In Deutschland leben laut dem Statistischen Bundesamt rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen und circa 2,8 Millionen Menschen mit einer leichteren Behinderung. Fünf Millionen davon zählt Louis Kleemeyer zu der Zielgruppe seines Start-ups Unique United, wie er der Wirtschaftswoche erzählte. Viele von ihnen sind nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig – ein großes ungenutztes Potenzial für Unternehmen. Doch nicht nur beim Thema Jobs will Unique United behinderten Menschen dabei helfen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Auch in den Bereichen Sport, Bildung, Entertainment und Reisen bietet die Plattform einen Überblick für Interessierte. Im Interview mit der Wirtschaftswoche bezeichnete Kleemeyer die Plattform im Jobbereich als „so etwas wie Stepstone für Menschen mit Behinderung.“ Um die Plattform und das Angebot aufzubauen, besuchte Kleemeyer vor etwas über einem Jahr zusammen mit seinem Vater Marco Kleemeyer und Karen Schallert, die beide an Unique United beteiligt sind, die TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Dort war das Trio auf der Suche nach einem Investor. Die Ausstrahlung des Pitches lief gestern Abend auf VOX. Karen Schallert war viele Jahre Personalleiterin, ehe sie aufgrund ihrer fortschreitenden Multiple-Sklerose-Erkrankung ihren Beruf aufgeben musste. Heute berät sie Unternehmen und Menschen mit Behinderung zu Inklusion. Sie ist zudem Teil unserer Titelstrecke Inklusion.
Die erhofften 210.000 Euro für 35 Prozent der Firmenanteile konnten sie sich zwar nicht sichern. Mit leeren Händen gingen sie trotzdem nicht nach Hause. Denn obwohl Carsten Maschmeyer Unique United als keinen „klassischen Investorencase“ bezeichnete, sicherten er und Janna Ensthaler dem Start-up trotzdem finanzielle Unterstützung und Rat zu. Für das nächste Jahr, also 2023, wollten die beiden „Löwen“ der Online-Plattform den ersten Mitarbeitenden bezahlen und als Mentoren zur Verfügung stehen. Diese Art von Vereinbarung gab es bei der TV-Show das erste Mal. Daraus wurden am Ende sogar drei Mitarbeitende, die im Projekt-Management, Marketing, Projektbetreuung, Partnerakquise, Jobcoaching und in der Büroverwaltung tätig für das Start-up sind.
„Inklusion soll nicht mehr in Frage gestellt werden”
Wir haben bei Louis Kleemeyer nachgefragt, was Unique United von anderen Jobbörsen unterscheidet und was er in Zukunft noch erreichen möchte.
Personalwirtschaft: Inwiefern unterscheidet sich Ihre Plattform von herkömmlichen Jobbörsen, und wie unterstützt sie Menschen mit unterschiedlichen Arten von Behinderungen bei der Jobsuche?
Louis Kleemeyer: Unique United ist eine barrierefreie Plattform, die man komplett in leichte Sprache übersetzen kann, Schriftgrößen können angepasst werden, Kontraste eingestellt und der Screen kann vorgelesen werden. Alle Angebote richten sich ebenfalls speziell an Menschen mit verschiedenen Behinderungen. Wir bieten aber auch nicht nur Jobs, sondern einen barrierefreien Zugang zu Reisen, Sportveranstaltungen und Weiterbildungen.
Neben der Plattform für die verschiedenen Bereiche bieten Sie auch Inklusions-Coachings für Unternehmen. Wie sehen diese konkret aus?
Wir bieten Beratungen und Workshops für Unternehmen an mit maßgeschneiderten Lösungen für Unternehmen jeder Größe, um Inklusion nahtlos in den Arbeitsalltag zu integrieren. Wir nutzen ein 6-Säulen-Programm, das in verschiedenen Phasen umgesetzt wird.
Wie soll die Zukunft von Unique United aussehen?
Unsere Vision ist es, die führende Informationsplattform für Menschen mit Behinderungen im deutschsprachigen Raum zu sein. In einer zweiten Stufe werden auch Schweiz und Österreich mit auf der Plattform integriert.
Was würden Sie sich in Zukunft von Unternehmen zum Thema Inklusion wünschen?
Inklusion soll nicht mehr in Frage gestellt werden, sondern Teil jedes Unternehmens sein. Mit dem Bereich Förderberatung werden wir einen sehr stark nachgefragten Bereich auf Seiten von Städten, Verbänden und Start-ups anbieten und etablieren. Es wird im Sommer 2025 ein neues Gesetz zur Barrierefreiheit für Webseiten geben und alle Webseiten müssen dann barrierefrei zugänglich sein. Wir arbeiten bereits daran, Kommunen, Start-ups und Firmen bei der Umsetzung zu unterstützen.
Info
Weitere spannende Fragen rund um das Thema Inklusion haben wir in unserem Magazin vom Oktober 2023 beantwortet.
Frederic Haupt war Volontär der Personalwirtschaft.

