Der Mangel an Fachkräften ist seit Jahren ein viel diskutiertes Thema. Aber spätestens seit der Corona-Pandemie hat sich der allgemeine Arbeitskräftemangel zu einer Wachstumsbremse für viele Unternehmen entwickelt. Um im Umfeld eines leergefegten Bewerbermarktes und endloser Rekrutierungskanäle dennoch die Personalbedarfe seiner Kunden decken zu können, hat der Personaldienstleister Franz & Wach seine Candidate Journey mithilfe der Zen-Lehre neu ausgerichtet.
Das Erleben des Augenblicks
Wichtige Entscheidungen werden niemals rein rational getroffen werden, sondern stets auch emotional. Bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers treffen Bewerber gleich mehrere Entscheidungen, bevor ein Arbeitsvertrag unterschrieben wird. Entlang der Candidate Journey gibt es Situationen, welche die Gefahr bergen, dass ein Bewerber sich vom zukünftigen Arbeitgeber wieder abwendet. „Wir möchten aber, genau wie wohl alle anderen Arbeitgeber, gerne selbst entscheiden, wer bei uns anfängt – und wer nicht. Deshalb sollte nichts und niemand dazu führen, dass ein Bewerber seine Bewerbung zurückzieht“, erklärt Ralf Eisenbeiß den Anspruch an das eigene Recruiting.
Mithilfe des japanischen Wirtschaftspsychologen Kazuma Hashimoto analysierte der Personaldienstleister die eigene Candidate Journey als „Fluss des Erlebens“. „Dieses Bild spielt im Zen-Buddhismus eine wichtige Rolle und führt uns auch im Bewerbermanagement zu neuen Erkenntnissen“, erläutert Pressesprecher Eisenbeiß. Eine Bewerbungssituation ist für die meisten Kandidaten eine emotionale Belastung. Immerhin ist die Entscheidung für einen neuen Arbeitgeber folgenreich und wird daher mit Bedacht getroffen. Die Touchpoints entlang der Candidate Journey sollten so gestaltet werden, dass die Bewerber sich möglichst wohlfühlen und sich auf die mitgebrachten Fragen und den neuen Arbeitgeber konzentrieren können. Störende Elemente an den Touchpoints und in den Gesprächen sind daher zu vermeiden.
Verbesserungen entlang der Candidate Journey
Im Rahmen der Analysen erhielten die Bewerber an mehreren Punkten der Candidate Journey die Möglichkeit, Feedback zu geben. Dies erfolgte teils durch kurze Fragebogen, die anonym ausgefüllt und eingereicht werden konnten. Teils wurde das Feedback im Rahmen von Interviews eingeholt, die von externen Experten geführt wurden. Auf diese Weise erhielt der Arbeitgeber ein detailliertes Bild davon, wie die Kandidaten sich entlang der Bewerbungskette fühlen und an welchen Stellen ein Aussteigen am besten zu verhindern ist.
In der Folge konnten zum Beispiel die Frage-Antwort-Routinen optimiert werden, die der Personaldienstleister bei Bewerbungen per WhatsApp, über Social-Media-Kanäle oder über die mobile-optimierte Homepage einsetzt. Dieser digitale Wegabschnitt der Candidate Journey ist für Franz & Wach von zentraler Bedeutung, weil die meisten Bewerbungen digital eingehen und mit den hier gewonnenen Daten auch bereits das erste Matching zwischen Bewerbern und zu besetzenden Stellen stattfindet.
Neben dem digitalen Bewerbungsweg wurden aber auch die Räumlichkeiten verbessert, in denen sich die Kandidaten im Laufe des Bewerbungsverfahrens aufhalten – vom Empfang über den Wartebereich bis zum Raum für die Vorstellungsgespräche. Das vorhandene Filialkonzept wurde um Wohlfühlelemente ergänzt, wie zum Beispiel bequemere Sitzmöbel und atmosphärische Beleuchtung. Schließlich wurde auch noch ein Schulungsmodul entwickelt, um das Filialpersonal mit den Neuerungen vertraut zu machen und zusätzlich zu sensibilisieren.
Höhere Bewerberzahlen und niedrigere CPA
„Dass wir mit unseren Maßnahmen die Candidate Journey signifikant verbessern konnten, zeigt sich nicht nur im Feedback der Kandidaten, sondern auch in den Recruiting-relevanten Kennzahlen“, erklärt Eisenbeiß. „So konnte beispielsweise der Anteil der abgebrochenen Online-Bewerbungen von 44 Prozent auf nahezu zehn Prozent reduziert werden. Und dies allein dadurch, dass wir uns bei den Fragen auf die wirklich wichtigen Dinge konzentriert haben.“
Vermutlich hat sich die angenehme Kandidatenerfahrung dann auch herumgesprochen. So interpretiert zumindest das Unternehmen die gestiegenen Bewerberzahlen bei gleichem Ressourceneinsatz in der Stellenausschreibung. Unterm Strich sind damit auch die Kosten pro Bewerbung (CPA) deutlich gesunken. „Das Wichtigste für uns ist aber“, so Eisenbeiß weiter, „dass wir einerseits schon im Bewerbungsprozess eine bessere Identifikation mit unserer Dienstleistung erreichen und andererseits auch deutlich mehr Mitarbeiter erhalten, die wir unseren Kunden dann überlassen können. Und das ist gerade beim aktuellen Arbeitskräftemangel ein sehr gewichtiges Pfund.“