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Rund sechs von zehn Jobsuchende (59,7 Prozent) haven in den vergangenen Jahren danke einer Empfehlung aus ihrem persönlichen Netzwerk eine Stelle gefunden. Damit ist die Empfehlungspraxis der zweithäufigste Weg zum Job. 78,1 Prozent waren erfolgreich, indem sie sich auf eine Stellenanzeige beworben hatten. Das sind Ergebnisse der aktuellen Umfrage „Mitarbeiterempfehlung aus Bewerbersicht“, die Softgarden unter 2436 Bewerbern durchgeführt hat.
Empfehlungen erfolgen meist aus eigenem Antrieb, ohne entsprechendes Programm im Unternehmen
Auf die Frage, ob sie selbst schon einmal Mitarbeiter aus Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis bei einem Arbeitgeber empfohlen haben, antworten 62,1 Prozent der Studienteilnehmer mit „Ja“. Davon haben allerdings lediglich 9,3 Prozent die Empfehlung innerhalb eines Mitarbeiterempfehlungsprogramms des Unternehmens abgegeben. Laut Studie deutet das darauf hin, dass nur eine Minderheit der Arbeitgeber systematisch solche Programme nutzt. Jeder Dritte hat noch niemanden empfohlen, kann sich dies jedoch vorstellen. Nur für 4,3 Prozent ist diese Praxis uninteressant. 40,6 Prozent der Befragten sind schon einmal bei einem Arbeitgeber empfohlen und daraufhin eingestellt worden. Weitere 10,3 Prozent wurden zwar empfohlen, bekamen den Job aber nicht. 43,7 Prozent haben zwar keine Erfahrungen mit Mitarbeiterempfehlungen, stellen sich die Empfehlung für sich aber als gute Möglichkeit vor, um einen neuen Job zu finden.
Aus Bewerbersicht gute Noten für Mitarbeiterempfehlungen
Fast drei Viertel (74,1 Prozent) der Befragten bewerten Mitarbeiterempfehlungen als gut oder sehr gut. Lediglich 5,5 Prozent würden die Noten „ausreichend“ oder „mangelhaft“ vergeben. Auch schließen nur 4,3 Prozent die Mitarbeiterempfehlung aus der Perspektive des Empfehlers aus; aus der Perspektive des Empfohlenen wenden sich 5,5 Prozent dagegen.
Vorteile für Mitarbeiter und Arbeitgeber
Befürworter der Mitarbeiterempfehlung verweisen in ihren Kommentaren auf die Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit der Empfehlung. Empfohlene wüssten auf diese Weise bereits, dass der Arbeitgeber verantwortungsvoll sei und dass ein gutes Betriebsklima herrsche. Als Vorteil für Arbeitgeber wurde unter anderem genannt, dass sie so auf mögliche Mitarbeiter aufmerksam würden, auf die sie sonst nicht gekommen wären. Überdies könne leichter eine Passung zwischen Bewerber und Team gefunden werden als bei einem unbekannten Bewerber.
Kritikpunkte: keine Chance ohne „Vitamin B“ und Klüngelbildung
Auch wenn die Praxis der Mitarbeiterempfehlung bei den Befragten zumeist auf Akzeptanz stößt, weist eine Minderheit auf mögliche Risiken hin. Kritiker führen das Risiko der „Klüngelbildung“ und den subjektiven Charakter der Empfehlungen an, die aus ihrer Sicht eher auf Sympathie als auf der Einschätzung von Fachkenntnissen beruhen. Außerdem könnten Bewerber, die nicht über „Vitamin B“ verfügen, benachteiligt werden.
Prämien sind nicht das Hauptmotiv für Empfehlungen
Die Umfrageteilnehmer wurden auch nach ihren persönlichen Beweggründen für eine Mitarbeiterempfehlung gefragt. Danach steht der Wunsch im Vordergrund, dem eigenen Arbeitgeber einen „tollen Mitarbeiter“ zu empfehlen, außerdem das Motiv, dem Freund oder Familienangehörigen einen Gefallen zu tun. Vom Unternehmen eine Prämie für die Empfehlung zu erhalten, steht nicht im Vordergrund. Als die Teilnehmer jedoch konkret aufgefordert wurden, solche Prämien zu bewerten, antworteten 57,1 Prozent, dass sie sie gut oder sehr gut finden und 26,2 Prozent halten sie für „befriedigend“.
Da Mitarbeiterempfehlungen von der großen Mehrheit der Bewerber akzeptiert würden und allen Beteiligten einen großen Nutzen böten, empfiehlt Softgarden-CEO Mathias Heeset Arbeitgebern, diese Praxis systematisch zu nutzen und in ihre digitalen Recruitingprozesse zu integrieren. Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage mit ein paar Tipps können > hier zum Download angefordert werden.
Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.