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Öffentlicher Dienst wird als Arbeitgeber attraktiver

Schreibtisch mit Stempel, Waage und Eieruhr
Foto: © Pixel-Shot-stock.adobe.com

Der deutsche Beamtenbund spricht gegenwärtig von einer Personallücke von rund 300 000 Arbeitskräften. Zusätzlich geht er davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren rund 1,3 Millionen Mitarbeiter den Ruhestand antreten, sagt Robrindo Ullah, Geschäftsführer des Beratungs- und Marktforschungsinstituts > Trendence. Für den aktuellen Corona HR-Monitor hat das Institut 1859 Schüler, Studenten, berufstätige Akademiker sowie Nichtakademiker befragt. Die Erhebung zeigt, dass knapp ein Viertel aller Teilnehmer (24 Prozent) den Öffentlichen Dienst derzeit als Arbeitgeber attraktiver findet als vor der Corona-Krise. Gut drei Viertel der Kandidaten (77 Prozent) sagen, dass sie gerne mehr über den Öffentlichen Dienst als Arbeitgeber erfahren würden. Beim akademischen Nachwuchs ist der Anteil der Interessierten mit 80 Prozent noch höher. Insgesamt sind 58 Prozent der Studienteilnehmer allerdings der Ansicht, dass öffentliche Arbeitgeber nicht genug auf sich aufmerksam machen.

Jobsicherheit wichtigstes Argument für öffentliche Arbeitgeber

Was spricht aus Sicht der Befragten für öffentliche Arbeitgeber? Bei den meisten Kandidaten mit 59 Prozent ist es die Jobsicherheit. An zweiter Stelle mit einem Drittel der Nennungen (33 Prozent) stehen attraktive Arbeitszeiten, gefolgt von guten Karriereperspektiven, die ein Fünftel der Teilnehmer (21 Prozent) anführt.

Mehr als jeder Vierte (27 Prozent) gibt an, dass die Erfahrung der Krise zu Verschiebungen bei der Arbeitgeberattraktivität geführt hat. Der Mittelstand, ohnehin größter Verlierer der Krise, ist in diesen Zeiten für Kandidaten anscheinend weniger interessant geworden. Von der Krise profitieren neben öffentlichen Organisationen und Institutionen, auf die 41 Prozent der Kandidaten jetzt mehr achten, die Konzerne, die im Fokus von 46 Prozent der Jobsuchenden stehen.

Das RKI wird zum begehrtesten Arbeitgeber

Was die öffentliche Hand betrifft, so sind für die Studienteilneher vor allem Universitäten und Hochschulen attraktiv: 29 Prozent aller Befragten geben sie als Wunscharbeitgeber an. Bei den konkret genannten Organisationen des öffentlichen Dienstes liegt das Robert-Koch-Institut (RKI) mit 23 Prozent an der Spitze – offenbar bedingt durch die große mediale Aufmerksamkeit, die dem RKI seit fast einem Dreiviertejahr zuteil wird.

Pflicht-Ausschreibungen des ÖD häufig auf wenig genutzten Portalen

Auch wenn die Krise dem öffentlichen Dienst jetzt, so Ullah, eine unverhoffte Chance biete, Mitarbeiter zu rekrutieren, die sich vorher vermutlich noch für die freie Wirtschaft entschieden hätten, tut sich die öffentliche Hand schwer, was die Ausschreibungen betrifft. Die Online-Stellenportale, die per Anweisung von öffentlichen Institutionen für die Mitarbeitersuche genutzt werden müssen, befinden sich bei Jobsuchenden ganz am Ende der Bekanntheitsskala. Die Ausschreibungswebseite bund.de kommt nur auf einen Nutzungsgrad von 14 Prozent und die von interamt.de sogar nur auf neun Prozent, während der Spitzenreiter Indeed 63 Prozent verzeichne.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.