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Hemmnisse beim Wissenstransfer zwischen Generationen

Ältere Mitarbeiterin mit jüngeren Kollegen im Gespräch
Hier klappt der Wissenstransfer. Fühlen sich ältere Mitarbeiter jedoch diskriminiert, hemmt das die Weitergabe ihres Know-hows an Jüngere.
Foto: © insta_photos-stock.adobe.com

Der Erfahrungsschatz älterer Mitarbeiter ist für Unternehmen eine wertvolle Ressource. Allerdings teilen ältere Mitarbeiter, die aufgrund negativer Erlebnisse ein zu geringes Zutrauen in die eigene Kompetenz (Selbstwirksamkeit) haben und sich benachteiligt fühlen, ihre Kenntnisse und Erfahrungen zu selten mit jüngeren Kollegen. Das geht aus der aktuellen Studie „To share or not to share: A social-cognitive internalization model to explain how age discrimination impairs older employees’ knowledge sharing with younger colleagues“ aus dem Bereich Arbeits- und Organisationspsychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hervor. An der Befragung nahmen rund 600 Mitarbeiter teil.

Für die Weitergabe von Wissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen spielt die soziale Wahrnehmung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine zentrale Rolle,

sagt Dr. Ulrike Fasbender von der JLU. Wahrgenommene Benachteiligung aufgrund des Alters sei nicht nur ein Problem der Mitarbeiter, sondern für das gesamte Unternehmen. Diskriminierung verändere das Verhalten Betroffener am Arbeitsplatz, so die Psychologin: Ältere Beschäftigte verinnerlichten das negative soziale Urteil anderer kognitiv und fühlten sich daher weniger sicher, ihr Fachwissen mit jüngeren Kollegen zu teilen. Dies bedeute letztendlich, dass wertvolles Wissen verloren gehe und jüngere Mitarbeiter sich nicht weiterentwickeln könnten, indem sie von ihren erfahreneren Kollegen lernen.

Babyboomer erreichen Rentenalter – ihr Wissen muss bewahrt werden

Gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des bevorstehenden Eintritts der geburtenstarken Babyboomer ins Rentnerleben werde es noch wichtiger, das Wissen dieser Generation zu bewahren, betont Dr. Ulrike Fasbender, die in der Arbeits- und Organisationspsychologie der JLU forscht und lehrt. Die offensichtliche Folgerung sei also, dass Unternehmen die Diskriminierung Älterer mit allem Mittel bekämpfen müssen.

Weiterbildung Älterer hilft nicht gegen wahrgenommene Diskriminierung

Im Rahmen der Studie hat Fasbender auch die Effekte verschiedener altersangepasster Personalentwicklungsmaßnahmen. Weiterbildung und Zugeständnisse seien ein wichtiger Ansatzpunkt für Unternehmen, förderliche Bedingungen für den Wissenstransfer zu schaffen. Die Bewertung solcher Maßnahmen, so die Wissenschaftlerin, sei jedoch insgesamt eher ernüchternd ausgefallen: HR-Praktiken, die sich gezielt an ältere Mitarbeiter richten, hätten sich aus Sicht des Forschungsteams zwar als nützlich erwiesen, dennoch könnten sie den negativen Auswirkungen einer wahrgenommenen Diskriminierung aufgrund des Alters nicht entgegenwirken.

Weitere Informationen zur Studie gibt es > hier.

Ute Wolter ist freie Mitarbeiterin der Personalwirtschaft in Freiburg und verfasst regelmäßig News, Artikel und Interviews für die Webseite.