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Lange Asylverfahren kontraproduktiv für Jobchancen und Spracherwerb

Puzzleteile mit Beschriftung Integration, Deutschkurs und Arbeit für Flüchtlinge
Für geflüchtete Menschen hängen Spracherwerb und Zugang zum Arbeitsmarkt eng zusammen.
Foto: © magele-picture/StockAdobe

Von den Geflüchteten, die sich 2017 in Deutschland aufgehalten haben, hatten zwei Drittel einen anerkannten Schutzstatus, bei jeweils 16 Prozent wurden die Asylanträge abgelehnt oder die Asylverfahren waren noch nicht abgeschlossen. 29 Prozent der Geflüchteten hatten ihren ersten Eintritt in eine Erwerbstätigkeit geschafft, rund drei Viertel (76 Prozent) machten den ersten Sprachkurs.

Unsichere Bleibeperspekte motiviert weniger zum Deutschlernen

Geflüchtete aus Ländern mit guter Bleibeperspektive wie Syrien sind engagierter, Deutsch zu lernen. Bei einem abgeschlossenen Sprachkurs ist die Chance dann auch doppelt so hoch, anschließend eine Arbeit zu finden. Dagegen drängen Geflüchtete aus Ländern mit geringerer Bleibeperspektive wie zum Beispiel Albanien schneller auf den Arbeitsmarkt. Dass sie eher einem Job nachgehen, könnte laut IAB daran liegen, dass sie damit ihre Bleibechancen verbessern oder aber ihre verbleibende Zeit nutzen wollen, um Geld zu verdienen.

Abgeschlossene Asylanträge beschleunigen Arbeitsmarkteintritt

Je länger das Asylverfahren dauert, umso mehr verzögert sich der Übergang in die erste Erwerbstätigkeit: Bei einer Verlängerung des Asylverfahrens um sechs Monate sinkt die Übergangsrate in Erwerbstätigkeit gleich um elf Prozent. Längere Asylverfahren verzögern aber auch den Übergang in den ersten Sprachkurs. Wird ein Asylantrag anerkannt, beschleunigt sich die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit. Interessant ist, dass ein abgeschlossenes Asylverfahren die Aufnahme eines Sprachkurses beschleunigt, selbst wenn der Antrag des Geflüchteten abgelehnt wird. Der Unterschied zwischen Geflüchteten mit einer Anerkennung und einer Ablehnung – auch bei Geduldeten wurde der Asylantrag abgelehnt, sie werden aber erst einmal nicht abgeschoben – ist laut der Analyse statistisch nicht signifikant.

Sowohl eine Anerkennung der Asylanträge als auch eine Duldung beschleunigen den Sprachkurseintritt – wichtig scheint also der Abschluss und weniger das Ergebnis des Asylverfahrens zu sein,

so die IAB-Arbeitsmarktforscherinnen Hanna Brenzel und Yuliya Kosyakova.

Die IAB-Studie beruht auf einer repräsentativen Wiederholungsbefragung von Geflüchteten, die von 2013 bis 2016 nach Deutschland gekommen sind. 2016 und 2017 wurden dafür jeweils rund 5000 Teilnehmer befragt, knapp 3000 von ihnen waren bei beiden Befragungswellen dabei. Ein Kurzbericht zur Studie steht zum > Download zur Verfügung.

Gefördertes Sprachprogramm für Jobsuchende

In einer weiteren Studie hat das IAB ermittelt, dass eine berufsbezogene Sprachförderung die Beschäftigungschancen von Menschen mit Migrationshintergrund deutlich erhöht. Dazu zählt auch ein Programm, das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angeboten (BAMF) und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird. Es dauert in der Regel sechs Monate in Vollzeit und richtet sich an Menschen, die Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende oder Arbeitslosengeld beziehen. Die Studie zeigt, dass die Beschäftigungswahrscheinlichkeit 24 Monate nach Beginn des Sprachprogramms bei Männern um 8,5 Prozent und bei Frauen um 7,1 Prozent höher war, als sie ohne Teilnahme am Sprachprogramm gewesen wäre. Mehr Informationen über die Studie „Employment effects of language training for unemployed immigrants“ gibt es > hier.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.