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So stärken Unternehmen mit Remote Work ihr Employer Branding

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Remote Work ist aus unserer Arbeitswelt kaum mehr wegzudenken. Viele Unternehmen bieten ihren Beschäftigten inzwischen die Möglichkeit, von überall zu arbeiten. Oder schlicht im Homeoffice. Gerade erst stellte die Bertelsmann Stiftung in einer Analyse fest, dass der Anteil der Stellenanzeigen mit Angabe einer Homeoffice-Möglichkeit knapp fünfmal so hoch ist wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Remote Work beeinflusst die Unternehmenskultur, den Zusammenhalt im Unternehmen sowie das Wohlbefinden der Beschäftigten. Die Identität und auch Attraktivität als Arbeitgeber ist davon selbstredend ebenfalls betroffen. In der heutigen Ausgabe dieser Kolumne möchte ich auf die Chancen eingehen, die sich daraus ergeben.

Unternehmen im Wandel

Kommunikation hat sich in Unternehmen durch den Remote-Work-Trend tiefgreifend verändert. Weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich seltener im Büro begegnen, stellen sie sich auf eine digitale und häufig asynchrone Kommunikation ein. Hinzu kommt – je nach Grad der Flexibilisierung im Unternehmen – gegebenenfalls die Umstellung auf unterschiedliche Zeitzonen und Arbeitsrhythmen.

Beziehungspflege und Vertrauensaufbau in virtuellen Teams unterliegen daher einem eklatanten Wandel. Die aktive Mitarbeit von Führungskräften ist entscheidend für den Aufbau einer dringend benötigten Kultur des Vertrauens und der Klarheit. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ihre Team-Mitglieder – die sie seltener live sehen – sich nicht abgehängt oder isoliert fühlen sollen. Regelmäßige virtuelle Meetings und offene Kommunikationskanäle sind dafür unbedingt notwendig. Weiterhin benötigen virtuelle Teams neue Strategien für eine effektive Zusammenarbeit. Unternehmen müssen jetzt innovative Ansätze finden, die den Teamgeist fördern und die Motivation hochhalten.

Trotz der Herausforderungen, die Remote Work mit sich bringt, bietet sich auch eine Reihe von Chancen. Neben Einsparungen bei Büroflächen, Nebenkosten und Infrastruktur, eröffnet Remote Work Arbeitgebern die Rekrutierung von Talenten auf einem globalen Arbeitsmarkt.

Remote Work und Employer Branding

Was das Employer Branding angeht, sind Arbeitgeber mit flexiblen und modernen Arbeitsmodellen inzwischen für viele Menschen attraktiver als Unternehmen mit starren, verkrusteten Strukturen. Arbeitgeber, die die Vorteile von Remote Work anerkennen und über ihr Employer Branding betonen, können diese wachsende Zielgruppe leichter anziehen und binden. Eine Unternehmenskultur, die Remote Work als selbstverständliches Arbeitsmodell beinhaltet, bietet somit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Remote Work ermöglicht Unternehmen also die Stärkung ihrer Arbeitgebermarke. Um dieses Asset effektiv zu nutzen, müssen Unternehmen ihre Remote-Work-Strategie klar in die Unternehmenskultur integrieren und nach außen kommunizieren. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist zunächst die Entwicklung einer starken Remote-Work-Kultur. Unternehmen sollten hierfür klare Richtlinien und Erwartungen für die Arbeit aus der Ferne festlegen. Regelmäßige virtuelle Meetings, transparente Kommunikation, der Einsatz entsprechender Tools sowie ein transparenter Austausch sind essenzielle Bausteine für diese Strategie. Schließlich sollten Unternehmen die Vorteile von Remote Work für die Beschäftigten aktiv hervorheben, um ihr Employer Branding zu stärken. Die Chance auf zeitliche wie örtliche Unabhängigkeit findet bestenfalls Erwähnung in Stellenanzeigen, auf der Karriereseite sowie auf Social-Media-Kanälen. Hilfreich sind zudem erfolgreiche Beispiele und Erfahrungsberichte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese schaffen zusätzliches Vertrauen in die Marke.

Die Integration von Remote Work in die Unternehmenskultur und das Employer Branding ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Falls Unternehmen es nicht schaffen, eine Remote-Kultur zu etablieren, drohen negative Folgen. Der Zusammenhalt und die Identifikation mit dem Unternehmen könnten leiden. Fluktuation und eine niedrigere Mitarbeiterzufriedenheit wären schmerzhafte Konsequenzen. Dieses Risiko lässt sich jedoch auf ein Minimum reduzieren, wenn Arbeitgeber die oben genannten Punkte beachten.

