Update 22. Mai 2025: Das im Jahressteuergesetz 2024 geplante Mobilitätsbudget ist vom Tisch. Hier finden Sie die besten Optionen, die HR dennoch hat, um umweltfreundliche Mobilität steuerlich attraktiv zu gestalten.
Benefits aus dem Bereich Mobilität werden im Ringen um qualifizierte Führungs- und Fachkräfte immer bedeutsamer und sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie.
So vielfältig wie die Mobilitätsbedürfnisse von Arbeitnehmenden in verschiedenen Lebensphasen und -umfeldern, so vielförmig sind inzwischen auch die Angebote von Unternehmen. Gefragt, welche Prioritäten Arbeitgeber bei ihrer Mobilitätsstrategie setzen, antworteten 85 Prozent, dass sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern wollen. Für annähernd 70 Prozent ist das Mobilitätsportfolio zudem ein wesentlicher Bestandteil im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen: Die Verminderung des CO₂-Ausstoßes und die Umstellung des Fuhrparks auf E-Mobilität stehen für 62 Prozent der Befragten im Mittelpunkt. Dies sind einige der wesentlichen Erkenntnisse der Kienbaum Markt- und Trendstudie „Mobilitäts-Benefits“ unter 55 Unternehmen.
Dienstwagen auch für jüngere Beschäftigte attraktiv
Der Firmenwagen ist nach wie vor ein hoch geschätzter Benefit. Dies gilt auch im Hinblick auf jüngere Arbeitnehmende. Oft ist zwar die Rede davon, dass speziell jüngere Fachkräfte mit anderen Gewohnheiten und Einstellungen gerade im städtischen Umfeld Dienstwagen als wenig sinnvoll einschätzen. Das lässt sich in dieser Pauschalität jedoch nicht bestätigen. Nach einer kürzlich von Kienbaum durchgeführten Befragung unter 1300 Arbeitnehmenden zeigten von allen untersuchten Zielgruppen vor allem Young Talents (hoch qualifizierte Nachwuchskräfte zwischen 25 bis 35 Jahren) eine besondere Präferenz für den Firmenwagen. Nahezu 86 Prozent der befragten Personen gaben an, dass ein Firmenwagen ein besonders attraktives Angebot sei. Diese ausgeprägte Präferenz scheinen nicht alle HR-Verantwortlichen wahrzunehmen. Lediglich 44 Prozent der befragten Personaler stimmten der Aussage zu, dass „ein Firmenwagen auch für junge Arbeitnehmende im städtischen Bereich attraktiv“ sei.

Der privat nutzbare Dienstwagen hat mit rund 89 Prozent nach wie vor die größte Verbreitung unter den angebotenen Mobilitätsleistungen der Unternehmen. In der Regel steht diese Nutzung vor allem dem Topmanagement zur Verfügung (96 Prozent). Eine nennenswerte Verbreitung hat das Firmenfahrzeug im Übrigen noch im Bereich des mittleren Managements und bei den Fachkräften im Außendienst (siehe Abbildung 1). Das durchschnittliche Leasingbudget für den Wagen beträgt im Topmanagement 1262 Euro pro Monat, im mittleren Management 873 Euro und im Segment der Fachkräfte im Außendienst 699 Euro. Lediglich in einem Viertel der befragten Unternehmen wird bei der Budgethöhe zwischen den Antriebsarten differenziert. In diesen liegen die Budgets für E-Mobile im Schnitt um zehn und zwanzig Prozent höher. Die dominanten Fahrzeugmarken sind nach wie vor Audi, Volkswagen, BMW und Mercedes. In gut einem Viertel der Unternehmen haben diejenigen, denen ein Dienstwagen zusteht, auch die Alternative, einen Zuschuss für ihr persönliches Kraftfahrzeug (Car Allowance) zu erhalten.
Andere Fortbewegungsformen holen auf
Zwar dominiert der Dienstwagen noch immer den Weg zur Arbeitsstelle, aber andere Angebote nehmen stark zu. Dies gilt insbesondere für das sogenannte Dienst-Bike. 84 Prozent der Unternehmen bieten es inzwischen als Nebenleistung an. Betrachtet man den Trend aus vergangenen Erhebungen, ist deutlich zu erkennen, wie schnell sich das Dienstfahrrad nach einer anfänglichen Phase der Etablierung durchgesetzt hat.
Das Bike als gesunde, umweltfreundliche und schnelle Fortbewegungsart für den Weg zur Arbeit wird als Alternative besonders in städtischen Gebieten geschätzt. Anders als beim Dienstwagen steht dieses Angebot auch fast durchweg über alle Level zur Verfügung, wobei die Finanzierung zumeist durch Entgeltumwandlung erfolgt. Der Trend zu einer ökologisch nachhaltigen Mobilitätsstrategie zeigt sich auch in dem Ergebnis, dass in mehr als 80 Prozent der Unternehmen E-Ladesäulen auf dem Betriebsgelände eingerichtet sind. Angebote aus dem Bereich ÖPNV und Fernverkehr sind bei 64 Prozent der Befragten üblich. In erster Linie arbeiten Unternehmen mit dem finanziell geförderten Deutschlandticket beziehungsweise Jobticket. Auch die BahnCard hat eine größere Verbreitung – jedoch wird diese bislang überwiegend nur für berufliche Reisen zur Verfügung gestellt.
