Nur ein geringer Teil der Fachkräfte verspürt aktuell eine starke Bindung an den eigenen Arbeitgeber, über die Hälfte von ihnen ist für Jobangebote offen. Das bedeutet: Die Bindung an Arbeitgeber wird schwächer. Welche Faktoren sind aus Sicht der Fachkräfte für die Bindung besonders wichtig? Und wie erleben Fachkräfte den Umgang mit diesen Faktoren in der Praxis?
Hoch priorisierte Bindungsfaktoren
Grundsätzlich priorisiert eine Mehrheit der Fachkräfte folgende Faktoren für die Entscheidung bei einem Arbeitgeber zu bleiben als sehr wichtig:
- Vorgesetztenverhalten: 71,3 %
- Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: 71,3 %
- Gehalt: 66,9 %
- Verhalten der Kolleg:innen: 64,0 %
- Anerkennung der eigenen Leistungen: 58,2 %
Nicht ganz die Mehrheit priorisiert zudem Arbeitsinhalte als sehr hoch (49,2 %). Deutlich abgeschlagen sind mit 24,6 % die Karrieremöglichkeiten.
Bindungsprioritäten und Erfahrungen in der Praxis
Wie erleben Fachkräfte die von ihnen hochpriorisierten Bindungsfaktoren bei ihren aktuellen Arbeitgebern? Mit dem Vorgesetztenverhalten sind nur 34,4 % sehr zufrieden, mit der Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben 42,5 %. Beim Gehalt sinkt der Anteil der sehr Zufriedenen sogar auf nur 20 %. Mit dem Verhalten der Kolleg:innen zeigen sich immerhin 42,7 % sehr zufrieden, bei der Anerkennung der eigenen Leistungen beträgt der Anteil 59,2 %.
Bindungsaspekte mit Potenzial
Vergleicht man die Priorisierung der Fachkräfte mit den tatsächlichen Erfahrungen, die sie in der Praxis machen, ergeben sich drei Faktoren, die ein besonders hohes Potenzial für die Bindung aufweisen. Sie werden von einer Mehrheit hoch priorisiert, aber nur einer Minderheit der Unternehmen gelingt es hier für eine hohe Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden zu sorgen:
Zwei Drittel finden das Gehalt für die Bindung an ihren Arbeitgeber sehr wichtig, nur 19,9 % sind mit ihrem aktuellen Gehalt sehr zufrieden, 26,2 % sogar unzufrieden. Bei über einem Viertel der Fachkräfte besteht also ein erhöhtes Fluktuationsrisiko aufgrund des Gehalts. Im Handel (33,8 %) und in der Pflege (30,5 %) sind besonders viele Fachkräfte mit ihrem Gehalt unzufrieden. Im Handel wird der Wettbewerb schon jetzt über das Gehalt ausgetragen. In der Pflege zahlen Zeitarbeitsunternehmen zum Teil überdurchschnittlich und gewinnen bei Fachkräften damit an Terrain gegenüber den Arbeitgebern der Branche.
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Sieben von zehn Fachkräften ist das Vorgesetztenverhalten sehr wichtig für die Mitarbeiterbindung. Nur etwas mehr als ein Drittel sind damit rundum zufrieden. Bei der stark mit Führung verbundenen Anerkennung der eigenen Leistung bestehen Defizite. Auch für Fachkräfte gilt, dass Mitarbeitende sich für einen Arbeitgeber entscheiden, aber ihre Vorgesetzten verlassen, wenn sie kündigen. Eine gute Führungskultur ist ein zentraler Bindungsfaktor.
Der Wunsch nach einer guten Work-Life-Balance ist kein ausschließliches Kennzeichen von Akademiker:innen. Auch Fachkräfte mit Berufsausbildung legen hohen Wert darauf. Doch nur vier von zehn Fachkräften sind wirklich zufrieden mit ihrer Work-Life-Balance. In vielen Unternehmen dürfte dieser Aspekt ausbaufähig sein. Das gilt zum Beispiel für die Pflege: Hier finden 76,7 % die Work-Life-Balance für die Mitarbeiterbindung sehr wichtig, aber nur 28,9 % sind damit aktuell sehr zufrieden.