenige Menschen mit Behinderungen? Keiner Ihrer Konkurrenten beschäftigt Behinderte? Das macht Ihr Engagement noch wertvoller und kann Ihnen sogar Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte verschaffen.
Inklusion am Arbeitsplatz ist das Titelthema der Personalwirtschaft 10/17. Die gesamte Titelstrecke lesen Sie in unserem › Archiv.
Autoren der Titelstrecke: Stefanie Diemand und Lara Janssen