Christof Quiring, Head of Workplace Investing Germany bei Fidelity International, erklärt auf dem „Praxisforum Total Rewards“ des F.A.Z.-Fachverlags FRANKFURT BUSINESS MEDIA, wie Beschäftigte im Laufe ihrer jahrzehntelangen Berufstätigkeit bis zum Renteneintritt vorsorgen können, welche Richtwerte sie für die Vorsorgeplanung zugrunde legen sollten und wie Arbeitgeber ihre Mitarbeiter bei der Planung unterstützen können.
Wer für das Alter vorsorgen möchte, sollte sich vier wesentliche Fragen stellen:
- Wie viel muss ich für den Ruhestand ansparen?
- Woher beziehe ich mein Einkommen im Ruhestand?
- Wie stelle ich sicher, dass mein Geld im Ruhestand ausreicht?
- Wie viel sollte ich jährlich ansparen, wenn ich ein gewisses Ziel habe?
Vielen Beschäftigten fällt es schwer, diese Fragen zu beantworten. Sie scheitern bereits bei der ersten Frage nach dem benötigten Kapital für den Ruhestand. Eine allgemeine Faustregel, die vor allem in der Politik oft genannt wird, besagt, dass Menschen im Ruhestand mindestens 65 bis 70 Prozent ihres letzten Gehalts zur Verfügung haben sollten. Nach einer aktuellen Studie der Universität Bochum im Auftrag von Fidelity International liegt diese Zahl jedoch noch höher, nämlich bei 85 Prozent. Erst dieses Niveau reicht laut den Befragungsergebnissen aus, damit sich Menschen im Alter all das ermöglichen können, was sie zum Leben brauchen, und damit sie das tun können, was sie gern möchten.
Angesichts dieses hohen Wertes rät Christof Quiring Unternehmen, den Mitarbeitern das Thema Altersvorsorge so früh wie möglich nahezubringen. Doch wie gelingt das und wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter unterstützen, sich bei der Verwaltung ihrer Finanzen gut aufgehoben zu fühlen?
Financial Wellness als Teil von Total Rewards
Quiring sieht das Thema Financial Wellness ganz klar als Teil von Total Rewards. „Die wesentlichen Komponenten einer Gesamtvergütung sind das Grundgehalt sowie eine variable Vergütung, Long-Term-Incentive-Pläne wie Aktiensparpläne, die betriebliche Altersversorgung (bAV) sowie eventuell auch vermögenswirksame Leistungen“, so der Altersvorsorgeexperte. Bei der Wahl der passenden Variablen könne der Arbeitgeber eine wichtige Rolle spielen. „Erstens bringen Arbeitnehmer ihren Arbeitgebern generell ein hohes Vertrauen entgegen“, sagt Quiring. „Zweitens kann der Arbeitgeber im Rahmen von Total Rewards das komplexe Thema Altersvorsorge für den Arbeitnehmer reduzieren, indem er ihm einen bAV-Anbieter heraussucht und ihm anbietet.“ Und drittens kann der Arbeitgeber durch seine Einkaufsmacht bessere Vorsorgelösungen und Konditionen für seine Mitarbeiter ermöglichen, als es jeder einzelne Berufstätige könnte.
Die Vermögensbildung über den Arbeitgeber ist eine der wichtigsten Säulen der Altersvorsorge. Je früher ein Arbeitgeber einem Mitarbeiter eine Vermögensbildung anbietet, umso höher sind später die Chancen für einen auskömmlichen Ruhestand. Arbeitgeber sollten – so rät Christof Quiring – ihren Mitarbeitern bereits direkt nach der Ausbildung oder dem Studium ein solches Instrument anbieten. Der Experte geht noch einen Schritt weiter: „In andern Ländern bieten Unternehmen ihren Mitarbeitern verpflichtend eine bAV an, allerdings mit einer Opting-out-Möglichkeit.“ So sei jeder Arbeitnehmer erst einmal gut abgesichert. Wer aussteigen möchte, müsse selbst aktiv werden.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersversorgung. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das F.A.Z.-Personaljournal. Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.