Bedeutung von Tools in der Remote-Work-Kultur

Tools spielen vor dem Hintergrund der oben bereits erwähnten veränderten Kommunikationseigenschaften eine zentrale Rolle für die Remote-Work-Kultur. Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zugang zu geeigneten Plattformen für Kommunikation und Projektmanagement haben. Tools zum virtuellen Austausch und für die Zusammenarbeit existieren inzwischen wie Sand am Meer. Die Kunst besteht inzwischen eher in der Auswahl, der individuell passenden Tools in der Masse des Angebots.

Für die Umsetzung der Remote-Work-Strategie sind regelmäßige Feedback- und Kommunikationsstrukturen entscheidend, um den Zusammenhalt zu fördern. Wöchentliche Team-Meetings, Einzelgespräche sowie informelle virtuelle Treffen helfen dabei, die Kommunikation aufrechtzuerhalten und das Vertrauen zu stärken. Eine offene Feedback-Kultur ermöglicht es den Teammitgliedern, ihre Anliegen und Ideen frei zu äußern. In der Regel fördert es deren Engagement und Zufriedenheit. Weiterhin sind geschützte (virtuelle) Räume besonders wichtig, damit vertrauliche Gespräche auch genau das bleiben. Immerhin sind die Bürotüren der Vorgesetzten im virtuellen Raum nicht so einfach abschließbar wie in früheren Zeiten. 

Best-Practice-Beispiel: Wildling Shoes

Ein erfolgreiches Beispiel für eine gelungene Remote-Work-Kultur ist Wildling Shoes aus Engelskirchen im Bergischen Land. Das Unternehmen hat Remote Work fest in seine DNA integriert. Das Unternehmen fördert Beschäftigte auf vorbildliche Weise und bietet ein herausragendes Arbeitsumfeld. So gestalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Aufbau des Unternehmens aktiv mit, eingebettet in eine Kultur von Neugier und Mut.

Das Unternehmen ermöglicht flexible Arbeitszeiten und -orte. Es nutzt Online-Tools wie Asana und Slack sowie die OKR-Methode, um effizient und vernetzt zu arbeiten. Trotz der Remote-Arbeit fördert Wildling Shoes persönliche Treffen. Teams treffen sich regelmäßig in Coworking-Spaces in Köln, Berlin und Engelskirchen.

Die Balance zwischen Familie, Freizeit und Beruf steht bei Wildling im Vordergrund. Dieses Gleichgewicht entsteht auch durch Nutzung eines Familienservices. Der bietet Betreuungslösungen für Kinder und pflegebedürftige Angehörige sowie Krisenberatung und Gesundheitsprävention. Beschäftigte profitieren zudem von einem Dienstfahrrad und einer bezuschussten betrieblichen Altersvorsorge. Weiterhin gibt es Rabatte für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Weiterbildungsmöglichkeiten und der Option auf ein Sabbatical.

Wildling Shoes stellt die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Beschäftigten in den Vordergrund. Sie gewährleisten somit eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben. Das Zusammenspiel aller dieser Faktoren macht das Unternehmen zu einem attraktiven und innovativen Arbeitgeber. Und zu einem Best-Practice-Case in Sachen Remote Work.

Fazit und Ausblick

Remote Work war nicht bloß eine vorübergehende Lösung während der Pandemie. Vielmehr hat sie sich als fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt etabliert. Für eine wachsende Zahl an Menschen ist Möglichkeit, von verschiedenen Standorten aus zu arbeiten, wichtig bei der Wahl ihres Arbeitgebers.

Unternehmen, die diese Chance nutzen, stärken damit nicht nur ihr Employer Branding nachhaltig, sondern profitieren gleichzeitig von Wettbewerbsvorteilen. Entscheidend für den Erfolg ist es, dass Unternehmen eine Kultur aus Vertrauen, Kommunikation und Zusammenarbeit schaffen, um die Vorteile der Remote-Arbeit voll auszuschöpfen. Unternehmen, die ihre Arbeitskultur glaubwürdig präsentieren, werden die besten Arbeitskräfte anziehen und binden. Remote Work bietet somit eine einzigartige Chance, die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern und sich zukunftssicher aufzustellen.

Alles zum Thema

Employer Branding für KMU

Marcus Merheim ist Gründer und Geschäftsführer von hooman Employer Marketing. In den vergangenen Monaten hat er an dieser Stelle erklärt, wie Mittelständler mit limitierten Ressourcen eine erfolgreiche Arbeitgeberidentität schaffen und eine entsprechende Strategie implementieren können.

Die Kolumne wird fortgesetzt – allerdings in etwas veränderter Form.