Trend geht zum Mobilitätsbudget
Standen bislang einzelne Mobilitätsangebote im Vordergrund, so setzen sich mittlerweile sogenannte flexible Mobilitätsbudgets immer mehr durch. Hierbei handelt es sich um einen frei einsetzbaren Betrag, um verschiedene Fortbewegungsformen nach individuellem Bedarf nutzen zu können. Statt beispielsweise eines Dienstwagens oder einer BahnCard erhalten die Beschäftigten eine monatliche Summe, die sie für eine Vielzahl von Verkehrsmitteln einsetzen können – von Carsharing über E-Scooter bis hin zu ÖPNV-Angeboten, Fahrrädern oder sogar Taxifahrten.
Noch vor wenigen Jahren gab es in Deutschland nur einzelne Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden diese Innovation in ihrem Portfolio angeboten haben. Aktuell sind Mobilitätsbudgets bereits in 13 Prozent der Unternehmen eingeführt oder zumindest in Planung. Dieser Trend wird sich zukünftig weiter fortsetzen: 67 Prozent der befragten Unternehmen haben sich in den vergangenen 18 Monaten zum Thema Mobilitätsbudget informiert. 57 Prozent der Unternehmen sind der Auffassung, dass Mobilitätsbudgets in den nächsten fünf Jahren sogar den Firmenwagen als wichtigsten Benefit ablösen werden.
Smarte Administration machbar
Die Höhe der Budgets ist in aller Regel nach Leveln differenziert. Für die Administration solcher Modelle, die im Hinblick auf unterschiedliche Budgets und differenzierte steuerliche Rahmenbedingungen je nach genutztem Mobilitätsangebot einen gewissen Aufwand für die Lohnbuchhaltung nach sich ziehen, gibt es mittlerweile im Markt etliche technische Lösungen. Viele Anbieter von Apps ermöglichen auch eine Einbindung in die Lohnbuchhaltungssysteme. Gleichwohl sind Unternehmen bei der Nutzung solcher Apps noch zurückhaltend, teils aus Kostengründen, teils aus rechtlichen Gründen. Sicherlich muss der Einsatz solcher Lösungen im Einzelfall immer daraufhin geprüft werden, ob und inwieweit damit die unternehmensspezifischen Anforderungen erfüllt werden. Die Einführung eines Mobilitätsbudgets ist also nicht ohne Herausforderungen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Abwicklung reibungslos funktioniert, wobei eben die Integration verschiedener Mobilitätsdienste komplex sein kann. Zudem müssen Arbeitgeber die steuerlichen Fragen klären. Gleichwohl bietet das flexible Mobilitätsbudget viele Vorteile, die den Aufwand – speziell im Einführungsstadium – lohnen:
- Wer umweltfreundliche Alternativen wählen kann, unterstützt den Übergang zu einer nachhaltigeren Mobilität. Nutzer können bewusst auf emissionsarme Verkehrsmittel umsteigen und tragen so zu einer Reduzierung des CO₂-Ausstoßes bei.
- Beinhaltet das Mobilitätsbudget auch die Möglichkeit, einen Dienstwagen zu leasen, so besteht aufgrund der übrigen wählbaren Mobilitätsangebote ein Anreiz, ein kleineres beziehungsweise umweltfreundlicheres Auto zu wählen.
- Gleichzeitig bietet das Budget Mitarbeitenden die Flexibilität, ihre individuell bevorzugten Fortbewegungsformen zu wählen. Das zahlt auch auf Arbeitgeberattraktivität ein.
In einer Welt, in der der Zugang zu Mobilität immer wichtiger wird und gleichzeitig ressourcenschonend gestaltet werden muss, stellt das Mobilitätsbudget eine innovative und zukunftsweisende Lösung dar.
Resümee
Die Untersuchung zeigt, dass der Dienstwagen nach wie vor keine kleine Bedeutung im Benefit-Portfolio hat. Nachhaltigkeitsaspekte, insbesondere im Hinblick auf umweltfreundliche Antriebsarten, stehen jedoch bei der Wahl der Automodelle mittlerweile im Fokus. Zudem werden andere Mobilitätsangebote immer beliebter. Speziell flexible Mobilitätsbudgets, mit denen Unternehmen gleich mehrere Aspekte ihrer Mobilitätsstrategie abdecken können, werden in Ihrer Bedeutung in den kommenden Jahren stark zunehmen.
Autor
Tom Feldkamp,
Manager, Compensation & Performance Management & Benefits, Kienbaum Consultants International
tom.feldkamp@kienbaum.de
www.kienbaum.de
Matthias Kopiske,
Manager, Compensation & Performance Management & Benefits, Kienbaum Consultants International
matthias.kopiske@kienbaum.de
www.kienbaum.de
