Rund 100 Vorstandsposten der 160 in DAX, MDAX und SDAX notierten Unternehmen werden jedes Jahr neu besetzt. Dabei holen immer mehr Unternehmen Frauen in die obersten Positionen. Diese bleiben dort aber meist allein unter männlichen Kollegen.
Wie eine aktuelle Auswertung der Allbright-Stiftung zeigt, gingen zwischen September 2022 und September 2023 nur rund ein Drittel (37 Prozent) der neubesetzten Vorstandsposten an Frauen. Damit sank erstmals die Zahl der Unternehmen, die einen rein männlich besetzten Vorstand haben auf 66. 94 Unternehmen haben gemischte Teams, allerdings haben 71 von ihnen nur eine einzige Frau im Vorstand.
Auch wenn es einen Aufwärtstrend gibt (plus 3 Prozentpunkte), bleibt der Frauenanteil in den Vorständen gering: Nicht einmal jede fünfte Vorstandsposition ist mit einer Frau besetzt (17,4 Prozent). Der Aufwärtstrend ist vor allem bei den MDax-Konzernen zu beobachten. Die Im MDAX ist die Konkurrenz um Vorständinnen besonders groß, da es dort noch Nachholbedarf gab – viele Unternehmen holten hier nun die erste Frau in den Vorstand. Der Frauenanteil der 50 MDAX-Konzerne stieg somit um gut 5 Prozentpunkte. Deutschland liegt beim Frauenanteil in den Vorständen insgesamt noch immer deutlich unter dem Niveau anderer Länder: Vergleicht man den Anteil der 40 größten Börsenunternehmen auf internationaler Ebene, liegen weiterhin die USA vorn (32,6 Prozent), gefolgt von Großbritannien (29,5 Prozent), Frankreich (27,9 Prozent) und Schweden (27,2 Prozent). Mit einem Anteil von 23,2 Prozent im DAX hinkt Deutschland hinterher. Schlechter steht derzeit nur Polen da (17,7 Prozent).
Frauen im Vorstand stehen für Veränderungsfähigkeit von Unternehmen
„Viele Unternehmen haben nun eine Frau im Vorstand, das entwickelt sich gerade zur neuen Norm. Dieses Verständnis ist aber bedenklich“, sagt Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der privat finanzierten AllBright Stiftung. „Wir brauchen einen substanziellen Frauenanteil in den Vorständen, wenn wir insgesamt eine andere Dynamik in den Unternehmen sehen wollen.“ Die Stiftung wertet jährlich die Besetzung von Vorstandspositionen aus und setzt sich generell dafür ein, dass Unternehmen Führungsteams nicht immer aus der gleichen, homogenen Gruppe rekrutieren.
In Deutschland gingen zwar Unternehmen wie die Allianz, Beiersdorf, die DeutscheTelekom, Mercedes Benz und Zalando mit einem hohen Frauenanteil voran. Damit allerdings Chancengleichheit nachhaltig in der deutschen Wirtschaft verankert werden könne, bräuchte Deutschland dringend mehr Frauen in den entscheidenden Positionen der Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden. Zudem stünden Frauen in Vorständen als gute Indikatoren für die Veränderungsfähigkeit von Unternehmen. Auch aus Anlegersicht ist das Thema Frauen im Spitzenmanagement interessant. Verschiedene Studien belegen, dass diverse Teams erfolgreicher und resilienter sind und somit bessere Ergebnisse liefern können und zudem sozialer, ökologischer und nachhaltiger handelten.
Kirstin Gründel beschäftigt sich mit den Themen Compensation & Benefits, Vergütung und betriebliche Altersvorsorge. Zudem kümmert sie sich als Redakteurin um das Magazin "Comp & Ben". Sie ist redaktionelle Ansprechpartnerin für das Praxisforum Total Rewards.

