In manchen Branchen ist der Arbeitsmarkt wie leergefegt. In dieser Situation kann die externe Suche nach qualifiziertem Personal mühselig und langwierig werden. Eine mögliche Lösung: Den Blick statt nach außen verstärkt nach innen richten. Stellen Sie sich dazu einfach die folgende Frage:
Welche Kenntnisse und Fähigkeiten werden benötigt und welche sind in meinem Unternehmen bereits vorhanden?
Gegebenenfalls sind unter bereits vorhandenen Mitarbeitern geeignete Kandidaten, die fehlende Kompetenzen durch gezielte Schulung erwerben können. Ein wesentlicher Vorteil dieses Vorgehens: Anstatt Geld und Zeit für die Suche eines neuen Mitarbeiters einzusetzen, kann man genauso gut in die Entwicklung eines Mitarbeiters investieren, den man bereits kennt und der bereits am Arbeitsplatz erprobt ist. Auf diese Weise umgehen Sie zusätzlich das Risiko bei der externen Rekrutierung, einen beruflich ungeeigneten Kandidaten einzustellen.
Führt kein Weg daran vorbei, einen neuen Mitarbeiter einzustellen, hängt der Rekrutierungserfolg stark von der Qualität des Auswahlverfahrens ab. Zunächst gilt es jedoch, Bewerber für die ausgeschriebene Stelle zu bekommen.
Vielfältige Recruitingtools
Viele Wege führen über das Internet: Bei über einem Viertel aller Suchen nach Mitarbeitern greifen mehr als 1500 befragte Unternehmen in den alten und neuen Bundesländern auf Online-Jobbörsen und bei etwas mehr als einem Fünftel auf soziale Medien zurück, um Interessenten auf eine offene Stelle aufmerksam zu machen. Letztere gehören zu den beliebtesten und aus Sicht der Unternehmen auch zu den erfolgreichsten Kanälen.
Inserate in Print-Medien sind bei 21% aller Stellenausschreibungen im Einsatz, schneiden aber im Vergleich zu sozialen Medien merklich schlechter ab. Noch geringere Erfolgsaussichten werden nur noch der Vermittlung von Arbeitskräften über die Arbeitsagentur bescheinigt, die immerhin von einem Viertel aller Befragten in Anspruch genommen wird.
Ebenso zielführend wie die sozialen Medien ist aus Sicht der Unternehmen nur noch die externe Personalberatung. Allerdings wird sie deutlich seltener zur Rekrutierung neuen Personals verwendet: Lediglich 6% der Rekrutierung läuft über professionelle Dienstleister; davon münden über 70% in einer erfolgreichen Stellenbesetzung. Damit zählt die externe Personalberatung aus Erfahrung der befragten Unternehmen zu den erfolgreichsten Wegen, um an qualifizierte Mitarbeiter zu gelangen.
Kleine Betriebe haben es am schwersten
Mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen zählt mit weniger als zehn Mitarbeitern zu den sogenannten Kleinstunternehmen. Darunter fallen z.B. inhabergeführte Handwerkbetriebe, die aufgrund der wachsenden Auftragslage in den letzten Jahren umso mehr auf die wenigen Mitarbeiter angewiesen sind, die sie haben. Personelle Engpässe können da schnell zum Hindernis für das laufende Geschäft werden. Diese Gefahr nehmen auch die Befragungsteilnehmer wahr.
Obgleich viele Betriebe händeringend nach geeigneten Nachfolgekräften suchen, entscheiden sich seit einigen Jahren immer weniger junge Erwachsene für eine Lehre, während die Anzahl an Studienanfängern beständig zunimmt. Hinzu kommt, dass nicht jeder die angefangene Ausbildung auch beendet. So bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt.
Kreative Strategien sind wichtig
Welche ungewöhnlichen Wege Betriebe gehen, um an Auszubildende zu gelangen, zeigt sich am Beispiel einer Glaserei aus dem niedersächsischen Geestland: Nachdem die Suche nach Bewerbern zunächst erfolglos blieb, griff der Inhaber kurzerhand zu unkonventionelleren Methoden. Das Ergebnis war ein Video-Clip, der zu einem YouTube-Hit avancierte. Der Unternehmer erreichte genau die gewünschte Zielgruppe, sodass sich binnen kurzer Zeit die Bewerbungen auf dem Schreibtisch in der Glaserei stapelten. Zugegeben: Ein derartiges Medienecho ist sicher eher die Ausnahme als die Regel. Nichtsdestotrotz wird hieran deutlich, dass Unternehmen ihre bisherigen Rekrutierungswege gegebenenfalls überdenken müssen, um auch in Zukunft gute Mitarbeiter für sich zu gewinnen.
Arbeitnehmer- statt Arbeitgebermarkt
Wie attraktiv sind Sie als Arbeitgeber? Die Antwort auf diese Frage entscheidet bereits jetzt über Ihre Position im Wettbewerb um die besten Köpfe. Anders als früher, können sich heute eher die Mitarbeiter ihren Arbeitgeber aussuchen als andersherum. Erfreulicherweise geben die meisten der befragten Unternehmen an, nur eine geringe Fluktuation der Mitarbeiter zu haben. Die Bindung der Mitarbeiter scheint also zu funktionieren. Den meisten mangelt es jedoch an guten Ideen, wie sie bei Neueinstellungen für potenzielle Bewerber attraktiv werden können.
Es scheint, als täten sich die Chefs schwer, die Bedürfnisse von Bewerbern zu erkennen – oder sie sind nicht bereit, auf diese einzugehen. Um diese bestehende Unkenntnis auszuräumen, kann es helfen, eigene Mitarbeiter zur Attraktivität Ihres Unternehmens als Arbeitgeber zu befragen. Bedauerlicherweise gaben weniger als 50% der Unternehmen an, das Instrument der Mitarbeiterbefragung zu nutzen.
Vor dem Hintergrund der zitierten Studie wird deutlich, dass die Schwierigkeiten der Unternehmen eher in der Mitarbeitersuche liegen. „Platzhirsche“, die es schaffen genügend Bewerber zu akquirieren, gehören zur Ausnahme. Den meisten Unternehmen bleibt zu raten, die Gedankenwelt der potenziellen Bewerber zu erforschen.
Von Carolin Anter, B.A., in vivo GmbH Unternehmensberatung, mail@in-vivo.info und Lothar Campe, Dipl.-Psychologe, BIMOP, forschung@bimop.info
Verwendete Rekrutierungswege der befragten Unternehmen.
Erfolgsquote der Suche nach neuen Mitarbeitern über Jobbörsen im Internet
Erfolgsquote der Suche nach neuen Mitarbeitern über soziale Medien
Erfolgsquote der Suche nach neuen Mitarbeitern über Inserate in Printmedien
Erfolgsquote der Suche nach neuen Mitarbeitern über die Arbeitsagentur
Erfolgsquote der Suche nach neuen Mitarbeitern über die externe Personalberatung
Erfolgsquoten der verwendeten Suchkanäle in den befragten Unternehmen
Probleme der befragten Unternehmen bei der Suche nach neuem Personal.